Der Fernsehmoderator Wojciech Szeląg hat sich während einer Live-Sendung am Sonntag für jahrelange "beschämende Worte" gegen LGBTQ+-Menschen auf seinem Sender TVP Info entschuldigt. Zu Gast in der Sendung waren der Aktivist und Filmemacher Bart Staszewski sowie die Aktivistin Maja Heban.
"Viele Jahre lang wurden in Polen zahlreiche Menschen mit Schimpfwörtern bedacht, weil sie selbst bestimmen wollten, wer sie sind und wen sie lieben", sagte Szeląg, der seit Januar für den Sender arbeitet. LGBTQ+-Menschen seien "keine Ideologie, sondern Menschen; konkrete Namen, Gesichter, Verwandte und Freunde". Dann wandte er sich an seine Studiogäste und sagte: "Alle diese Menschen verdienen es, das Wort 'Entschuldigung' hören. Hier entschuldige ich mich."
"Propagandawerkzeug, das gegen uns eingesetzt wurde"
Staszewski sagte im Anschluss gegenüber der britischen Zeitung "Guardian" (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt), die Entschuldigung zeige den Wandel eines Senders, der jahrelang als Sprachrohr der PiS-Partei gedient habe. "Ich hatte große Angst, durch diese Tür zu gehen", sagte er bezüglich des Studioeingangs, "dies war die Tür des Propagandawerkzeugs, das so viele Jahre lang gegen uns eingesetzt wurde." Im Wahlkampf hatte der nun amtierende Ministerpräsident Donald Tusk versprochen, den Sender zügig zu reformieren.
Sowohl der Sender TVP als auch die damalige Regierungspartei PiS hatten in den vergangenen Jahren offen gegen nicht-heterosexuelle Menschen gehetzt. Präsident Andrzej Duda, ehemaliges PiS-Mitglied und weiterhin im Amt, sagte etwa: "LGBT sind keine Menschen, sondern eine Ideologie." Die Generation seiner Eltern habe nicht darum gekämpft, den Kommunismus abzuschütteln, um nun eine Ideologie zu akzeptieren, die "noch zerstörerischer für den Menschen" sei. Viele Lokalbehörden hatten ihre Gemeinden in den vergangenen Jahren mit der Unterzeichnung einer Charta zu "LGBT-ideologiefreien Zonen" erklärt.
Für Aktivist Bart Staszewski war die Entschuldigung ein erster Schritt zur "Heilung der Gesellschaft", während das Land daran arbeite, seine Demokratie wiederaufzubauen. Er hoffe, dass die LGBTQ+-Gemeinschaft eine weitere Entschuldigung hören würde: diesmal von Ministerpräsident Tusk selbst.
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