Weitere Ortschaften im Norden Athens mussten evakuiert werden, ganze Dörfer stehen rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt in Brand: Ippokratios Politia, Kryoneri, Kapandriti zählen zu den Vororten, die in Flammen stehen. Rund 450 Feuerwehrmänner und -frauen versuchen vergeblich, die Feuerfront zu stoppen oder zu bremsen. Einzelne heftige Windstöße fachen die Brände immer weiter an und kommen einem Umspannwerk in der Ortschaft Agios Stefanos bedrohlich nahe. Sollte das Werk in Flammen aufgehen, gäbe es einen großen Stromausfall in ganz Athen.
Auch im Norden Atticas sind neue Feuer ausgebrochen. Bewohner und Urlauber rund um den Marathon-See werden in Sicherheit gebracht, die Feuerwehr hofft, die antiken Stätten von Marathon schützen zu können. Laut Zivilschutzministerium brannte es am Freitagnachmittag landesweit an 57 verschiedenen Orten.
Minister: Waldbrände von nie dagewesener Intensität
"Wir stehen vor einer weiteren, noch schwierigeren Nacht", sagte der stellvertretende Katastrophenschutzminister Nikos Hardalias am Freitag vor Reportern. Die Waldbrände seien von noch nie dagewesener Intensität. Alle Kräfte seien Tag und Nacht zusammen mit Freiwilligen im Einsatz, um Leben zu retten.
Zwei Todesopfer bei Bränden in Griechenland
In Griechenland gibt es erste Todesopfer. Ein 38-jähriger Mann der Freiwilligen Feuerwehr aus Ippokratios Politia wurde von einem umfallenden Strommast am Kopf verletzt und starb wenig später im Krankenhaus.
In der Ortschaft Kryoneri kam der Präsident der Athener Industrie- und Handelskammer, Konstantinos Michalos, ums Leben. Er wurde bewusstlos in seiner Fabrik in unmittelbarer Nähe der Brände gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er für tot erklärt wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP vom Krankenhaus erfuhr.
Die Löschflugzeuge und -hubschrauber hatten zuvor den ganzen Tag über vergeblich versucht, die Brände trotz starker Winde unter Kontrolle zu bringen. Bei Einbruch der Dunkelheit mussten sie den Dienst einstellen.
Insel Euböa erstickt in Rauchwolke
Auch auf Euböa ist die Lage gefährlich. Die zweitgrößte, stark bewaldete griechische Insel erstickt unter einer einzigen Rauchwolke aus zahllosen Brandherden. Immer wieder neue Ortschaften wurden evakuiert. So verließen unter anderem rund 2.000 Einwohner den Ortes Limni im Nordwesten der Insel. Sie wurden am Abend von Fähren abgeholt, weil der Landweg vom Feuer abgeschnitten war.
Auf dem Peloponnes zeichnet sich ebenfalls keine Entspannung ab. Weitere Dörfer mussten im Laufe des Freitagnachmittags evakuiert werden, darunter auch der beliebte Touristenort Gytheion, eine malerische Hafenstadt in der Nähe von Sparta.
Auf der Insel Evia in der Nähe von Athen evakuierte die Küstenwache 650 Menschen mit Booten, da sich die vom Wind angefachten Waldbrände bis zur Küste ausbreiteten.
Türkei: Brände in fünf Provinzen
Angespannt ist die Lage auch in der Türkei. Dort setzte die Feuerwehr am zehnten Tag in Folge ihre Kämpfe gegen die Brände in fünf Provinzen fort. Betroffen waren erneut die Touristengebiete von Antalya und Mugla. Der türkische Fernsehsender NTV berichtete von weiteren Evakuierungen. Die Behörden zählten 208 Brände seit Ende Juli, von denen zwölf am Freitag noch aktiv waren. Dabei kamen bisher mindestens acht Menschen ums Leben.
Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erleben Griechenland und die Türkei eine außergewöhnliche Hitzewelle. Der griechische Zivilschutz warnte Einwohner und Urlauber im ganzen Land per SMS vor der "extremen Brandgefahr in den kommenden Tagen".
Italien: Zwei Tote bei Waldbrand in Kalabrien
Indes hat ein Waldbrand in der italienischen Region Kalabrien nach Medienberichten zwei Menschen das Leben gekostet. Sie seien an einer Rauchvergiftung gestorben, meldeten Lokalmedien am Freitag. Einen Behördenvertreter zitierte die Nachrichtenagentur LaPresse mit den Worten, dass Einsatzkräfte mit Unterstützung von Löschflugzeugen einen Brand bekämpften, der an drei Fronten lodere.
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