Kleider machen Leute. Und viel zu oft lassen sich Menschen von Äußerlichkeiten blenden. Das sind die Botschaften der hintersinnigen Komödie "Drei Männer im Schnee" von Erich Kästner. Sein Geburtstag jährt sich heuer zum 125. Mal. Grund genug für die Hans-Sachs-Spielgruppe aus Langenzenn im Landkreis Fürth, das Kästner-Stück auf die Freilicht-Bühne im Langenzenner Kulturhof zu bringen.
Keiner ist der, der er scheint
Im Mittelpunkt des Stücks steht der millionenschwere Konzernchef Geheimrat Schlüter. Er hat sich unter falschem Namen an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma beteiligt und den zweiten Preis gewonnen: Einen Aufenthalt in einem Grandhotel in den Alpen. Er will inkognito dorthin reisen, um die Menschen zu studieren und ihre Moral zu prüfen. Doch seine besorgte Tochter warnt das Hotel vor, dass kein armer Schlucker sondern ein verwöhnter Millionär zu ihnen kommt. Allerdings gibt es noch den ersten Preisträger des Wettbewerbs, den tatsächlich mittellosen Doktor Hagedorn. Der leicht trottelige Hotelchef samt Page hält prompt ihn für den Millionär. Und so nehmen die Verwechslungen ihren Lauf. Mittendrin der Butler des Geheimrats, der ebenfalls vorgeben muss, ein anderer zu sein.
Dialekt macht Theaterstück intensiver
Das Besondere an der Langenzenner Produktion ist die Sprache. "Drei Männer im Schnee" wird nicht wie in der Vorlage von Erich Kästner auf hochdeutsch gespielt, sondern in fränkischer Mundart. Die mundartliche "Übersetzung" hat der Erlanger Mundartdichter und Autor Helmut Haberkamm vorgenommen. Er ist sich sicher, dass der Dialekt die Geschichte nahbarer und intensiver macht. "Die Zuschauerinnen und Zuschauer können das Geschehen nicht wie im Film irgendwohin schieben, sondern erkennen, das sind wir, das ist bei uns", so Haberkamm.
Echter Unternehmer als Inspiration für Figur
Aber wie glaubwürdig ist ein millionenschwerer Unternehmer und Konzernbesitzer, der breites fränkisch spricht? Helmut Haberkamm ließ sich bei seiner Mundart-Übersetzung vom echten Leben inspirieren. Vor allem in der Wirtschaftswunder-Zeit gab es in Deutschland typisch fränkische Unternehmerpersönlichkeiten, die ihre Herkunft weder verbergen wollten noch konnten. Und so hat Kästners Geheimrat Schlüter in der Langenzenner Mundartversion auffällig viele Gemeinsamkeiten mit Quelle-Gründer Gustav Schickedanz. Unter anderem wohnt auch Schlüter in einer mondänen Villa im Fürther Nobel-Stadtteil Dambach wie seinerzeit der Quelle-Konzernchef.
Laientheater in Langenzenn seit 70 Jahren
Bereits seit 70 Jahren bringt die Hans-Sachs-Spielgruppe jeden Sommer ein neues Stück auf die Bühne des Langenzenner Kulturhofs. Viele Jahrzehnte lang kamen die Werke des Nürnberger Poeten und Meistersingers Hans Sachs zur Aufführung, seit 2004 hat die Laienspielgruppe auch andere Bühnenklassiker im Repertoire: Den "Jedermann", den "Brandner Kaspar", "Die Feuerzangenbowle" oder eben in diesem Jahr "Drei Männer im Schnee".
Auf und hinter der Bühne engagieren sich etwa 30 Männer und Frauen jedes Jahr mehrere Monate lang für die aktuelle Theater-Produktion. Die Proben beginnen jeweils im Februar. In den letzten drei Wochen vor der Premiere wird jeden Abend außer sonntags geprobt. Ein Kraftakt, der sich nach Meinung der Mitwirkenden lohnt. Auf der Bühne sei jede Anstrengung vergessen, sagen die Laiendarsteller.
Aufführungen im gesamten Juli
Die Kästner-Komödie "Drei Männer im Schnee" steht noch im gesamten Juli auf dem Spielplan im Langenzenner Kulturhof. Aufführungen sind immer freitags und samstags sowie einmalig auch am Mittwoch, den 24. Juli.
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