Wie nicht anders zu erwarten, reagierte Kevin Spacey sehr emotional auf den Freispruch im Strafverfahren wegen sexueller Übergriffe: Der 64-jährige Hollywoodstar ("House of Cards") brach dem britischen "Guardian" zufolge in Tränen aus und fiel seinen Anwälten um den Hals, nachdem die Jury alle Anklagepunkte verworfen hatte. Es ging um insgesamt 13 Vorkommnisse, darunter sieben "sexuelle Übergriffe" und drei "unsittliche" Annäherungen an vier Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Die Geschehnisse sollten sich der Staatsanwaltschaft zufolge zwischen 2005 und 2013 bzw. zwischen 2001 und 2004 zugetragen haben.
Spacey als "sexueller Tyrann" bezeichnet
Der Schauspieler wurde von Anklägerin Christine Agnew als "sexueller Tyrann" bezeichnet. Spacey selbst hatte dies von Anfang an wahlweise als "Blödsinn" oder "Wahnsinn" von sich gewiesen und gemutmaßt, die angeblichen Opfer seien nur "hinter seinem Geld her". Richter Mark Wall soll die Anwälte von Spacey ausdrücklich "gelobt" haben, so anwesende Journalisten.
Konkret glaubten die Geschworenen nicht, dass Spacey drei Männern "aggressiv" in den Schritt gefasst habe, ebenso wenig wie sie der Staatsanwaltschaft abnahmen, der Schauspieler habe einen Jungschauspieler in dessen Wohnung bedrängt. Spacey will "ungeschickt" reagiert haben und sprach ansonsten von einvernehmlichen sexuellen Begegnungen. Auf einem Ring, den er während des Prozesses trug, fanden sich dem Berichterstatter der "Daily Mail" zufolge die hebräischen Worte: "Auch das wird vorbeigehen". Wie die "Times" meldete, bestand die Jury aus neun Männern und drei Frauen. Sie sollen gut zwölf Stunden beraten haben.
Elton John als Zeuge der Verteidigung
Die britische Boulevardpresse hatte sich vor allem an den zahlreichen Anekdoten bedient, die Spacey ungeachtet der ernsthaften Vorwürfe in seine Aussagen einstreute: So plauderte er in dem vierwöchigen Verfahren über Promis und brüstete sich mit seiner Bekanntschaft zu Elton John, der als Zeuge der Verteidigung gefragt war. Zwei Männer sollen Spacey vor Zivilgerichten verklagt haben, hieß es am Rande des Prozesses.
Vor zwei Jahren hatte ein Mediator geurteilt, Spacey habe sich mit seinem Verhalten eines Vertragsbruchs schuldig gemacht, woraufhin er umgerechnet knapp dreißig Millionen Euro an die Produzenten von "House of Cards" zahlen sollte. Es blieb offen, ob der Schauspieler das Geld jemals gezahlt hat, obwohl er eine Berufungsverhandlung verloren hatte. Seine Villa in Los Angeles im Wert von angeblich 8,5 Millionen Pfund soll er nach britischen Presseberichten verkauft haben. In London fragt sich die Kulturszene, ob Spacey jetzt, wo er freigesprochen wurde, wieder das traditionsreiche Old Vic-Theater übernimmt, das er elf Jahre leitete. In dieser Zeit sollten sich die meisten der jetzt verhandelten Taten abgespielt haben.
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