Die beiden Südgebäude des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg werden bis 2030 geschlossen. Das Architekturbüro David Chipperfield in Berlin wird die beiden Gebäude, in denen unter anderem die Sammlung des 19. Jahrhunderts, Musikinstrumente, Rittersaal und Bauernstuben untergebracht sind, generalsanieren.
Zu viel Licht, Kälte und Hitze
Besonders der denkmalgeschützte Bau des Architekten Sep Ruf von 1960, in dem die Sammlung des 19. Jahrhunderts unterbracht ist, bereitet Probleme. Durch seine riesige Fassade aus einfachem Glas gelangen zu viel Licht, Hitze oder Kälte ins Gebäude, so Daniel Hess, der Leiter des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg: "Das zu ertüchtigen, also von einer Einscheiben- auf die Dreischeibenverglasung zu kommen, ohne dass das Ganze zu wuchtig, zu massiv wird und die Kantengenauigkeit und Filigranität von Sep Ruf behält – das können nur wenige Büros."
Leichter zu sanieren ist das Südwestgebäude aus Sandstein im neogotischen Stil von 1900, das Gustav von Betzold erbaut hat. Es wurde nach Bombentreffern im 2. Weltkrieg schlichter wiederaufgebaut. Hier sollen unter anderem im Rittersaal die Deckenmalereien wieder freigelegt werden.
Wegesystem wird auch geändert
Das Architekturbüro David Chipperfield in Berlin will sehr behutsam sanieren und die Gebäude mit einer nachhaltigen Klimatechnik und verbessertem Lichtschutz ausstatten. Originalteile werden ausgebaut, gereinigt und wieder eingebaut. Außerdem bekommt das Gebäude eine neue Treppe und einen Fahrstuhl.
Außerdem wird das Wegeleitsystem durch das Germanische Nationalmuseum geändert. Wo heute Sackgassen oder Türen sind, werden die beiden Südgebäude besser angebunden. Dazu wird ein im Krieg zerstörter Flügel des mittelalterlichen Kreuzgangs neu aufgebaut, so dass man erstmals wieder einen richtigen Rundgang durch alle Gebäude des Museums mit seinen 25.000 Quadratmetern machen kann, ohne sich zu verirren.
Eröffnung in sechs Jahren
Letztmals sind die Dauerausstellungen im Süd- und Südwestbau am 3. und 4. Februar 2024 öffentlich zugänglich. Die Kosten betragen 67 Millionen Euro. Wiedereröffnet werden die sanierten Südgebäude voraussichtlich 2030.
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg wurde 1852 gegründet. Es beherbergt 1,4 Millionen Objekte zur deutschen Kultur und Geschichte, von denen etwa 25.000 ausgestellt sind, und ist das größte kulturgeschichtliche Museum in deutschen Sprachraum. Das Museumsareal besteht aus zahlreichen Gebäuden unterschiedlicher Epochen vom mittelalterlichen Kloster bis zur Straße der Menschenrechte von Dani Karavan aus dem Jahr 1993.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war der Name des Architekten Sep Ruf falsch geschrieben. Wir haben dies korrigiert.
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