PEN America Chefin Suzsanne Nossel ist besorgt, dass immer mehr Bücher aus amerikanischen Schulbibliotheken verschwinden. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren seien dafür nicht einzelne besorgte Bürgerinnen und Bürger verantwortlich zu machen. Sondern: "Unser Bericht zeigt, dass es sich bei den heutigen Verboten um eine koordinierte Kampagne handelt".
Konservative Gruppierungen sollen hinter Buch-Verboten stecken
Diese werde angeführt von finanziell gut ausgestatteten Organisationen, deren Motive ideologischer Natur seien. Betroffen sei besonders Literatur, so Nossel, in der es um LGBTQ-Themen ginge sowie Bücher, deren Protagonisten schwarzer Hautfarbe seien.
Insgesamt 50 verschiedene Gruppen will der Verband ermittelt haben. Diese seien dafür verantwortlich, dass Bücher aus Lehrplänen und Schulbüchereien verschwinden würden. Als Beispiel führt PEN America den Bezirk Madison County im US-Bundesstaat Mississippi an. Dort seien an den örtlichen Schulen mehr als 20 Bücher mit einer "eingeschränkten Verbreitung" belegt worden. Das sei ein relativ neues Phänomen. Viele der Gruppen wie "Moms for Liberty" seien erst im vergangenen Jahr gegründet worden.
Buch von Literaturnobelpreisträgerin Morrison an einzelnen Schulen unerwünscht
Zu den für Jugendlichen "verbotenen" Büchern gehörten der Roman "The Bluest Eyes" (deutscher Titel "Sehr blaue Augen") von Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison aus dem Jahr 1970. Aber auch der Jugendroman "The Hate U Give", der in Deutschland unter demselben Titel erschienen ist und von der afroamerikanischen Schriftstellerin Angie Thomas stammt. In dem "Coming Of Age"-Buch geht es um ein junges Mädchen, das angesichts eines rassistisch motivierten Übergriffs durch Polizisten die Macht ihrer Stimme entdeckt.
Betroffen ist auch das Sachbuch "Queer, There, & Everywhere" der Autorin Sarah Prager, die für eine junge Leserschaft die Geschichte der LGBTQ-Bewegung erzählt.
PEN America: Texas nimmt Vorreiterrolle ein
Bücherverbote und Zensur gibt es laut PEN America im ganzen Land. Eine Vorreiterrolle nehme aber Texas ein. Laut Bericht rangiert der konservativ regierte Bundesstaat an erster Stelle mit den meisten Verboten in den USA.
Ähnliches berichtet auch die älteste und größte Bibliothekenverbindung der Welt, die "American Library Association" (ALA) mit Hauptsitz in Chicago. In einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Report heißt es, dass zwischen Januar und August insgesamt 1651 Bücher Anfeindungen ausgesetzt gewesen seien.
Bibliothesverband ALA: Anfechtungen gegen Bücher um das vierfache angestiegen
Es habe 681 Versuche gegeben, einzelne Bücher aus öffentlichen Büchereien zu entfernen. Im vergangenen Schuljahr habe es an Schulen und Universitäten 729 Anfechtungen gegeben, bestimmte Werke nicht aufzunehmen. Das sei ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um das vierfache.
Auch die ALA sieht hinter vielen Verboten konservative Gruppierungen. Aktionen konzentrierten sich besonders auf Jugendbücher, in denen es um ethnische Herkunft und sexuelle Identität gehe.
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