Nach dem weltweit ersten Test mit einer Gebühr für Tagesbesucher will Venedig auch künftig Eintritt verlangen. Der Versuch mit dem bisherigen Eintrittspreis von fünf Euro geht an diesem Wochenende nach insgesamt 29 Test-Tagen zu Ende. Vom nächsten Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro fällig werden, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird. Die Zahl der Tage mit Eintritts-Gebühr soll dabei deutlich auf 54 steigen.
"Wir hoffen, die Anreisenden zu entmutigen", sagt der Kämmerer
Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro kündigte zum Ende der Gebühren-Testphase an, dass Venedig die erste Stadt der Welt sei, die sich mit dem Problem des Übertourismus auseinandersetze. Als Ziel nannte er ausdrücklich, zu bestimmten Terminen Menschen vom Besuch der Stadt abhalten zu wollen.
"Auf diese Weise hoffen wir, die Anreisenden zu entmutigen", erklärte auch der für die Finanzen zuständige Stadtrat Michele Zuin in der Lokalzeitung "Il Gazzettino":
Kurzentschlossene zahlen mehr
Laut den nun bekannt gewordenen Details soll somit im Grundsatz alles laufen wie bisher - nur, dass jetzt häufiger und bei spontanen Besuchen auch mehr gezahlt werden muss: Wer frühzeitig bucht, darf weiterhin für fünf Euro in die Stadt. Wer sich bis drei Tage vor dem Besuch (oder noch länger) Zeit lässt, muss künftig das Doppelte berappen.
Gelten soll diese Regelung an den 54 Tagen, an denen 2025 mit besonders viel Betrieb gerechnet wird: den gesamten Zeitraum rund um Ostern vom 18. April bis 4. Mai sowie danach alle Wochenenden bis Ende Juli, immer freitags bis sonntags. Gezahlt werden muss zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr. Ausgenommen von der Gebühr sollen nach wie vor Kinder unter 14 Jahren sowie einige andere Gruppen bleiben.
Bisher ist die Eintrittsgebühr noch nicht rentabel
Die Erhöhung der Tage mit Venedig-Eintrittsgeld und die Aufstockung auf bis zu zehn Euro hat vor allem zwei Gründe. Zum einen reichte die bisherige Regelung nicht aus, um den Touristen-Strom einzudämmen. Die Besucherzahlen für die Stadt, die unter dem Massentourismus schwer leidet, gingen im Gegenteil noch weiter in die Höhe, über 15 Millionen Menschen kamen und kommen auch 2024 in die Lagunenstadt.
Zum anderen waren die Einnahmen aus der Eintrittsgebühr zwar zunächst höher als gedacht, sie deckten aber noch längst nicht die Kosten für Entwicklung und Betrieb des Systems. Dieses Jahr wurden 485.000 zahlende Besucher registriert, was mehr als 2,4 Millionen Euro in die Kassen bracht, doch das reicht nicht.
Die Einheimischen zweifeln an der Wirksamkeit
Dass es gelingen muss, den Besucherstrom zu reduzieren, ist für die Stadtoberen klar. Heute leben im Zentrum Venedigs mit seinen Hunderten Kanälen keine 50.000 Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.
Allerdings haben viele Einheimische Zweifel, ob die Gebühr jemals etwas bringt. Stadtrat Giovanni Andrea Martini verwies darauf, dass die Besucherzahlen auch an den Tagen in die Höhe gingen, an denen Eintritt verlangt wurde. Auch ob das mit bis zu zehn Euro klappt, scheint fraglich, der Besuch in Venedig ist schließlich ohnehin nicht billig. Am Markusplatz kostet beispielsweise die Tasse Cappuccino mehr als zehn Euro.
Viele Besucher kommen jetzt einfach nach 16 Uhr
Immerhin ist das Zahlungsverfahren für Besucher modern und bequem: Man lädt sich vor der Ankunft in Venedig übers Internet einen QR-Code aufs Handy. Wer ohne Quittung erwischt wird, muss theoretisch bis zu 300 Euro Strafe zahlen - was bislang aber nie geschah. Zur Zahl der Touristen, die sich um den Eintritt herummogeln, gibt es keine genauen Angaben. Auffällig war im Sommer aber, dass vor allem junge Besucher kurz nach 16.00 Uhr in die Stadt kamen und dann an den Kanälen Party machten.
Mit Informationen von DPA
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