Die Mattielli-Statuen des französischen Jesuiten Jean François Regis auf der Katholischen Hofkirche in Dresden.
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Die Mattielli-Statuen des französischen Jesuiten Jean François Regis auf der Katholischen Hofkirche in Dresden.

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Mythos Jesuiten: Machtvolle Kämpfer für den Papst

Mythos Jesuiten: Machtvolle Kämpfer für den Papst

Die Jesuiten blicken auf eine wechselvolle Geschichte: Sie spielten im Ringen um politischen Einfluss und Macht für den Papst immer schon eine große Rolle. Weltlichen Herrschern und Politikern missfiel das - mehr als einmal wurde der Orden verboten.

Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

SJ – Societas Jesu – ist das Kürzel für die Jesuiten – und heute machen viele aus SJ gern schon mal die Bedeutung "Schlaue Jungs" daraus, denn Jesuiten sind sehr gebildet. Ihr Wissen und ihren Einfluss setzten sie seit ihrer Gründung für den Papst ein - was ihnen nicht nur Freunde einbrachte.

Kulturkampf: Konflikt zwischen Bismarck und Papst

Im 19. Jahrhundert sortieren sich die Machtverhältnisse in Europa neu. Als Otto von Bismarck zum Reichskanzler ernannt wird, will er vor allem eines: Die Trennung von Staat und Kirche ausbauen. Und das heißt in seinen Augen vor allem, den Einfluss der katholischen Kirchen zurückzudrängen. 1871 eskaliert der Konflikt zwischen Papst und Reichskanzler Otto von Bismarck, der als Kulturkampf in die Geschichtsbücher eingeht.

Reichskanzler Otto von Bismarck ergreift harte Maßnahmen: Er erlässt den sogenannten Kanzelparagraphen, der die Predigten von Priestern unter staatliche Kontrolle stellt. Und er verbietet im deutschen Reich den Jesuitenorden. Klöster und Kollegien werden geschlossen, die Jesuiten müssen das Land verlassen.

Jesuiten stehen an Seite des Papstes

"Die Jesuiten haben seit jeher eine symbolische Wirkung. Eine besondere Bedeutung hatte ihre Papstnähe und ihre Positionierung in der Auseinandersetzung mit dem Unfehlbarkeitsdogma", sagt Ferdinand Kramer, Professor für Bayerische Geschichte in München. Diese Treue zum Papst führt letztlich dazu, dass der Orden im Kulturkampf 1872 verboten wurde.

Das Jesuitenverbot hat eine Vorgeschichte: Auf dem Ersten Vatikanischen Konzil verkündet Papst Pius IX. das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes. Es ist der Höhepunkt einer Auseinandersetzung, in der der Papst seinen Machtanspruch gegenüber liberalen und nationalen Strömungen festigen will. Mit dem sogenannten "Syllabus Errorum" verurteilt er die Irrtümer des Liberalismus und bringt so den Katholizismus gegen eine liberale Kultur in Stellung. Stets unterstützt von den Jesuiten, die sich loyal dem Papst gegenüber verhalten und den immer stärker werdenden Nationalstaaten kritisch gegenüber stehen.

18. Jahrhundert: Jesuiten werden enteignet und ausgewiesen

Das Jesuitenverbot von 1872 ist dabei nicht das erste Verbot in der Geschichte des Ordens. Rund ein Jahrhundert zuvor schon wurden Jesuiten aus mehreren Ländern ausgewiesen, ihr Vermögen enteignet. Gründe sind die Verlagerung der Machtverhältnisse und der Machtverlust des Papsttums gegenüber den absolutistischen Monarchen. Was dazu führt, dass Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auf Druck von Frankreich und Portugal vorübergehend aufheben musste. Eine Machtdemonstration gegenüber dem Papsttum - stand der Jesuitenorden doch seit jeher für die Orientierung nach Rom.

Dies sei "ein gewaltiger Eingriff" aus bayerischer Perspektive, so Historiker Ferdinand Kramer. Es bedeutete nicht mehr oder weniger als "das Ende des bedeutenden Einflusses der Jesuiten auf das höhere Bildungswesen. Die hatten an der Universität in Ingolstadt an zahlreichen Gymnasien eine zentrale Rolle gespielt."

Ordensgründer: Spanischer Offizier Ignatius von Loyola

Gegründet hat den Orden 1540 der ehemalige spanische Offizier Ignatius von Loyola, der aus einem baskischen Adelsgeschlecht stammte. Nach einer Kriegsverwundung hatte er sich zu einer asketischen Frömmigkeit bekehrt. Sein Ziel: Die Erneuerung der Kirche und die Mission. Ignatius von Loyola entwickelte deshalb geistige Übungen und Exerzitien.

Die Brüder, die sich dem Orden anschlossen, legten ein Armuts- und Keuschheitsgelübde ab. Sie schworen aber auch Gehorsam gegenüber dem Papst. Und wurden im 16. Jahrhundert so zum Werkzeug des Papstes gegen Reformation und Protestantismus, der wenige Jahrzehnte vorher seinen Anfang nahm und den Machtanspruch des Papstes in Frage stellte. Jesuiten haben aber auch die Elitenbildung maßgeblich mit geprägt, sagt Ferdinand Kramer. Wurden doch bald schon Universitäten und höhere Bildungseinrichtungen an die Jesuiten übergeben.

Weltweit aktive, transnationale Bildungselite

Das Jesuitentum zeichnete ein hoher Bildungsanspruch, die Papsttreue und Ausrichtung auf Rom, sowie eine relativ hohe Mobilität aus. Während man bei anderen Orden normalerweise in ein Kloster eintritt und ein Leben lang bleibt, waren die Jesuiten hochmobil. Sie standen "in Verbindung mit Bildung und Wissenschaft - wenn man so will, eine transnationale Bildungselite, die eben weltweit aktiv waren", so der Geschichtswissenschaftler.

Die Bildungsarbeit ist ein Schwerpunkt der Jesuiten. Sie betreiben weltweit Hochschulen und Universitäten genauso wie Gymnasien. Bis heute, denn das Jesuitenverbot durch Reichskanzler Otto von Bismarck hielt nur wenige Jahrzehnte.

Wiederzulassung der Jesuiten in Deutschland 1917

"Die Wiederzulassung der Jesuiten hat mit dem Ersten Weltkrieg zu tun", erklärt Ferdinand Kramer. "Es ging um den nationalen Schulterschluss, und man wollte da in der Reichspolitik, insbesondere die aus dem Kulturkampf nachwirkenden Spaltungen und Trennungen hin zum Zentrum - der Partei der Katholiken - mildern und beenden." Dies trug 1917 faktisch wieder zur Zulassung der Jesuiten bei.

Heute hat der Orden weltweit rund 15.000 Mitglieder. In München und auch in Frankfurt am Main betreiben die Jesuiten Philosophische Hochschulen. Und auch etliche Schulen - wie das Canisius-Kolleg in Berlin oder das Aloisiuskolleg in Bonn - sind in Trägerschaft der Jesuiten.

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