Bayern trauert um den am Dienstag verstorbenen Liedermacher und Mundart-Barden Fredl Fesl. Sein Tod trifft auch die bayerische Kulturszene hart. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der bayerischen Kabarett-Szene haben sich mittlerweile zu Wort gemeldet.
"Aushängeschild für ganz Bayern": Hans Well über Fredl Fesl
Als "Ausnahmeerscheinung" hat der Musiker Hans Well den Kabarettisten Fredl Fesl im Bayerischen Rundfunk bezeichnet. Vielleicht hätte es sogar die Biermösl Blosn ohne Fesl gar nicht gegeben, hatte er früher schon mal gesagt. "Er ist ein Naturtalent gewesen, ein Aushängeschild für ganz Bayern. Er hat nicht nur den bayerischen Dialekt, sondern diese Form von bayerischem Humor, dieses hinterfotzige, hintergründige Denken über die Grenzen Bayerns weit hinausgetragen."
Gerade in den verstockten, reaktionären – von der CSU geprägten 1980er- und 1990er-Jahren – betonte Hans Well, sei es wichtig gewesen, Bayern anders darzustellen. Eben so, wie es Fredl Fesl getan hat: "Er hat die Volksmusik, wie ich sie in der Familie kennengelernt habe, wie sie museal gepflegt und verpflegt wurde, vom Kopf auf die Füße gestellt. Das hat nichts mit dem erzkonservativen Bayernbild zu tun gehabt, das in der Volksmusik gang und gäbe war."
"Den Königsjodler für immer mitjodeln" - Eva Karl Faltermeier
"Ein echter bayerischer Held ist gegangen", schreibt die Kabarettistin Eva Karl-Faltermeier auf Instagram. "Den Königsjodler werden meine Kinder und ich für immer Tränen lachend mitjodeln." Gegenüber dem BR betont sie, dass an Fredl Fesl besonders sei, dass seine Kunst sich in die nächsten Generationen weiterträgt. "Wenn gar nichts mehr geht, dann legen wir den Fesl auf, dann geht's uns gut."
Auch der Schauspieler Robert Stadlober hat einen Gruß auf Instagram hinterlassen: "Pfiad di! Fader wird's jetzt da herunten."
"Ein unfassbar guter Gitarrist" - Willy Astor über Fredl Fesl
Willy Astor hat dem BR auf Nachfrage erzählt, dass er Fredl Fesl schon als Bub unheimlich gemocht hat. Inzwischen ist er selbst Musikkabarettist mit Gitarre - aber schon damals hat er das Gitarrenspiel von Fesl bewundert. Denn, das vergesse man oft, "der Fredl war ein unfassbar guter Gitarrist". Dass Fesl jetzt tot ist, sei der schmerzliche Verlust eines Genies, eines Hünen von einem Sprachkünstler. Getröstet habe Astor gestern das Telefonat mit Fesls Frau Monika. Die habe ihm erzählt, dass Fredl Fesl selbst seinen Tod mit Humor genommen und gesagt habe:
Sterben kann nicht so schlimm sein, sonst dadn's net so viele machn. Fredl Fesl, Liedermacher und Mundart-Barde
Weiter sagte Astor dem BR: "Fredl hätte bestimmt gern, dass man in Leichtigkeit über ihn denkt und nicht in Traurigkeit." Und er schickt einen Gruß hinterher: "Fredl, mach's guat, du warst a Weltmacht für mi und mein großes Vorbild."
"Man ist nie zu jung, um Fredl-Fesl-Fan zu sein" - Teresa Reichl
Auch für die 28-jährige Regensburger Kabarettistin Teresa Reichl ist mit Fredl Fesl ein Kindheitsheld und Vorbild gestorben. "Mit ihm geht ein Stück Kabarett, ein Stück Niederbayern", schreibt sie dem BR. Einmal habe sie ihn persönlich getroffen. "Ich habe gesagt, dass ich alle seine Liedtexte und seine Anmoderationen auswendig kann." Daraufhin habe er gelacht und gesagt, sie sei doch zu jung, um ihn zu kennen. "Es tut mir leid, aber da muss ich ihm widersprechen: Man ist nie zu jung oder zu spät geboren, um Fredl-Fesl-Fan zu sein."
"Er ist in den bayerischen Herzen drin" - Comedian und Musiker Helmut A. Binser
Weil Fredl Fesl auch immer den Künstlernachwuchs im Auge behalten hat, hatte der Musiker und Comedian Helmut A. Binser die Ehre, sein Vorbild zuhause zu besuchen. "Der war auch privat ein Supertyp!" Fesls Tod macht ihn traurig, weil mit ihm einer geht, "der ein dreijähriges Mädchen genauso zum Lachen gebracht hat wie einen neunzigjährigen Opa".
Dem BR sagt Binser, dass es in Bayern wohl niemanden gebe, der den Fesl nicht mag. "Er ist in den bayerischen Herzen drin." Binser würdigt auch die Leistung von Fesls Frau Monika, die den Parkinsonkranken bis zuletzt aufopferungsvoll gepflegt habe. Die Lieder vom Fesl, da ist sich Binser sicher, die werden auch noch in hundert Jahren gesungen, "das gehört für mich einfach zum bayerischen Kulturgut mit dazu."
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