Die Wirtschaft befindet sich im Krisenmodus - und tut sich schwer, wieder herauszukommen. Woran liegt das? Manche sehen die Schuld bei der Regierung, andere in den Sanktionen gegen Russland. Doch es gibt nicht nur "die eine" Antwort.
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Wirtschaftskrise: Was sind die Probleme in Deutschland?

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Wirtschaftskrise: Was sind die Probleme in Deutschland?

Wirtschaftskrise: Was sind die Probleme in Deutschland?

Die Wirtschaft befindet sich im Krisenmodus - und tut sich schwer, wieder herauszukommen. Woran liegt das? Manche sehen die Schuld bei der Regierung, andere in den Sanktionen gegen Russland. Doch es gibt nicht nur "die eine" Antwort.

Stagnation statt Wachstum - Deutschlands Wirtschaft befindet sich in schwerem Fahrwasser. Das zeigen die Vorhersagen: Für das laufende Jahr erwartet die Bundesregierung laut ihrer aktuellen Konjunkturprognose nur noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. In der letzten Berechnung war man noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent ausgegangen. Und so räumen auch führende Ampel-Politiker ein, etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): Die Lage der deutschen Wirtschaft sei "dramatisch schlecht". Und Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagt: Deutschland sei "nicht mehr wettbewerbsfähig" Woran liegt das? Ist es die allgemeine Weltlage? Sind es die verhängten Sanktionen gegen Russland? Ist die Ampelregierung schuld? Alles zusammen? Oder ganz was anderes? Das neue Video von "Possoch klärt" (Oben, Link unten) beleuchtet fünf wichtige Gründe:

1. Die Weltlage

Mit einigen Krisen - die Corona-Pandemie, Inflation, Energieknappheit - haben und hatten auch andere Volkswirtschaften zu kämpfen. Dennoch nehmen andere Länder wirtschaftlich wieder an Fahrt auf, nicht so jedoch die deutsche Wirtschaft (externer Link). Ein Grund dafür ist auch der lahmende Welthandel; die globale Wachstumsrate sinkt das dritte Jahr in Folge (externer Link; möglicherweise Bezahlinhalt). Deutschland als Exportnation bekommt das besonders zu spüren; anders China, es überholt in vielen Bereichen die deutsche Exportwirtschaft (externer Link; möglicherweise Bezahlinhalt).

Monika Schnitzer, Professorin für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, sagt, Deutschland habe bisher viel davon profitiert, dass es hochwertige Güter ins Ausland exportiert habe, vor allem nach China. "Da hat die Automobilindustrie tatsächlich gepunktet mit ihren hochklassigen Autos. Jetzt muss man sagen, da hat man vielleicht doch etwas übersehen, wie schnell sich die Technologie weiterentwickelt." Insbesondere bei der Elektromobilität seien die deutschen Automobilhersteller nicht ganz so schnell gewesen wie beispielsweise Tesla oder auch die chinesischen Automobilhersteller, sagt Schnitzer im BR24-Interview für das neue "Possoch klärt" (Video oben, Link unten). Man habe unterschätzt, wie schnell die Konkurrenz da punkten würde. Jetzt exportiert China zunehmend Elektroautos in die ganze Welt.

Im Video: Was macht die Wirtschaft wirklich kaputt? Possoch klärt!

2. Die Energieversorgung

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine gab es eine Energieverknappung, weil kein russisches Gas mehr nach Deutschland floss. Dann folgte der bereits vorher beschlossene Atomausstieg, der Umbau hin zu Erneuerbarer Energie: All das führt zu Unsicherheit bei potenziellen Investoren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, sagt, es gebe diese Verunsicherung, "weil nicht klar ist, wo in sechs oder sieben Jahren ausreichend grundlastfähige, bezahlbare Energie herkommt." Dittrich fordert wettbewerbsfähige Energiepreise in Deutschland:

"Wenn der Strompreis niedriger wäre, würden viele Themen sich von alleine lösen, weil man dann zum Beispiel auch Wärmepumpen nicht so intensiv fördern müsste, weil sie sich von alleine rechnen." Jörg Dittrich, Handwerkspräsident

Wieder Gas aus Russland zu beziehen sei dabei keine Lösung des Problems, sagt der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest. Zwar sei es für die deutsche Wirtschaft wichtig gewesen; als energieintensive Wirtschaft auch wichtiger als für andere Länder. "Die Vorstellung, dass die Probleme der deutschen Wirtschaft verschwinden würden, wenn man die Gaspipelines wieder öffnen würde, wenn wieder Gas geliefert würde, die Vorstellung ist sicherlich falsch. Wir haben viel mehr Probleme als nur das russische Gas, das nicht mehr da ist." Wichtig sei nun, so Fuest, Gaskraftwerke und Speicherkapazitäten auszubauen, um die Grundlast zu sichern, wenn Erneuerbare Energien ausfielen, also für Tage, an denen die Sonne nicht scheine und der Wind nicht wehe.

3. Der demografische Wandel

Handwerkspräsident Dittrich macht im Gespräch mit BR24 auf ein weiteres Problem aufmerksam: "Es fehlen in allen Branchen leistungsbereite junge Menschen." Das Problem des demografischen Wandels werde bleiben, wenn andere Probleme gelöst seien. "Wir haben über Jahrzehnte zu wenig Kinder gehabt."

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Es wird immer weniger Erwerbspersonen in Deutschland geben, auch das belastet die Wirtschaft.

Laut Statistischem Bundesamt wird der demografische Wandel mittelfristig wohl "zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führen". 2023 waren rund 45,9 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig, so viele wie noch nie seit der deutschen Vereinigung 1990. Der demografische Wandel war im vergangenen Jahr durch zwei Faktoren gedämpft: eine gesteigerte Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung und die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte.

Dennoch ist der Fachkräftemangel in einigen Branchen schon jetzt deutlich. Migration könnte ein Schlüssel sein, legt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer dar: "Wir brauchen am Ende 400.000 Menschen netto pro Jahr, die zu uns kommen. Weil aber auch immer wieder viele nach Hause zurückgehen oder in andere Länder weiterziehen, braucht man 1,5 Millionen, dass es wirklich bei 400.000 netto ist. Das ist eine Möglichkeit, wie man über Migration dieses Fachkräfte- und Arbeitskräfteproblem lösen kann."

4. Die Bürokratie

"Weitere Bürokratiemonster stehen vor der Tür", sagt Handwerkspräsident Dittrich. Als Beispiel nennt er das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, von dem auch kleine Betriebe betroffen seien, wenn sie für große Betriebe arbeiteten.

Schon jetzt ist der Erfüllungsaufwand für Bürokratie gestiegen: "Gegenüber den Vorjahren ist die aus Bundesrecht stammende Belastung von Unternehmen, Behörden und Bevölkerung stark gewachsen – um 9,3 Mrd. Euro pro Jahr und einmalig um 23,7 Mrd. Euro", so steht es im Jahresbericht des Normenkontrollrates.

Clemens Fuest vom ifo-Instutut sagt: Da habe die Wirtschaftspolitik Fehler gemacht - allerdings nicht in der Ampel-Regierung, "sondern die Fehler sind schon vorher gemacht worden." Die Politik habe sich entschieden, "jetzt die größeren Unternehmen durchgängig zu verpflichten, sehr, sehr viel zu dokumentieren. Das ist die große Bürokratie." Man habe aber nicht berücksichtigt, dass ein Großteil dieser Dokumentation komplett sinnlos sei, sagt Fuest. "Zum Beispiel bei Lieferungen aus Europa, aus den USA kann man wohl davon ausgehen, dass sowieso klar ist, dass da keine Kinderarbeit stattfindet." Wichtiger sei aber:

"Eigentlich macht man solche Gesetze, indem man sagt: So, wir machen klare Regeln, dann gibt es Stichproben, und wer dagegen verstößt, der wird bestraft. Das wäre normal und richtig." Clemens Fuest, ifo-Institut

Eine Lösung könnte laut Monika Schnitzer von der LMU die KI sein: "Künstliche Intelligenz wird wirklich eine Chance sein, Bürokratie abzubauen, weil man vieles, was man bisher sehr intensiv durch viel Papier und langes Draufschauen und langes Ausfüllen von Dokumenten sehr stark vereinfachen kann."

5. Die Psychologie

Wie sagte der frühere Bundeskanzler und "Vater des deutschen Wirtschaftswunders", Ludwig Erhard: "Wirtschaft ist zu fünfzig Prozent Psychologie". Berichterstattung über die schlechte wirtschaftliche Lage, gegenseitige Schuldzuweisungen von Regierung und Opposition bzw. Vorgängerregierung, dazu die angespannte Weltlage mit zahlreichen Kriegen und Konflikten - all das animiert nicht gerade zu großen Investitionen, weder den einzelnen Verbraucher, noch den Unternehmer. Doch inwiefern reden wir in Deutschland unsere Wirtschaft auch kaputt?

"Wirtschaft ist tatsächlich zu einem ganz großen Teil Psychologie", sagt Monika Schnitzer. Das werde durchaus deutlich in der Kaufzurückhaltung der Konsumenten und der Investitionszurückhaltung der Unternehmen.

"Das wird natürlich nicht besser dadurch, dass ständig immer nur davon gesprochen wird, wie schlimm alles ist, dass ständig über die Regierung geschimpft wird, dass die Opposition nichts Besseres tut, als immer nur zu schimpfen, statt selber gute Vorschläge zu machen." Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise

Auch Clemens Fuest sieht den Aspekt "Psychologie", die "Neigung, das Negative übermäßig zu betonen". Aber er weist auch auf eine andere Tendenz hin: "Es gibt gleichzeitig eine Neigung, Dinge schönzureden. Gerade auch in der Politik kommt das vor." Deshalb sei es wichtig, "die Fakten auf den Tisch" zu legen und "schonungslos" zu analysieren. "Das darf allerdings nicht zu einem Ausbruch von Pessimismus führen, sondern wir brauchen eigentlich die Fakten und den Realismus, der zu Tatkraft führt."

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