Allein in den vergangenen drei Jahren haben sich 95 Personen bei der Evangelischen Landeskirche in Bayern (ELKB) gemeldet, um sexualisierte Gewalt anzuzeigen. Darunter seien sowohl Betroffene und kirchliche Verantwortliche als auch Dritte, die auf einen Missbrauch aufmerksam machen wollten, teilte die Landeskirche mit.
Täter waren Pfarrer, Erzieher, Jugendleiter und Kirchenmusiker
Inzwischen hat die Kirche aber auch ihre Akten nach Hinweisen auf sexualisierte Gewalt untersucht. Für die Jahre 1917 bis 2020 hat sie 129 beschuldigte Personen und 226 Taten sexualisierter Gewalt ermittelt. In einigen Akten fand die Landeskirche Hinweise auf mutmaßliche weitere Taten, weitere Informationen wie etwa die Namen von Betroffenen oder der Tathergang seien nicht auffindbar gewesen, hieß es.
Insgesamt geht die Kirche daher von 253 Taten aus. Die mutmaßlichen Täter waren Pfarrer, Erzieher, ehrenamtliche Jugendleiter und Kirchenmusiker. Die Zahlen umfassen allerdings nur minderjährige Betroffene, Erwachsene, die in einem Abhängigkeitsverhältnis sexualisierte Gewalt erfahren haben, sind nicht dazugezählt worden.
Landesbischof Kopp: "Genauer hinschauen, konsequent handeln"
Die Fallzahlen, die die Landeskirche heute bekannt gegeben hat, fließen in eine bundesweite Studie, die in der kommenden Woche in Hannover vorgestellt wird. Darin untersucht ein Forscherteam erstmals bundesweit das Ausmaß sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie. Diese Ergebnisse würden dabei helfen, zu erkennen, "wo wir bisher noch blinde Flecken hatten, um dann dort sehr viel genauer hinzuschauen und konsequent zu handeln", sagte Landesbischof Christian Kopp. Die Landeskirchen wissen bisher noch nichts über weitere Ergebnisse dieser unabhängigen Studie.
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