Am Samstagabend ist es soweit: Der Eurovision Song Contest 2024 steht vor der Tür, ausgerichtet im schwedischen Malmö. Eigentlich ist alles wie immer: Deutschlands Chancen stehen tendenziell eher schlecht, die Wettbüros haben sich längst auf einen Favoriten geeinigt, und die ESC-Veranstalter beteuern, dass ihr Contest unpolitisch sei, obwohl er seit Wochen politisiert wird. Im Detail gibt es aber doch einige wissenswerte Neuigkeiten, angefangen mit dem deutschen Beitrag.
Isaak: Zumindest nicht Letzter?
Der startet heute Abend bereits als dritter Auftritt, heißt Isaak und performt – unterstützt von Pyro-Effekten – seinen Song "Always On The Run" (externer Link). Der Westfale ist im Jahr 1995 geboren, seine Stimmgewalt wurde bereits von Superstar Pink gelobt ("Er singt besser als Ed Sheeran"), nachdem er eine Cover-Version ihres Songs "Who Knew" ins Netz geladen hatte. Sein Song beim ESC beschreibt laut eigener Aussage "grob gesagt mein ganzes Leben". Die Buchmacher rechnen ihm dabei zwar einen abgeschlagenen Platz zu, zumindest Letzter sollte der deutsche Beitrag in diesem Jahr allerdings nicht werden, er rangiert immerhin auf Platz 20 von 26.
Neuer Kommentator: Thorsten Schorn
Für die deutschen Zuschauer gibt es noch ein weiteres Novum: War es in den vergangenen Jahrzehnten stets Peter Urban, der das Geschehen beim Wettbewerb kommentierte, sitzt diesmal Thorsten Schorn hinterm Mikrofon. Der musste bei seinem ersten Einsatz im Halbfinale direkt Kritik einstecken, da er den Schweizer Beitrag Nemo, der sich als non-binär identifiziert, mit den falschen Pronomen ankündigte.
Die Favoriten: Schweiz, Kroatien und Last-Minute-Favorit Israel
Das Rennen um den ersten Platz könnten in diesem Jahr Kroatien und die Schweiz unter sich ausmachen, wobei die Trends in den Wettbüros in diesem Jahr durchaus schwanken. Für die Schweiz tritt in diesem Jahr Nemo an. Das Lied "The Code" (externer Link) ist durchaus gewagt, kein 0815-Pop, eher eine mit Rap und Breakbeats durchsetztes Epos, das in seiner Eklektik an wenig an Queen erinnert. Für Kroatien tritt Baby Lasagna an, sein "Rim Tim Tagi Dim" (externer Link) dürfte mit seiner Mischung aus Folklore und Trash-Metal genau den richtigen Grad an Irrsinn bieten, für den der Eurovision Song Contest bekannt ist. Erst in den vergangenen Tagen hat er in den Voraussagen der Buchmacher Nemo von der Spitze verdrängt. Am Freitagabend brachte sich dann noch Israel in die Top-Position der Buchmacher (externer Link). Im Televoting erwarten sie für Eden Golans und ihre Ballade "Hurricane" nun eine 22-prozentige Gewinnchance.
Die Politik: Proteste auf den Straßen – und auf der Bühne?
So sehr es die Veranstalter jedes Jahr aufs Neue versuchen: Unpolitisch ist der ESC auch in diesem Jahr nicht. Besonders der Krieg in Nahost spielt eine Rolle. Auf den Straßen Malmös demonstrierten am Donnerstag 10.000 bis 12.000 Menschen, darunter auch Aktivistin Greta Thunberg, gegen die Teilnahme Israels am ESC. Auch wenn die Proteste friedlich verliefen, schützen die Organisatoren den Wettbewerb mit einem riesigen Polizeiaufgebot und weiträumigen Umzäunungen. Auch am Samstag ist mit erneuten Protesten zu rechnen.
Doch nicht nur auf den Straßen wurde Protest laut: Beim Halbfinale berichteten Zuschauer der Nachrichtenagentur AFP, dass schwedische Ordner einem Zuschauer eine palästinensische Flagge entrissen hätten. Während des Auftritts der Eden Golan gab es neben Jubel auch Buhrufe aus dem Publikum.
Russland und Belarus weiter ausgeschlossen
Bambie Thug, der irische ESC-Beitrag, hat die Organisatoren kritisiert, weil sie auf der Änderung einer Körperbemalung bestanden hatten. Dabei ging es um sein Statement im Nahostkonflikt: Eigentlich hatte sich Bambie Thug in der Ogham-Schrift, die in Irland im frühen Mittelalter genutzt wurde, die Wörter "Waffenstillstand" und "Freiheit" auf den Körper geschrieben – als Hinweis auf die Lage im Gazastreifen.
"Es war sehr wichtig für mich, weil ich für Gerechtigkeit und für Frieden bin", sagte Bambie Thug nach dem ersten Halbfinale am Dienstagabend. Er hat die Aufschrift nun zu dem eher kryptischen "Krönt die Hexe" verändert.
Ausgeschlossen vom ESC bleiben seit 2022 Russland und Belarus. Das dortige Interesse an einer Teilnahme dürfte sich aufgrund der Prüderie und Homophobie der dortigen Regime allerdings sowieso in Grenzen halten. Andere Länder, wie etwa Rumänien, nehmen aus reinen Kostengründen nicht teil.
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