In den letzten Jahren gab es einen großen Hype um verpackungsloses Einkaufen. Viele Unverpackt-Geschäfte und Supermärkte schossen aus dem Boden. Heute sind viele Ladenbesitzer mit der Realität konfrontiert: Die Kundschaft bleibt oft aus. Zahlreiche Geschäfte mussten wieder schließen.
Zu starker Fokus auf Verpackungsvermeidung
Die Vermeidung von Verpackung stand lange im Fokus. Doch was viele nicht wissen: Der CO2-Verbrauch von Lebensmittelverpackungen fällt im Vergleich zu Produktherstellung und Transport tatsächlich kaum ins Gewicht: Bei Butter macht der CO2-Verbrauch der Verpackung zum Beispiel nur 0,4 Prozent, bei Kaffee 1,6 Prozent, bei Schokolade sieben Prozent und bei tiefgefrorenem Gemüse immerhin zehn Prozent aus.
Verpackungen einfach weglassen, geht bei einigen Produkten nicht. Denn sie schützen das Produkt und machen es länger haltbar. Ein Dilemma. Daher könnte die richtige Verpackung eine Lösung sein.
Ab 2025 wird die Plastiksteuer umgesetzt
Fast ein Viertel der Verpackungen wird noch aus Kunststoff hergestellt. 2021 hat die EU deshalb für alle Mitgliedstaaten eine Plastikabgabe auf nicht recycelte Plastikabfälle verhängt. In Deutschland wird diese Abgabe bisher vom Bundeshaushalt finanziert. Ab 2025 müssen die Hersteller die Kosten tragen. Pro Kilogramm nicht recyceltem Plastikmüll fallen dann 80 Cent an. Diese Kosten könnten dann an den Verbraucher weitergegeben werden.
Bis 2040 will die EU zudem mit einer neuen Verpackungsverordnung, die am 4.3.2024 auf den Weg gebracht wurde, auf 15 Prozent weniger Verpackungsabfälle kommen im Vergleich zu 2018. Dabei sollen auch Mehrweg-Verpackungen deutlich mehr Gewicht bekommen.
Mehrweg bei regionalen Produkten besonders geeignet
Nicht jede Mehrwegverpackung ist aber automatisch CO2-sparender als eine Einwegverpackung: "Auch da muss man genau hinschauen, es hängt vom Gewicht der Verpackung, von den Transportwegen und vom Aufwand der Reinigung ab", sagt Professor Sven Sängerlaub, Professor für Verpackungstechnik von der Hochschule München. So kann ein Joghurt im Einwegbecher eine bessere Ökobilanz haben, als einer im Mehrwegglas, wenn das deutliche schwerere Glas einen weiten Transportweg hatte.
"Generell kann man sagen, je regionaler das Produkt, desto mehr lohnt sich eine Mehrwegverpackung.“ Sven Sängerlaub, Professor für Verpackungstechnik
Mit künstlicher Intelligenz zur nachhaltigen Verpackung
Die Verpackungsindustrie arbeitet an neuen Lösungen. Die Münchner Firma Pacoon zum Beispiel geht neue Wege. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz will das Unternehmen Verpackungen optimieren oder auch neu entwickeln: "Über KI können wir sehr schnell errechnen, wie viel Material wir einsparen können, inwieweit wir die Stabilität erhöhen können und welche Auswirkungen das auf den CO2-Fußabdruck hat", so Peter Désilets, Geschäftsführer von Pacoon.
Das Unternehmen hat eine Margarinen-Verpackung aus Papierfasern erfunden, die bereits in Österreich im Handel ist. Bisher kam hierbei meistens Plastik zum Einsatz. Außerdem haben die Mitarbeiter ein besonders gehärtetes Glas entwickelt, das nur schwer zerbrechen kann. Bald soll es als Mehrwegbehälter in den Handel gehen:
"Das führt dann natürlich dazu, dass man die Behälter sehr viel länger nutzen kann, sehr viel länger im Umlauf behalten kann. Und mit jedem Umlauf wird ein Mehrweg-System gegenüber einem Einweg-System deutlich effizienter", so Peter Désilets.
Die Verpackungsindustrie in Deutschland ist in Bewegung. Mit neuartigen Verpackungen, die dafür sorgen, dass Lebensmittel länger haltbar sind, kann sie auch einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung leisten.
Bis zum Jahr 2030 will die EU Lebensmittelverschwendung halbieren. Mit 59 Prozent entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten. Allein in Bayern sind das 544.000 Tonnen pro Jahr, das entspricht 43 kg pro Kopf. Hier wäre also noch erhebliches Sparpotential, was CO2 angeht.
Im Video: Plastik-Verpackungen sollen zurückgedrängt werden: Herausforderungen für Folien-Hersteller in Oberfranken
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