Die Academia Agroforestal in Form einer Blüte
Bildrechte: Markus Heinsdorff

Form einer Blüte: Academia Agroforestal

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Haus des Monats: Academia Agroforestal in Venezuelas Dschungel

Der Münchner Bildhauer Markus Heinsdorff hat zusammen mit den Piaroa-Indigenen ein kunstvolles Schulungszentrum gebaut. Es soll nicht das letzte Projekt sein, bei dem es auch um die nachhaltige Bewirtschaftung und den Schutz des Regenwaldes geht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auf einer kleinen gerodeten Lichtung der lndigenen-Gemeinschaft von Caño Uña am Río Sipapo in Venezuela, rund 1.000 Kilometer von der Hauptstadt Caracas entfernt, steht die neue "Academia Agroforestal": eine Rotunde für Versammlungen und Schulungen, an denen bis zu 60 Indigene teilnehmen können. Zusammen mit den Nebenbauten hat die Anlage die Form einer Kakao-Blüte, erzählt der Münchner Bildhauer Markus Heinsdorff, der das Haus mitgebaut hat: "Sie ist sternförmig. Dazu gibt es noch ein paar Nebengebäude, auch zwei kleine Appartements für einen sanften Tourismus. Wenn man schon baut, muss man an alles denken, um so noch ein bisschen Geld zu verdienen."

Weiter gibt es neben dem offenen Schulungsgebäude ein Schaulager für Fermentierung, Trocknung und die Lagerung der Copoazú-Bohnen sowie Räume für die Pressung von Ölen, dazu Sanitäranlagen und eine Gemeinschaftsküche.

Bautechniken mit natürlichen Materialien

Ihre fantastischen Handwerkstraditionen haben die Piaroa-Indigenen durch die staatlichen Umsiedlungsprogramme vernachlässigt. Markus Heinsdorff animiert sie, diese wiederzubeleben.

Mit dem Bau des regionalen Schulungszentrums für Agroforst-Bewirtschaftung will man auch Fluchtursachen reduzieren – viele Indigene verlassen die Gegend, weil sie wirtschaftlich keine Zukunft mehr sehen. Nun entsteht also durch das neue Zentrum ein Absatzmarkt für fairen und ökologischen Handel. Eine deutsche Schokoladenfirma garantiert die jährliche Abnahme von bis zu 70 Tonnen der Kakaoernte.

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Die offene Rotunde der Academia Agroforestal

Alle Baumaßnahmen wurden mit nachwachsenden Rohstoffen ausgeführt, entsprechend den traditionellen Handwerkstechniken, nur für die Sanitärräume hat man minimale Mengen an Zement verwendet. Die Dächer sind mit Palmwedeln eingedeckt, erklärt Heinsdorff: "Es gibt irrwitzige Konstruktionen mit sehr hohen Dächern, so wie Kirchendome, die sich nach oben wölben. Sie haben einen Nachteil: Sie haben kein Tageslicht. Also habe ich sie ein bisschen aufgeständert, ein paar andere, auch moderne Elemente mit hineingebracht."

Markus Heinsdorff ist begeistert von fremden Kulturen und fasziniert von alten regionalen Kunsthandwerkstraditionen. Als nächstes möchte er in Peru ein Keramik-Zentrum bauen, lässt sich auch dafür von eingeborenen Architekten vor Ort beraten, und sucht dann Förderer, Spender und Mäzene für die Finanzierung seiner nachhaltigen Projekte, die Handwerk und Bildende Kunst zusammenbringen, im Sinne sozialer Skulpturen.

Familiäre Prägung

Markus Heinsdorffs Vater war Architekt – wohl auch deshalb hat der in München lebende Künstler ein Faible für spezielle kunstvolle Architekturen. So baut er auch Häuser aus Müll, setzt sich immer wieder mit Bauformen sowie Räumen auseinander – und interessiert sich für interdisziplinäre Schnittstellen zwischen Natur und Architektur. Im Kloster Raitenhaslach im oberbayerischen Burghausen stellt er ab 21. Juli für eine Woche in einer raumgreifenden Installation mit Schaukästen hunderte seiner außergewöhnlichen Fundstücke aus – Blätter, Pflanzen, Moose, Samen, Hölzer, Insekten und viele andere Exponate aus verschiedensten Ländern und Kontinenten. Nach Fundorten sortiert trägt die Schau den Titel "Die Sammlung – Arten und Rote Listen".

Immer jeden ersten Samstag im Monat stellt BR24 das "Haus des Monats" vor, unterstützt durch die Bayerische Architektenkammer.