Karnevalsszene mit Alkohol
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Kleiner und großer Alkohol-Konsum im Karneval

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Deckel auf die Nase: Mini-Liköre boomen im Fasching

Deckel auf die Nase: Mini-Liköre boomen im Fasching

Im Straßenbild nicht zu übersehen: Leere Mini-Flaschen, aus denen Partygänger und Faschingsfans gern Hochprozentiges in "Ritualen" konsumieren. Nicht nur junges Publikum trägt zu Absatzrekorden bei, wie ein oberfränkischer Hersteller bestätigt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Eindruck trügt nicht: Es werden tatsächlich Jahr für Jahr mehr Party-Liköre in Mini-Flaschen verkauft. Und der Fasching ist Hochsaison für die Hersteller, wie Nicola Kemmer von der im fränkischen Thurnau ansässigen Firma Marussia Germany im Gespräch mit dem BR bestätigte: "Der Straßenkarneval, besonders in den Hochburgen Köln und Düsseldorf, ist eines unserer Highlights, ganz klar. Das ist fester Bestandteil der Feierkultur, absolut. Da stellen sich unsere Produktion und unser Vertrieb darauf ein."

Kleinflaschen-Markt wächst: "Vielfältig und praktisch"

In Thurnau gibt es also jenseits des Faschingsfinales Grund zur Freude, wenngleich diese Art des Alkoholkonsums sicher nicht unumstritten ist: "Ja, wir haben festgestellt, dass der Markt für Kleinflaschen, das ist ja ein eigenes Marktsegment, stetig gewachsen ist. In der Corona-Zeit hat es da einen großen Zuwachs gegeben und auch in jüngster Zeit kann die Kategorie eine positive Entwicklung verzeichnen."

Die Markenmanagerin ("Kleiner Klopfer") nennt mehrere Gründe für die Beliebtheit der Party-Liköre, die auch am alljährlichen Vatertag boomen. Während der Pandemie habe sich so mancher Gast wohl gescheut, eine "Flasche rumgehen" zu lassen und lieber einzelne, kleine Fläschchen konsumiert. Außerdem verwies Nicola Kemmer auf die "Vielfalt" ihrer Gebinde mit verschiedenen Geschmacksnoten.

Ganz wichtig seien jedoch die Rituale, die mit den Getränken verbunden seien: "Es ist ein sehr geselliges Miteinander." Die Rituale hätten sich in den letzten 20, 30 Jahren entwickelt. "Ein klassisches Ritual ist zum Beispiel das Umdrehen der Flasche, das Klopfen auf eine harte Fläche. Dann drehe ich den Deckel ab, setze ihn auf meine Nase, stecke mir das Fläschlein in den Mund und muss es dann, ohne es mit den Händen festzuhalten, leeren", so Kemmer.

Umfassende Präventionsmaßnahmen für maßvollen Konsum

Diese Art Konsum fördere das "Miteinander" und habe eine "emotionale Komponente", die mit einer großen Flasche nicht zu erreichen sei: "Das ist nicht auf ein bestimmtes Alter beschränkt. Die jüngere Generation ist für uns ebenso wichtig wie die ältere. Hier steht die Geselligkeit im Mittelpunkt, das Trinkritual."

Vom Bundesverband der deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) in Bonn heißt es gegenüber dem BR, das "Binge-Drinking", besser bekannt als Komasaufen oder in der Fachsprache "episodischer starker Alkoholkonsum", gehe unter den Jugendlichen ungeachtet der vielen geleerten Flaschen im Straßenbild, seit Jahren zurück, was auf "umfassende Präventionsmaßnahmen" zurückzuführen sei. So setzt sich die Branche bereits seit 2007 gegen "Flatrate-Partys" ein. Influencer müssen seit 2021 als "kommerzielle Partner" in der Alkoholbewerbung mindestens 25 Jahre alt sein.

Es hätten sich Strategien durchgesetzt, die nicht auf Alkoholverzicht, sondern vielmehr auf "maßvollen Konsum" setzten, heißt es dazu in einem Bericht des "Arbeitskreises Alkohol und Verantwortung", dem auch die Firma Marussia Germany angehört. "Wir unterstützen diese Maßnahmen sehr und engagieren uns zum Beispiel in der Initiative 'maßvoll-genießen.de' des BSI", so Nicola Kemmer: "Hier wird wertvolle Aufklärung geleistet, an der wir uns gerne beteiligen, indem wir etwa auf allen Verpackungen und in unserer Kommunikation darauf hinweisen." Zu den "Top-Themen" der Branche gehörten bei der Aufklärung übrigens in jüngster Zeit "Alkohol beim Kochen und Backen" oder auch "Heiße Getränke mit Schuss".

Alkoholkonsum bei Jugendlichen stark rückläufig

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) tranken 2021 knapp neun Prozent der zwölf- bis 17-jährigen Jugendlichen regelmäßig Alkohol, also mindestens einmal wöchentlich. Dieser Anteil habe sich seit 2004 erheblich verringert. Das gelte auch für junge Erwachsene bis 25 Jahren.

In der jüngsten Studie der BzgA über den Drogenkonsum von Jugendlichen heißt es angesichts früher veröffentlichter "Grenzwertempfehlungen" für das Trinken von Alkohol: "Mittlerweile wird empfohlen, dass Erwachsene möglichst wenig oder keinen Alkohol und Jugendliche keinen Alkohol trinken sollten." In früheren Jahren hatte es geheißen, junge Menschen sollten Alkohol "weitgehend meiden".

Die Aufklärung scheint zu wirken, wie die BzgA betont: "Die Konsumprävalenzen gingen von 2001 bis 2021 um etwa 30 Prozentpunkte zurück. Auch der intensivere Alkoholkonsum, das heißt das Rauschtrinken, der regelmäßige Konsum und der Konsum von Durchschnittsmengen, die für Erwachsene als gesundheitlich riskant gelten, gingen langfristig zurück." So hätten Jugendliche in den Siebzigern noch rund doppelt soviel Alkohol getrunken.

"An zwei Tagen pro Woche auf Alkohol verzichten"

Michaela Goecke von der BzgA hatte bereits im vergangenen Dezember in einer Pressemitteilung der BzgA mit Blick auf die vielen Party-Events rund um die Jahreswende gewarnt: "An den Festtagen gehört für viele Menschen das ein oder andere Glas Alkohol dazu. Was viele nicht wissen: Alkohol ist ein Zellgift und jeder Schluck mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Ratsam ist, beim Alkohol im Limit zu bleiben mit den Empfehlungen für risikoarmen Konsum. Frauen sollten maximal ein Achtel Liter Wein oder ein kleines Glas Bier pro Tag trinken, Männer maximal die doppelte Menge. An zwei Tagen in der Woche sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden. Hoher und regelmäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erhöhen. Außerdem kann sich schleichend eine Alkoholabhängigkeit entwickeln, die sehr schwer zu überwinden ist."

Entgiftungs-Shot vor Markteinführung

Mal abwarten, wie sich das für das erste Quartal 2024 von einem US-Hersteller angekündigte Entgiftungs-Produkt eines "Safety Shot" auf dem Getränkemarkt durchsetzen wird. Das patentierte Getränk soll dem Werbeversprechen zufolge den Blutalkoholgehalt schneller senken und dazu beitragen, dass sich bei Betroffenen "mehr Klarheit" einstellt. Aber das ist dann wohl eher ein Aschermittwochsthema.

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