Unruhen in Vorort von Paris
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Unruhen in Vorort von Paris

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Wegen Unruhen: Macron sagt Staatsbesuch in Deutschland ab

Wegen der Krawalle in Frankreich kommt Präsident Macron nicht wie geplant an diesem Sonntag zum Staatsbesuch nach Deutschland. Bundespräsident Steinmeier bedauert die Absage, zeigt aber zugleich Verständnis angesichts der Lage im Nachbarland.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat seinen Staatsbesuch in Deutschland wegen der anhaltenden Krawalle in Frankreich abgesagt. Das teilten der Elysée-Palast in Paris und das Präsidialamt in Berlin mit.

Macron habe am Samstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet, sagte eine Sprecherin Steinmeiers. "Präsident Macron hat darum gebeten, den geplanten Staatsbesuch in Deutschland zu verschieben." Steinmeier bedauere die Absage und habe vollstes Verständnis angesichts der Situation in Frankreich. Er verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Steinmeier hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen baldmöglich beendet und der soziale Friede wieder hergestellt werden kann.

Macron will Staatsbesuch nachholen

Macron wollte vom 2. bis 4. Juli zu einem Staatsbesuch nach Deutschland kommen und dabei Ludwigsburg, Berlin und Dresden besuchen. "Der Besuch soll baldmöglichst nachgeholt werden", sagte die Sprecherin. Bereits im März musste der Besuch des neuen britischen Königs Charles III. in Frankreich wegen der dortigen Proteste gegen die Rentenreform verschoben worden.

Im Umkreis von Macron hieß es in Paris, dass ein Staatsbesuch ein Freundschaftsbesuch und "rein protokollarisch" sei. Es werde einen günstigeren Zeitpunkt geben. "Die Franzosen hätten es nicht gut verstanden, wenn er nach Deutschland gereist wäre. Diese Tage in Paris sind wichtig", hieß es. Deshalb habe Macron seine Planungen angepasst.

Beisetzung von Nahel M. in Nanterre

Auslöser der Unruhen war der Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle am Dienstag. Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den 17-jährigen Nahel M. am Morgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Der Vorfall sorgte landesweit für Bestürzung. Der Polizist ist in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Totschlag.

Nahel M. wurde am Samstag im engsten Familienkreis in Nanterre bestattet. Die Anwälte der Familie appellierten im Vorfeld an die Medien, den Trauerfeierlichkeiten fernzubleiben.

Vierte Nacht in Folge Ausschreitungen

In mehreren französischen Städten kam es die vierte Nacht in Folge zu Ausschreitungen. Mehr als 1.300 Menschen seien festgenommen worden, teilte das Innenministerium am Samstag mit. Das Ausmaß der Gewalt sei aber geringer gewesen als in der Nacht zuvor, hieß es in dem vorläufigen Bericht.

Landesweit waren den Angaben zufolge in der Nacht 45.000 Polizisten im Einsatz. Trotz massiver Präsenz mit gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern kam es vielerorts zu Bränden und Plünderungen. Das Innenministerium zählte 2.560 Brandherde auf öffentlichen Straßen, 1.350 ausgebrannte Autos und Angriffe auf 31 Polizeiwachen.

In der Hafenstadt Marseille wurde Medienberichten zufolge eine Waffenkammer geplündert. Sieben Gewehre seien gestohlen worden. Die Polizeigewerkschaft Alliance Police sprach im Fernsehsender franceinfo von einer "Nacht voller Chaos mit Szenen beispielloser Gewalt gegen die Polizei, Plünderungen, Mörserfeuer." In Lyon explodierte ein Postamt. Im ganzen Land wurden Rathäuser in Brand gesteckt.

Macron wollte sich einem Bericht des Fernsehsenders BFMTV zufolge noch am Samstag mit verschiedenen Bürgermeistern treffen, um über die Lage zu beraten. Einige Kommunalpolitiker hatten Ausgangssperren und eine Verstärkung der Polizei gefordert.

Lage in Frankreich weiterhin heikel
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Lage in Frankreich weiterhin heikel

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