ARCHIV - 20.10.2024, Kolumbien, Cali: Afrokolumbianische Frauen treten während der Eröffnungszeremonie der COP16, einer Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema Biodiversität, in Cali, Kolumbien, auf. (zu dpa: «Lemke reist mit Nationaler Biodiversitätsstrategie nach Cali») Foto: Fernando Vergara/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Weltnaturkonferenz COP16 in Cali

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Weltgemeinschaft tritt beim Artenschutz auf der Stelle

Weltgemeinschaft tritt beim Artenschutz auf der Stelle

Kurz vor dem geplanten Ende der Artenschutzkonferenz in Cali hat die kolumbianische Präsidentschaft einen Kompromissvorschlag vorgelegt – unter anderem zu Finanzierungsfragen. Umweltministerin Lemke sieht beim globalen Naturschutz noch viel zu tun.

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Auf der UN-Artenschutzkonferenz COP16 soll am Freitagabend (Ortszeit) eine Abschlusserklärung verabschiedet werden. Doch nur wenige Stunden davor hat Gastgeber Kolumbien einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Zahlreiche Teilnehmer gehen davon aus, dass die Konferenz jetzt am Samstag in die Verlängerung geht.

Der vorgelegte Text für eine Abschlusserklärung umfasst neue Vorschläge zu den drei umstrittensten Punkten: der Kontrolle der bereits vereinbarten Maßnahmen zum Artenschutz, der Finanzierung dieser Maßnahmen und der Gewinnaufteilung von Unternehmen, die mit den Gendaten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern Profite machen.

Lemke zu Naturschutz: "Lange nicht da, wo wir hin müssen"

Nach den Verhandlungen bei der UN-Artenschutzkonferenz COP16 in Kolumbien sind nach Einschätzung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) noch viele Fragen offen. Das internationale Treffen in der Stadt Cali sei eine "Arbeitskonferenz" ohne große Beschlüsse gewesen, sagte sie am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Konferenz habe dazu gedient, Zwischenbilanz zu ziehen. "Aber man kann konstatieren, dass für den globalen Naturschutz noch viel zu tun ist", betonte die Grünen-Politikerin.

Positiv sei, dass in Kolumbien die Stimme der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften gestärkt worden sei, die oftmals eine wichtige Schutzverantwortung hätten. Um voranzukommen, müsse jedoch "endlich von Beschlüssen, Zielen und Strategien stärker ins Handeln" gekommen werden, forderte Lemke. Naturschutz müsse in der Realität betrieben werden, jedoch fehle an vielen Stellen ein Bewusstsein dafür.

Um in Deutschland ins Handeln zu kommen, habe sie das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vorgelegt, sagte die Umweltministerin. So soll die Wiedervernässung von Mooren oder die Renaturierung von Flussauen dem Artenschutz dienen und zugleich deren Rolle als CO₂-Senker stärken. Allerdings sei Deutschland beim Naturschutz auch noch "lange nicht da, wo wir hin müssen".

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wies darauf hin, dass der Entwurf noch nicht die Unterstützung der gesamten Bundesregierung hat. Zur COP16 zog die DUH eine gemischte Bilanz. Es fehlten politischer Wille und Geld, um in die Renaturierung von Ökosystemen zu investieren und das Artensterben zu stoppen.

Streit ums Geld bei UN-Artenschutzkonferenz

Bei der UN-Artenschutzkonferenz gelten Verhandlungen zwischen den staatlichen Vertretern über die Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen als festgefahren. "Es ist eine sehr komplexe Verhandlung mit vielen Interessen, vielen Parteien (...) und das bedeutet, dass jeder auf etwas verzichten muss", erklärte die Konferenzvorsitzende Susana Muhamad, während es bereits Gerüchte über eine eintägige Verlängerung des Gipfels gab.

In ihrem neuen Papier schlägt die kolumbianische Konferenz-Präsidentschaft unter anderem den Beginn eines Verhandlungsprozesses vor, um bis zur nächsten COP im Jahr 2026 in Armenien einen neuen Fonds zu schaffen, mit dem reiche Staaten die ärmeren Länder beim Artenschutz unterstützen. Die reichen Staaten haben sich bereits verpflichtet, ihre jährlichen Hilfen zum Naturschutz bis zum Jahr 2030 auf 30 Milliarden Dollar zu erhöhen.

Vorschlag zu Unternehmensabgaben

Zudem schlägt Kolumbien vor, dass Unternehmen ab einer bestimmten Größe, die genetische Daten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern etwa bei der Herstellung von Medikamenten oder Kosmetika nutzen, künftig 0,1 Prozent ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen. Das dabei gesammelte Geld soll dann denjenigen Ländern und Bevölkerungsgruppen zugutekommen, die diese Pflanzen- und Tierarten über Jahrhunderte erhalten haben.

UN-Generalsekretär António Guterres rief die Weltgemeinschaft zu größeren Anstrengung bei der Finanzierung des Naturschutzes auf. Es seien "viel mehr" Finanzmittel von Regierungen und dem privaten Sektor nötig, um die beschlossenen UN-Umweltschutzziele bis 2030 zu erreichen.

Die Konferenz steht unter dem Motto "Peace with Nature" ("Frieden mit der Natur"). Ziel ist die Vereinbarung eines Plans zur Umsetzung der 23 UN-Ziele der COP15 zur Eindämmung von Umweltzerstörung und weltweitem Artensterben bis 2030.

Mit Informationen von AFP

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