Das Logo der internationalen Hofer Filmtage wird in der Hofer Innenstadt auf den Boden projiziert.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Vogl

Die Internationalen Hofer Filmtage gehen in diesem Jahr in ihre 57. Auflage. (Archivfoto)

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Hofer Filmtage: Weltpremieren, Stars und viele Helfer

Die Internationalen Hofer Filmtage gelten als eines der wichtigsten Festivals der Filmbranche Deutschlands. Hier werden Weltpremieren gefeiert. Und sie sind bekannt für ihr Flair – dafür sorgen in diesem Jahr auch so viele Ehrenamtliche wie nie.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenn am Dienstagabend die "57. Internationalen Hofer Filmtage" beginnen, erleben 154 Spiel- und Dokumentarfilme in Hof ihre Deutschland- und zum Teil auch Weltpremiere. Wie zum Beispiel der Film "15 Jahre" von Regisseur Chris Kraus, mit dem das Festival eröffnet wird. "Es ist ein richtig intensiver Film, 143 Minuten lang und am Ende wünscht man sich, dass man nochmal 143 Minuten sehen darf", schwärmt Festivalleiter Thorsten Schaumann. Kraus erzählt in "15 Jahren" die Geschichte einer jungen Frau, die 15 Jahre im Gefängnis saß – wegen eines Mordes, den sie nicht begangen hat. Nach ihrer Entlassung sucht sie ihren Peiniger, der sie ins Gefängnis gebracht hatte.

"15 Jahre" ist quasi der Fortsetzungsfilm "Vier Minuten", mit dem Regisseur Kraus 2006 für Aufsehen sorgte – Premiere feierte der Film damals ebenfalls in Hof. In der Hauptrolle damals und heute: Hannah Herzsprung. "Für beide hat in Hof praktisch ihre Karriere begonnen", erinnert Festivalleiter Thorsten Schaumann.

"Hof braucht keine Stars, wir machen sie!"

Die Hofer Filmtage gelten als die Plattform für junge Filmschaffende. Das Festival ist für Studierende von den verschiedensten Hochschulen oft das Sprungbrett. Hof ist wichtiger Branchentreff, hier tauschen sich sechs Tage lang die Entscheider von Produktionsfirmen, Verleihern, Kinos, Medien und der Kulturpolitik aus. Von Heinz Badewitz, der die Filmtage in den 60er Jahren zusammen mit anderen Filmleuten eher zufällig in Hof gründete und dann bis zu seinem plötzlichen Tod 2016 leitete, stammt der Spruch: "Hof braucht keine Stars, wir machen sie."

Es gibt keinen roten Teppich und keine abgetrennten VIP-Bereiche. Filmschaffende und Publikum sitzen nebeneinander in den Kinosälen, treffen sich danach im Galeriehaus, der Keimzelle der Filmtage, und in anderen Hofer Kneipen. Alle Beteiligten schwärmen immer von dem ganz besonderen Flair der Hofer Filmtage: offen und familiär.

Für diese Atmosphäre sorgen vor allem auch die zahlreichen Ehrenamtlichen, die das Festival am Laufen halten. Es sind fast 200 in diesem Jahr, so Organisationschef Christine Walther. "So viele wie noch nie. Vom 18-jährigen Schüler bis zur Rentnerin – es sind ganz unterschiedliche Menschen im Einsatz." Sie verkaufen die Tickets am Kartencontainer, organisieren den Einlass in die Kinosäle oder kümmern sich um die Technik, damit alle Filme pünktlich auf der Leinwand zu sehen sind. "Das ist sehr aufwändig, da sind einige schon seit Wochen damit beschäftigt. Es geht ja nicht mehr um Filmrollen, die eingelegt werden, sondern die Dateien müssen auf die Server geladen werden", erklärt Walther.

20 Jahre Ehrenamt beim Filmfestival

Seit Sommer ist zum Beispiel auch Jan Schneider in seiner Freizeit für die Filmtage im Einsatz und sorgt dafür, dass beim Online-Ticketbuchungssystem alles passt. Der 40-jährige Hofer ist schon sein halbes Leben lang bei den Filmtagen dabei: "Es macht einfach viel Spaß. Es ist viel los in der Stadt. Man sieht Freunde, die man oft ein ganzes Jahr nicht sieht, weil sie nicht mehr hier leben." Viele Filmtage-Fans, die beruflich oder privat weggezogen sind, haben das Festival Ende Oktober fest im Kalender, nehmen sich extra Urlaub, um mitzuarbeiten, erzählt er. Als Lehrer kann er nicht freinehmen: "Ich bereite den Unterricht deshalb schon vorher vor und gehe dann nachmittags zum Kartencontainer oder kümmere mich im Büro um das Buchungssystem."

Während Jan Schneider schon mehr als 20 Jahre dabei ist, erlebt Margot Bausewein dieses Jahr ihre Filmtage-Premiere – mit 69 Jahren: "Ich wollte schon immer mal zu den Filmtagen, jetzt habe ich endlich Zeit." Sie lebt in Nürnberg und hat sich jetzt extra für ihren ehrenamtlichen Einsatz eine kleine Ferienwohnung gebucht, sechs Tage wird sie nun im Central-Kino die Eintrittskarten kontrollieren: "Ich mache Urlaub zum Arbeiten", sagt sie lachend. Ihre Motivation: "Ich bin einfach aufgeschlossen für Neues, schaue auch gerne mal hinter die Kulissen."

Hofer Filmtage: Budget für Berlinale ist 40 Mal größer

Egal, ob man mit Neulingen wie Margot Bausewein spricht oder mit erfahrenen Filmtage-Helfern wie Jan Schneider – bei allen spürt man die Leidenschaft fürs Kino und die Hofer Filmtage, die dann die viel beschworene Atmosphäre fürs Publikum auslöst. Ein positiver Nebeneffekt dieser Begeisterung: Die Hofer Filmtage halten so die Kosten vergleichsweise gering. Die Ehrenamtlichen bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung, ansonsten gibt es eine Handvoll Honorarkräfte und drei Festangestellte. "Der gesamte Etat fürs Festival liegt bei knapp 700.000 Euro", so Organisationschefin Christine Walther. Zum Vergleich: Bei der Berlinale liegt das Budget bei rund 30 Millionen Euro.

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