Mit Lichterketten und Handylichtern hat am Sonntagabend auf der Theresienwiese in München eine Großdemonstration gegen Rechtsextremismus stattgefunden. Erwartet wurden mehrere zehntausend Menschen, die ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze setzen wollten.
Laut Polizeiangaben versammelten sich in der Spitze 75.000 bis 100.000 Demonstranten. Die große Spanne ergibt sich, laut Polizei, wegen der Dunkelheit. Manche Teilnehmer hätten kein Licht bei sich gehabt, andere dafür mehrere. Größere Vorkommnisse habe es keine gegeben. Die Organisatoren sprachen von 300.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
"Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus"
Zu dem "Lichtermeer für Demokratie" hatten Dutzende Organisationen und Gruppen aufgerufen. Die Veranstalter wie auch die Polizei hatten darum gebeten, aus Sicherheitsgründen auf Kerzen oder anderes offenes Feuer zu verzichten.
Die Theresienwiese, im Herbst der Ort des Oktoberfests, erstrahlte in hellem Schein – damit es hell werde in den Köpfen, sagte die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, die Hauptrednerin der Kundgebung. Sie rief in ihrer Rede zur Einheit für die Demokratie auf und mahnte, sich nicht in Einzelinteressen zu verlieren.
Es reiche nicht, "nur gegen etwas zu sein", sagte Tekkal im Interview mit BR24. "Wir müssen uns die Frage stellen, wofür wir sind, wer wir sein wollen, welches Land." Jeder einzelne, der zur Demo gekommen sei, habe eine Erwartungshaltung, so die Menschenrechtsaktivistin weiter. Und es gehe darum, was "der kleinste gemeinsame Nenner ist": Dieser müsse aus ihrer Sicht "der Kampf gegen Rechtsextremismus, die AfD und jedwede Menschenfeindlichkeit sein". Ansonsten ertönte von der Redner-Bühne vor allem Musik. Zwischenzeitlich sang die Menge mit.
"Wir haben alle ein Ziel und das macht Mut!"
"Die Verteidigung unserer Demokratie, unserer Werte und unserer Freiheit bleibt ungebrochen stark! Wahnsinn heute: Mehr als 100.000 Menschen auf der Theresienwiese! Danke, München!", schrieb Oberbürgermeister Dieter Reiter in einer Stellungnahme. Er habe auf der Theresienwiese "Menschen jeden Alters und aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen getroffen. Wir haben alle ein Ziel und das macht Mut!"
"Die verbocken es gerade tatsächlich, links wie rechts", sagte eine Teilnehmerin gegenüber BR24. Die Politikerinnen und Politiker würden nicht vorleben, "dass man miteinander redet". Darum sei sie hier, um "von unten heraus dieses Miteinander zu kriegen".
"Ich möchte ein Zeichen setzen, in welcher Gesellschaft ich leben möchte – eine Gesellschaft, die so tolerant und weltoffen bleiben soll, wie sie ist", sagte eine andere Teilnehmerin der dpa. "Ich bin hier wegen meiner Kinder, damit die auch in einer Demokratie aufwachsen – und Demokratie ist auch Arbeit", gab eine andere an.
Ein weiterer Demonstrant sagte BR24: "Ich bin hier weil ich nicht will, dass die AfD an die Macht kommt und mit ihren Lügenmärchen die Demokratie zerstört". Eine Teilnehmerin erklärte, sie sei in Ostdeutschland geboren und mache sich angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Sorgen um ihre Heimatstadt.
Münchner Lichtermeer Auftakt zu weiteren Aktionen in Bayern
Die Veranstaltung sollte laut Veranstalter der Auftakt zu weiteren Aktionen in ganz Bayern sein. "Wir lassen nicht zu, dass Menschen in unserem Land ausgegrenzt und verfolgt werden. Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus und widerwärtige Deportationsphantasien. Die schweigende Mehrheit schweigt nicht länger!", hieß es im Aufruf zu der Demonstration.
Das "Lichtermeer" wurde von "Fridays for Future" in Kooperation mit Vereinen wie Lichterkette e.V., Bellevue di Monaco und "München ist bunt" organisiert. Eine breite Unterstützung erhielt der Aufruf vom Bayerischen Bündnis für Toleranz, das über 90 Organisationen umfasst, sowie von verschiedenen Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Kirchen, Religionsgemeinschaften, Ministerien und dem Bayerischen Landtag. Auch der Bayerische Rundfunk ist Mitglied.
Bereits am 21. Januar waren in München mehr als 100.000 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Die Veranstaltung musste schließlich wegen Überfüllung abgebrochen werden.
Mit Informationen von dpa
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