Ganze 24 Seiten und so kompakt, dass sie auch in Kleinkinderhände passen. Das sind die Pixi-Bücher. Mehr als 2.000 Titel gibt es – Gesamtauflage unglaubliche 450 Millionen. Wobei so unglaublich dann doch wieder nicht. Der Preis ist niedrig und die Büchlein gehen häufig verloren.
Das große, wunderbar gestaltete, von der Oma geschenkte Bilderbuch bleibt eher im Regal. Pixibücher hingegen sind ständige Begleiter, ein unverzichtbares Accessoire beim Rausgehen wie Wickeltasche und Schnuller. Sie sind das Bilderbuch to go. Und auch: to lose – neben Haarspangen dürfte kaum etwas so oft in der U-Bahn, im Freibad oder beim Kinderarzt liegenbleiben wie ein Pixibuch.
Einstiegsdroge für passionierte Leser
"Wir leben, um zu erzählen", hat die großartige Joan Didion einmal gesagt. Das Pixi-Buch ist der Beweis dieses so einfachen wie überwältigenden Satzes. Pixi-Bücher erzählen eine Geschichte. Sie sind die Einstiegsdroge für alle, die später tausendseitige Wälzer verschlingen.
Der große Unterschied, das unverzichtbare Gewürz beim Genießen von Pixis: Eltern lesen sie vor – eine der wärmsten Kulturtechniken. Und die Lieblingsbände müssen sie oft vorlesen, so oft, bis die Ränder zerfleddern. Aber keine echte Liebe ohne Schrammen. Und das Tolle – das Anfixen ans Lesen und an die Macht der Sprache gelingt auch, ohne das Entziffern von Buchstaben zu beherrschen. Große Geschwister setzen sich an die Wiege der Nachgeborenen und tragen vor: fast wörtlich. Jedenfalls ohne etwas auszulassen. Lesen ist eine Macht.
Pixis verschlingen – bei Babys wörtlich gemeint
Das ahnen auch die sabbernden Kleinen, die gerade Pixis gerne in den Mund nehmen und einschleimen. Hier ist der Ausdruck – ein Buch verschlingen – noch wörtlich gemeint.
70 Jahre sind die Pixi -Bücher alt. Dafür halten sie sich ganz erstaunlich. Auch wenn es mittlerweile Konkurrenzprodukte mit deutlich mehr Glitzer gibt. Bei den alten Exemplaren bekommt die Nostalgie allerdings arge Blessuren: Wenn die Tante Thea im alten Pixi-Buch zu Besuch kommt, dann sieht sie aus wie eine Oma. Aber sie war laut Text nur 37 – und unverheiratet. So entstanden Geschlechterbilder, so brachten wir den Mädchen bei, nicht zu wählerisch bei Prinzen zu sein. Seither hat sich vieles getan. Die aktuelle Erfolgsfigur Conni denkt jedenfalls nicht ans Heiraten. Und begeistert eine neue Generation von (Vor-)Lesenden.
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