Es gab mal eine Zeit, in der Rockmusik noch neu, unverbraucht und aufregend war. In diese Ära beamt uns die Musikdokumentation "Becoming Led Zeppelin". Erzählt wird die Entstehung der gleichnamigen Band, mit über 300 Millionen verkauften Alben eine der erfolgreichsten Formationen der Rockmusik. Der Film beginnt mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen der tristen Nachkriegszeit in England. In London wachsen Bassist John Paul Jones und Gitarrist Jimmy Page heran, ebenso wie Sänger Robert Plant und Schlagzeuger John Bonham in Birmingham.
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Sie entdecken zu Beginn der 60er Jahre die Musik des schwarzen Amerika für sich. Rock'n'Roll, Blues und der frühe Soul von James Brown verheißen etwas anderes als die vorhersehbaren bürgerlichen Lebensentwürfe, die ihre Eltern für sie vorgesehen haben. Man erfährt doch auch Neues über die vier Musikerpersönlichkeiten, die bewusst gegen damalige Regeln der Musikindustrie verstoßen. Die Band veröffentlicht nur Alben, keine Singles und liefert der Plattenfirma fertig produzierte Mastertapes, an denen nichts geändert werden konnte.
Robert Plant wäre Wirtschaftsprüfer geworden
Interviews geben sie höchst selten. John Paul Jones, erfahren wir, stammt aus einer Familie von Vaudeville-Unterhaltungskünstlern. Er und Jimmy Page sind ausgebuffte Studiomusiker, die etwa Stars wie Shirley Bassey bei ihrem "Goldfinger" begleiteten, bevor sie Led Zeppelin gründeten. Robert Plant sollte Wirtschaftsprüfer werden, was ihn nicht wirklich begeisterte. Und John Bonham war das einzige Genie der Band. Der Schlagzeuger entwickelte ein unglaublich wuchtiges Spiel, ein bis dahin unbekanntes Powerplay, das aber, und das ist das Besondere, Raum lässt.
Gentlemen in schweren Frottees
Als Bonham 1980 überraschend stirbt, ist es aus und vorbei mit dem bleiernden Zeppelin. Ein Name, den Bassist Jones schon immer bescheuert fand, wie er unumwindend zugibt. Ihm sei damals einfach kein besserer eingefallen. Regisseur Bernard McMahoon hat ein Tonbandinterview von John Bonham ausgegraben. Dessen Aussagen spielt er den noch lebenden Bandmitgliedern vor. Dem noch immer koboldhaft wirkenden, angenehm selbstironischen Robert Plant, dem distinguierten Sir James Page, der die Alben von Led Zeppelin in Eigenregie produzierte und dem schlauen Multi-Instrumentalisten Jones. Als fitte ältere Gentlemen sitzen die drei in schweren Frottees in altehrwürdigen Herrenhäusern und geben Statements ab. Im Film sind sie nie zusammen in einem Raum zu sehen, was, ehrlich gesagt, Bände spricht.
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