Pfarrer und Landwirte, Ritter aus dem "Orden vom goldenen Vließe", aber auch Josef Strauß, Roy Black oder John F. Kennedy: Ganz unterschiedlich sind die Sterbebilder in der Sammlung. "Ziel ist zu dokumentieren, wie sich Sterbebilder im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben", erklärt Sabine Scheller vom Landesverein für Familienkunde mit Sitz in Augsburg das Projekt.
Vom Ablass-Gebet zur "letzten Visitenkarte" für jedermann
Ähnlich, wie Katholiken an Allerseelen ihrer verstorbenen Angehörigen und Freunde gedenken, werden bis heute Sterbebilder zur Erinnerung an die verstorbene Person gedruckt – ob mit Foto oder ohne, mit einem Bibelvers, einer Marienfigur, Dürers betenden Händen oder einem Kruzifix. Der Ursprung liegt in den Todesnachrichten, die von Kloster zu Kloster weitergegeben wurden. "Heute sind es allgemein Gedenkbilder", sagt Manfred Wegele, Vorsitzender im Landesverein für Familienkunde. Sterbebilder seien quasi "die letzte Visitenkarte" der Verstorbenen.
Mehr als 1,6 Millionen Sterbebilder archiviert
Und diese Visitenkarte kann durchaus sehr persönlich sein: etwa, wenn der Verstorbene auf seinem Motorrad zu sehen ist. Oder wenn ein im Krieg gefallener junger Mann abgebildet wird. Immer wieder kommt es vor, dass Sammler auf Flohmärkten Sterbebilder entdecken und an das Archiv weitergeben. Oder dass nach einem Todesfall eine Schachtel voller Sterbebilder auftaucht, die dann in Augsburg abgegeben wird.
Neben der Sammlung, die in Karteikästen aufbewahrt wird, haben die Heimatforscher vor zehn Jahren auch angefangen, Sterbebilder zu digitalisieren. Immer wieder organisieren sie Stammtische, bei denen die Sterbebilder eingescannt werden können. Auch im Augsburger Archiv steht ein Scanner. Mehr als 1,6 Millionen Sterbebilder lassen sich inzwischen in einer Online-Datenbank abrufen. Die Heimatforscher wollen so das Kulturgut der Sterbebilder bewahren. Mit ihrer Datenbank halten sie aber auch die Erinnerung an längst verstorbene Menschen wach, die sonst in Vergessenheit geraten würden.
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