Blick auf die Fassade des Festspielhauses
Bildrechte: Daniel Kamann/Picture Alliance

Saison-Eröffnung: Bayreuther Festspielhaus

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Bayreuther Festspiele halten Kartenpreise für "ausgereizt"

Vorerst soll der Besuch auf dem Grünen Hügel nicht teurer werden, so Geschäftsführer Ulrich Jagels zum Auftakt der diesjährigen Saison. Die Kartenverkäufe laufen demnach gut, doch es zeigt sich: Junge Leute zeigen wenig Interesse.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Kulturleben am .

Das Interesse an den Bayreuther Festspielen hält sich bei den 18-Jährigen sehr in Grenzen. Zwar können gerade volljährig gewordene Kulturpass-Inhaber, die vom Bund jeweils 100 Euro geschenkt erhalten, dafür auch Tickets für den Grünen Hügel erwerben, doch die Resonanz "sei nicht besonders hoch", so Geschäftsführer Ulrich Jagels bei der Auftakt-Pressekonferenz: "Vielleicht trifft das die Zielgruppe der 18-Jährigen nicht so genau und es müssten etwas mehr Altersgruppen erfasst werden."

Ein Hinweis darauf sei das zusätzliche Angebot "Wagner für Starters", bei dem junge Wagner-Fans bis 25 Jahre Karten zum Einheitspreis von 90 Euro erwerben können. Dort sei die Nachfrage "sehr gut", 200 bis 300 Tickets seien abgesetzt worden.

Kühle Abfuhr für Claudia Roth

Vor allem Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth drängt darauf, die Bayreuther Festspiele "jünger und diverser" zu machen und regte an, dafür auch den Spielplan zu erweitern. Konkret nannte sie "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck, weil dieser Komponist wie viele andere auch zu den Wagner-Bewunderern gehört habe. Doch bei den Festspielen stieß das auf kühle Ablehnung. Die Satzung sehe vor, dass im Festspielhaus ausschließlich die dort genannten zehn Wagner-Werke zur Aufführung kommen dürften. Alles andere sei derzeit "unmöglich". Roths Überlegungen hätten die Festspiele zwar zur "Kenntnis genommen", sie seien kurzfristig aber nicht realisierbar. Ähnlich abweisend hatte sich Bayerns Kunstminister Markus Blume geäußert.

Die Bayreuther Kartenpreise reichen derzeit von elf bis 459 Euro. "Ich kann sagen, die Ticketpreise finden letztlich Akzeptanz. Ich weiß natürlich, dass sie sehr hoch sind, keine Frage. Insofern haben wir 2025 keine Preiserhöhungen vorgesehen, ich betrachte das als ausgereizt", so Ulrich Jagels, der "erfreuliche Zahlen" zur finanziellen Lage nannte. Das vergangene Jahr hätten die Festspiele mit einem Überschuss von 630.000 Euro abgeschlossen und damit "sehr viel besser", als zunächst erwartet worden sei. Der Gesamthaushalt betrage rund 28 Millionen Euro, davon würden etwa 15 Millionen aus Ticketerlösen erwirtschaftet: "Das ist das beste Ergebnis, dass wir erzielt haben. Wir erwirtschaften 55 Prozent aus eigener Kraft."

Besondere Akustik: "Wird auch einmalig bleiben"

Es könnten in den nächsten Wochen noch ein paar Karten aus Rückgaben in den Verkauf "hineinträufeln", so Jagels, aber nur noch für den "Parsifal" am 14. August seien derzeit Tickets verfügbar. Der Vertrieb sei nicht schwieriger geworden, sondern "anders", er sei kurzfristiger als früher orientiert: "Wir können nach wie vor nicht alle Kartenwünsche erfüllen." Was die viel diskutierten Einsparungen beim Chor betrifft, die nach Jagels Angaben Mehrarbeit bzw. verminderte Gagen beinhalten und im hohen sechsstelligen Bereich liegen sollen, beruhigte Festspielchefin Katharina Wagner die Hügel-Fans, dass sowohl bei den "Meistersingern von Nürnberg" im kommenden Jahr, als auch im "Lohengrin" die volle Besetzung von 134 Choristen antrete. In anderen Werken sei der Chor ohnehin reduziert.

"Sie wissen, wir haben hier eine einmalige Akustik und die konnte bisher noch niemand nachmachen, das wird auch einmalig bleiben", so Katharina Wagner über das viel beschworene Alleinstellungsmerkmal von Bayreuth. Freikarten gebe es für den Grünen Hügel übrigens nicht: Die Tickets der Gäste, die von der Bayerischen Staatskanzlei oder der Stadt Bayreuth eingeladen werden, seien allesamt bezahlt. Die Festspiele selbst sprächen keine Einladungen aus.

Leben vorwärts, Verstehen rückwärts

Sehr poetisch beschrieb der Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson seine Inszenierung von "Tristan und Isolde", mit der die diesjährigen Festspiele eröffnet werden. Er habe eine Aufnahme dieser "musikalischen Handlung" in einer Winternacht in einer Hütte im isländischen Hochland angehört und dabei auf die wabernden Nordlichter geschaut. Wegen der Dunkelheit und der Wolken sei der Horizont nur schemenhaft erkennbar gewesen, und diese Verschwommenheit zwischen Realität und Fiktion solle auch in seiner Deutung optisch präsent sein.

Auf der nebligen Bühne werde ein Abgrund klaffen, Sinnbild für die große Sehnsucht der Titelhelden, sich vor der öden Wirklichkeit mit all ihren Lebenslügen in einem "Kaninchenloch" in Sicherheit zu bringen: "Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard sagte mal, dass wir das Leben oft nur rückwärts verstehen, aber vorwärts leben müssen. Das wollen Tristan und Isolde umkehren." Tristan sei über falsche Heldenideale schwer depressiv geworden, Isolde ein bloßes Objekt der Mächtigen, was beiden schlagartig klar werde, sodass sie danach nur noch damit beschäftigt seien, ihre Masken fallen zu lassen.

Musicalexperte inszeniert "Meistersinger"

Im nächsten Jahr wird Musical-Experte Matthias Davids vom Landestheater Linz Wagners "Meistersinger" inszenieren, für ihn eine neue Erfahrung, denn bisher hat er sich an keine Wagner-Oper heran getraut: "Man kann davor Angst haben, aber die baue ich gerade ab." Er versprach weder eine "Sitcom", noch "Boulevardtheater" und meinte, es sei schwer, einen Witz über viereinhalb Stunden zu erzählen.

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