Der versuchte Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin hat deutschlandweit Entsetzen ausgelöst. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zeigte sich im Gespräch mit dem BR "echt erschrocken" über den versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin-Mitte in der Nacht zum Mittwoch.
Schuster vermutet Zusammenhang mit Raketeneinschlag in Gaza
"Ich hätte mir nicht vorgestellt, dass sich ein Konflikt, der sich in Israel abspielt, auch gegen eine Synagoge in Deutschland richtet", sagte der Würzburger am Mittwoch. Aus der betroffenen Gemeinde höre er von großem Entsetzen.
Schuster vermutet einen Zusammenhang zwischen dem versuchten Brandanschlag in Berlin und dem Raketeneinschlag in einem Krankenhaus in Gaza am Dienstagabend. Die Hamas macht Israel für den Raketeneinschlag verantwortlich, Israel spricht von einer fehlgeleiteten Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad.
Unbekannte werfen Brandsätze in Richtung einer Synagoge
Nach Angaben der Berliner Polizei hatten zwei vermummte Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch Brandsätze in Richtung der Synagoge geworfen, die das Gebäude jedoch nicht erreichten. Dort ist neben einer Synagoge eine jüdische Kita untergebracht.
Die Vermummten hätten gegen 3.45 Uhr zwei mit Flüssigkeit gefüllte, brennende Flaschen in Richtung des Gebäudes in der Brunnenstraße geworfen, teilte die Polizei mit. "Die Flaschen schlugen auf dem Gehweg auf und zerbrachen. Dabei erloschen die Feuer." Auf dem Gehweg sei allerdings ein kleines Feuer ausgebrochen. Dieses sei umgehend von einem Mitarbeiter des Zentralen Objektschutzes gelöscht worden.
Die Ereignisse in Berlin zeigen, warum Schutzmaßnahmen rund um jüdische Einrichtungen in Deutschland notwendig seien, sagt Schuster: "Ganz konkret sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um den Tätern habhaft zu werden." Außerdem fordere er von der Justiz ein entschlossenes Handeln und "die Möglichkeiten, die das Strafrecht bietet, auch auszunutzen".
Scholz kündigt verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an
Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an. "Es ist ganz klar, dass wir nicht hinnehmen werden und niemals hinnehmen werden, wenn gegen jüdische Einrichtungen Anschläge verübt werden", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Kairo. Auch gewalttätige und mit antisemitischen Parolen begleitete Veranstaltungen seien nicht zu akzeptieren. "Da müssen die Versammlungsbehörden das ihre tun, zum Schutz der jüdischen Einrichtungen die Polizei. Und das werden wir auch machen und alles verstärken."
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich entsetzt über den Anschlag. "Wir müssen es klar und deutlich aussprechen: Gestern Nacht gab es den Versuch, eine Synagoge abzubrennen", sagte Klein den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Mitten in Berlin, im Jahr 2023 – es ist pures Glück, dass weder Gebäude noch Personen zu Schaden gekommen sind."
Antisemitismusbeauftragter Klein: Gesellschaft muss aufstehen
Es sei der Moment gekommen, "mit aller Kraft" jüdisches Leben in Deutschland zu schützen. Diejenigen, die antisemitischen Hass verbreiten, müssten die volle Härte des Gesetzes spüren. "Der Schutz für jüdische Institutionen muss noch mal erhöht werden. Und die Gesellschaft muss nun endlich geschlossen aufstehen und sagen, nein, wir lassen es nicht zu, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland in Angst leben müssen", sagte Klein.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte, wer den "Hamas-Terror" auf deutschen Straßen feiere oder jüdische Einrichtungen angreife und jüdisches Leben bedrohe, sei kein Teil von Deutschland. "Wir dulden keinen Antisemitismus - der Rechtsstaat muss hier mit aller Härte vorgehen", schrieb Buschmann bei X.
Parteiübergreifende Solidarität mit jüdischer Gemeinde
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb bei X, er verurteile den Anschlag auf das Schärfste. "Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, das Leben von Jüdinnen und Juden in unserem Land zu schützen - wir dürfen nicht zulassen, dass Judenhass in Deutschland weiter Raum greift."
Grünen-Chef Omid Nouripour forderte in den Funke-Zeitungen zügige Konsequenzen. "Die Verantwortlichen dafür müssen schnell identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden." Der Anschlag habe erneut gezeigt, dass die Sicherheitslage auch in Deutschland angespannt sei.
Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler sagte nach einem Besuch am jüdischen Gemeindezentrum, sie sei mit anderen Linken-Politikern vor Ort gewesen, "um unsere Solidarität und Anteilnahme zu zeigen". Auch Wissler verurteilte den Anschlag "aufs Schärfste" und betonte: "Jüdische Einrichtungen brauchen Schutz, Antisemitismus muss entschieden und konsequent bekämpft werden - dies bleibt unsere historische Verantwortung."
Mit Informationen von dpa, AFP
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