Die Beiträge von Beschäftigten und Arbeitgebern zur gesetzlichen Krankenversicherung werden 2025 voraussichtlich deutlich steigen. Der Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) empfiehlt eine Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrages um 0,8 Prozentpunkte auf dann 2,5 Prozent, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn mitteilte.
Beitragssatz zur Krankenversicherung: Rekordhoch erwartet
Der Beitragssatz zur Krankenversicherung stiege damit auf ein Rekordhoch. Mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der Gesamtbeitrag 2025 dann bei 17,1 Prozent, die vom Bruttolohn abgeführt werden müssen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber bringen jeweils die Hälfte auf.
Die Prognose des Schätzerkreises ist nach GKV-Angaben eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt. Die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 werden demnach mit 341,4 Milliarden Euro veranschlagt. Auf Basis dieser Schätzung gibt das Gesundheitsministerium bis zum 1. November einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das kommende Jahr bekannt. Die genaue Höhe legen die Krankenkassen dann aber jeweils für sich fest.
Bei 3.000 Euro brutto 12 Euro weniger netto
Deshalb lassen sich jetzt noch keine genauen Angaben zur tatsächlichen Höhe der Kosten für den Einzelnen machen. Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten - die anderen 12 zahlt der Arbeitgeber. Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.
Der Schätzerkreis aus Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums, der GKV und des Bundesamtes für Soziale Sicherung hatte bis zum Dienstagabend über die Finanzlage der Krankenkassen beraten. Die Kassen hatten schon Anfang September gewarnt, dass ihre Ausgaben im ersten Halbjahr noch stärker gestiegen seien als im ersten Quartal. Das Defizit sei auf mehr als 2 Milliarden Euro angewachsen und werde im Gesamtjahr bis zu 4,5 Milliarden Euro erreichen.
Lauterbach: Deutsches Gesundheitswesen das teuerste in Europa
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte in einer ersten Reaktion mit: "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist."
Eine wesentliche Ursache für die steigenden Kassenbeiträge seien im Rekordtempo steigende Ausgaben für Krankenhäuser. "Deswegen brauchen wir die Krankenhausreform". Diese soll am Donnerstag im Bundestag beschlossen werden und die Finanzierung der Kliniken im Land auf eine neue Grundlage stellen.
Sozialabgaben steigen weiter
Mit der Anhebung der Krankenkassenbeiträge steigen auch die Sozialabgaben insgesamt an, zusammen mit den Beiträgen an Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung von derzeit 40,9 Prozent auf 41,7 Prozent. Kinderlose Beitragszahler entrichten in der Pflegeversicherung zudem zusätzlich 0,6 Prozentpunkte.
Noch höher waren die Beitragssätze zuletzt 2006 mit 41,9 Prozent. Der Rekordwert wurde 2003 mit 42,0 Prozent erreicht. Die Höhe der Sozialabgaben ist immer wieder Thema in Deutschland, weil sie als Lohnnebenkosten Arbeit verteuern.
Mit Informationen von Reuters und dpa
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