Vor fünf Jahren fand Papst Franziskus deutliche Worte: "Die Erde scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln", schrieb er in seiner Enzyklika "Laudato si". Und an anderer Stelle heißt es: Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt habe die Kapazitäten des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in der Katastrophe enden kann.
Umwelt-Enzyklika: umfassend, ganzheitliche Ökologie
Zum ersten Mal habe ein Papst umfassend ganzheitlich das Thema Ökologie in der katholischen Soziallehre behandelt, erklärt der Sozialethiker Markus Vogt von der LMU München. Dabei gehe es um ein Konzept der ganzheitlichen Ökologie.
"Ökologie-Fragen sind substanziell, es geht um Gerechtigkeit in der Welt zwischen den Generationen und ist auch global zu verstehen." Markus Vogt, Sozialethiker
2015, zeitgleich zu der Enzyklika, hat die UNO ihre "Sustainable Development Goals" verabschiedet – als einen gemeinsamen Plan zur Bekämpfung von Armut und zum Schutz des Planeten Erde. Ebenfalls in diesem Jahr verständigte sich die UN-Klimakonferenz in Paris auf das Ziel, die Erderwärmung möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Ein Ziel, das bislang nicht erreicht wurde, sagt Markus Vogt. Im Gegenteil: Es fände aktuell die größte Renaissance der Kohleenergie in der Menschheitsgeschichte statt.
Kardinal Marx: Nicht zu den Akten legen
Heute gilt es, betont der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sich die Worte des Papstes aus seiner Umwelt-Enzyklika wieder deutlich in Erinnerung zu rufen. Sie dürfe nicht zu den Akten gelegt werden, sagte der Kardinal in einer Videobotschaft.
"Die Enzyklika unterstreicht sehr deutlich, es gibt das eine Haus der Schöpfung und diesem Haus muss Platz sein für alle. Und die Ungleichheit verschärft eigentlich das Gegeneinander." Kardinal Reinhard Marx
Die Enzyklika, beobachtet Markus Vogt, habe außerhalb der Kirchen viel mehr Gehör gefunden als innerhalb der Kirchen. Ein Motor eines umweltpolitischen Umdenkens wurde nicht die Kirche, sondern die Schülerproteste von "Fridays for Future". Die Schülerbewegung hat aus Sicht von Markus Vogt die Führung in der Debatte übernommen.
Umweltschutz: "Fridays for Future" läuft Kirche den Rang ab
"Im Grunde ist es blamabel für uns in der Kirche genauso wie für uns in der Wissenschaft, dass die Jugendlichen uns das vorgemacht haben und auf die Straße gegangen sind. Die neue Qualität des Umweltdiskurses ist von der 'Fridays for Future' Bewegungen ausgegangen", so Vogt. "Ich denke, die Art und Weise, wie wir dort die Thematik auch ins Bewusstsein gehoben wird, ganz stark mit im Zusammenhang mit ethischen Herausforderungen, mit grundlegenden Fragen von Lebensstil, von Umkehr zu tun hat."
Zugleich sind allerdings auch innerhalb der katholischen Kirche viele – teils lokale Initiativen zum Klima- und Umweltschutz entstanden. Angefangen bei Kleidertauschbörsen bis hin zu Repair-Cafés. Jens Hausdörfer vom BDKJ-Bayern sieht in der Enzyklika eine Bestärkung der Jugendverbände in ihrem Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Zugleich muss in seinen Augen aber noch mehr geschehen.
"Dieses Bewusstsein, dass das soziale Engagement mit dem ökologischen zusammenhängen, dass wir nicht zwei Problem haben, sondern eins. Und dass dieses Problem nicht nur lokal zu lösen ist, sondern vor allem ein globales Problem ist. Dass unser Handeln hier auch Auswirkungen auf Länder am anderen Ende der Welt hat und dass mein Handeln, mein privates handeln, auch über politisches Handeln ist" Jens Hausdörfer
Denn die Bewahrung der Schöpfung und die Sorge für das gemeinsame Haus, sind letztlich ein globales Thema.