Keine Sorge: Adam Green ist wohlauf. Er ist 42, lebt in Brooklyn mit Frau und Kind und macht weiterhin das, wofür er Anfang der Nullerjahre ein bisschen welt- und vor allem deutschlandweit berühmt wurde: schrullige Kunst. Verpackt in meist um die zwei Minuten lange Folk, pardon: Antifolk-Songvignetten, bis zum Rand gefüllt mit üppig eingängigen Melodien und textlichen Obszönitäten - hinterfotzig smooth vorgetragen in Greens warmem Bariton.
Tribute für aktiven Musiker
Eine Riesenehre sei das, dass nun Musiker wie Lou Barlow oder Sean Lennon seine Songs gecovert haben, sagt Green im Interview mit FM4 - und wie praktisch das sei, dass auf diese Art ein "Best Of Adam Green Album" entstanden ist. Hätte er sowieso alsbald mal machen wollen. Aber wie klingen nun Adam Greens Songs, wenn sie von jemand anderem gesungen werden? Richtig, richtig toll.
Regina Spektor und Jack Dishel eröffnen dieses Cover-Album im fast weihnachtlich anmutenden Duett, ihnen folgen viele andere New Yorker Weggefährten Greens wie Jeffrey Lewis, Devendra Benhart - oder Turner Cody, der übrigens die Idee hatte, diese Tribute-Platte für seinen alten Freund Adam Green zusammenzustellen. Die in bester Anti-Folk Manier zerzaust, verraucht und natürlich unpünktlich erscheint; genau ein Jahr zu spät, um das zwanzigjährige Jubiläum von Greens Debütalbum zu feiern.
Kreative Cover
Die Königsdisziplin beim Covern ist natürlich: die kreativste Neu-Interpretation. Der gerade gehörte Ben Kweller ist dafür ein heißer Anwärter auf "Moping in Style", der das reduzierte Akustikgitarren-Original zur bedrohlich epischen Mörderballade umgemodelt hat - und damit laut Adam Green erst zeigt, was wirklich in diesem Song steckt. Oder der Albumcloser, "Musical Ladders" - in einer "Riders on the Storm"-Variante, stilecht von einer "The Doors" Coverband interpretiert. Am interessantesten wird’s aber beim genau entgegengesetzten Ansatz: Wenn Greens Schabernack eben nicht verstärkt wird - sondern eiskalt gekillt. Wie in dieser Version von "Drugs" - die Kyp Malone aufgenommen hat, Sänger und Gitarrist der Band "TV on the Radio".
Zeitlose Songs neu interpretiert
Vielleicht erspielen sich Greens Songs so sogar ein neues und jüngeres Publikum, so ganz ohne ihre typische Nullerjahre Ironie. Ganz sicher sind diese klamauklosen Versionen aber der Beweis, was für ein herausragender und zeitloser Songwriter Adam Green tatsächlich ist.
Insgesamt 26 Neu-Interpretationen befinden sich auf der Platte - und klar, nicht alle reißen sich kreativ ein Bein aus. Schön ist es aber trotzdem, so muckelig am Lagerfeuer mit Father John Misty, Jenny Lewis oder Herman Dune. Oder der Band, bei der man viel eher mit einer Tribute-Platte gerechnet hätte, dank ihrer berüchtigten Drogen-Ausschweifungen: Die "Libertines".
Moping in Styles 77 Minuten Spielzeit sind ein perfekter Einstieg in Adam Greens musikalische Welt, die so versponnen ist, so abwechslungsreich und ab und an regelrecht brillant, dass man sich als Fan der ersten Stunde, dem wie so vielen irgendwann das Interesse abhanden gekommen ist, schon irgendwann an den Kopf langt: Wie hab ich die Zehnerjahre eigentlich rumgebracht, so ganz ohne Adam Green.
12.12.2024: Leider dauert das Software-Update länger als geplant. Wir bitten die Verzögerung zu entschuldigen - wir informieren an dieser Stelle, sobald wir genauer wissen, wann wir den Kommentarbereich wieder öffnen können.
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