In Roth stehen ab Samstag 13 Künstlerinnen und Künstler im blues-blauen Scheinwerfer-Licht auf der Bühne. Zu den 31. Bluestagen der Stadt Roth, ausgerichtet von der Kulturfabrik, kommt in diesem Jahr ein ganz besonderer Act: der fünfmalige Grammy-Gewinner Keb' Mo'. Ihn haben die Veranstalterinnen Silke Rieger und Monika Ammerer-Düll seit zehn Jahren immer wieder nach Roth eingeladen – jetzt hat er zugesagt.
- Zum Artikel: Rother Bluestage: wo Blues-Fans den Stars ganz nahe kommen
Keb' Mo' kommt nach Franken
Der US-Amerikaner will niemandem etwas beweisen, findet Ammerer-Düll. Sie schildert: "Keb' Mo' kämpft nicht um Noten. Er will da einfach stehen mit seiner Gitarre und seinem Hut. Ihm geht es um die Geschichten." Aber auch zu manch anderen Künstlerinnen und Künstlern, die diesmal auf dem Programm stehen, haben die Veranstalterinnen besondere Beziehungen. Etwa zu "The Brew". Die Band spielt Samstagabend und war schon öfter in Roth zu Gast. Genau wie Sari Schorr. Die hatte ihr Debüt 2017, ganz zu Beginn ihrer Karriere. "Jetzt zurückzukehren und in die Gesichter des Publikums zu blicken, ist etwas ganz Besonderes", sagt sie voller Vorfreude.
Justina Lee Vrown: "Eine wahnsinnige Bühnenpräsenz"
Als absolute Neuentdeckung gilt die gebürtige Nigerianerin Justina Lee Brown. Die Veranstalterinnen sind besonders von der Energie beeindruckt, die die Sängerin ausstrahlt. "Das ist eine unfassbar intensive Künstlerin mit einer wahnsinnigen Bühnenpräsenz, sagt Rieger. In den Songs stecken Emotionen. "Schließlich hat sie auch viel zu erzählen, viel erlebt. Sie ist in den Slums von Lagos aufgewachsen."
Zum Schluss wird alles gut
Emotionen gibt’s in Roth aber nicht nur auf der Bühne, sondern auch dahinter. Denn bei den Vorbereitungen wird es auch mal stressig. Am stärksten eingeprägt hat sich bei den Frauen Nina Hagen: Die hatte nämlich 2012 kurz vor ihrem Auftritt abgesagt, weil sie von einer Katze gebissen wurde. "Wir fanden das ziemlich doof", schildert Ammerer-Düll. "Bis wir mal gegoogelt und gemerkt haben, dass das wirklich sehr gefährlich ist." Das Konzert habe Hagen dann zwei Wochen später nachgeholt. Und auch die französische Band "Deglers" muss ihr Konzert nachholen: 2023, als sie eigentlich auftreten wollten, kamen ihnen Flug-Annullierungen dazwischen – und das Baby eines Bandmitglieds. Das kam nämlich zu früh zur Welt. In diesem Jahr holen sie den Auftritt am 24. März nach. Kleine Katastrophen sehen die Veranstalterinnen inzwischen recht entspannt. Ihr Motto: "Zum Schluss wird immer alles gut".
Was überwiegt, sind die schönen Momente. Als Thomas D. von den Fantastischen Vier auf einmal von der Bühne kam und vor lauter Quatschen mit den Gästen ganz das Singen vergaß. Oder jedes Mal, wenn die Veranstalter den "Hardy" wieder sehen, den Stammgast, der jedes Jahr für das Festival aus dem Schwarzwald angereist kommt. Oder, wenn die Künstlerinnen und Künstler ihre Zuhörerschaft so in den Bann ziehen, dass die völlig erstarrt zuhören – oder absolut ekstatisch durch den Raum tanzen.
Der Blues begann in der Kneipe
Entstanden ist das Blues-Festival im kleinen Rahmen. Und zwar nicht in der Kulturfabrik, sondern in einer Rother Kneipe: Der Wunder-Bar. Die hatte 1992 an einem Wochenende ein paar Bands eingeladen – davon hörte auch die erste Leiterin der Kulturfabrik. Ammerer-Düll erzählt: "Die fand das witzig und hat deshalb gesagt: Das holen wir hier her." Seitdem ist das Event von Jahr zu Jahr gewachsen – inzwischen geht es ganze neun Tage und ist deutschlandweit bekannt.
Eine Bühne für die Sängerinnen
Für ihre Arbeit in der Kulturfabrik werden die beiden Frauen respektiert. Das war nicht immer so: Am Anfang wurde der weiblichen Doppelspitze der Kulturfabrik die Arbeit oft nicht zugetraut. Überrascht sei man gewesen, dass die beiden Interviews in tadellosem Englisch mit den internationalen Künstlerinnen und Künstlern führen könnten, schildern sie. Silke Rieger und Monika Ammerer-Düll glauben, dass es vielen Frauen heute noch so geht. Auch denen, die auf der Bühne stehen. Um die "Frauen des Blues" mehr in den Fokus zu rücken, gibt es deshalb eine Foto-Ausstellung im Foyer. Dort stellt Ammerer-Düll selbst-geschossene Porträts von allen Frauen aus, die seit 2010 in Roth aufgetreten sind. Die meisten von ihnen haben die Augen geschlossen – die Bilder sind in schwarz-weiß gehalten. "Die Action fotografieren andere", schildert Ammerer-Düll, ihr geht es ums Gefühl.
Wer die Klänge und Emotionen von Jules Fischer, Sari Schorr, Justina Lee Brown – und ihre männlichen Kollegen live erleben will, hat ab heute bis zum 24. März dafür Zeit.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!