Comicbild mit drei blauen Aliens, die Martinis trinken
Bildrechte: Apple TV+

Den Webcomic "Strange Planet" gibt es jetzt als Serie bei Apple TV+

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Serie "Strange Planet": Allzu menschliche Außerirdische

Was, wenn unsere Welt nicht die einzige wäre, auf der Leben existiert, das absurd ist? Die Animations-Serie "Strange Planet" untersucht diese Frage anhand kleiner, blauer Wesen mit hochkomplexen Alltagsproblemen.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Der fremde Planet aus der Animationsserie "Strange Planet" ist der Erde gar nicht so unähnlich. Gut, bevölkert ist er von eigenartigen blauen Wesen mit riesigen Köpfen und Augen, schmalen Mündern und schlaksigen Gliedmaßen. Aber sie tun, was Menschen auch tun: arbeiten, Freundschaften schließen. Sie lernen, leiden und lieben.

"Autsch-Kugeln" und "Gruppenbaumelmaschinen"

Der "Strange Planet" ist also an sich nicht außergewöhnlich. Trotzdem wird das Alltägliche in der Hand von Serien- und Comicschöpfer Nathan W. Pyle zu etwas Unbekanntem und Merkwürdigem. Im Unterschied zur Menschheit sind die blauen Wesen sehr einfühlsam. Ihre Gefühle drücken sie mit ihren expressiven Augen aus, aber vor allem mit einer deskriptiv-analytischen Sprache - und die ist kurios: So heißen Igel "Strange Planet" "Autsch-Kugeln", Gondeln werden zu "Gruppenbaumelmaschinen", aus Konfetti wird "Mini-Müll".

Die Übersetzung ins Deutsche kommt der englischen Originalfassung sehr nahe - und erinnert an das gute alte Beamtendeutsch. Oft braucht es allerdings einen Moment, bis der Sprachwitz zündet. Beim Web-Comic, der die Serie inspirierte, ist das ähnlich. Aber weniger problematisch - den liest man zur Not halt nochmal. In der Serie folgt aber meist schon der nächste Schmunzelmoment, bevor man den letzten überhaupt verstanden hat.

Katzen als Haustiere? Absurd

Die Transformation vom kurzen, quadratischen Web-Comic ins flimmernde Rechteck gelingt "Strange Planet" ganz gut. Im Comic werden allzu menschliche Situationen geschildert, die auf manch Außenstehenden - und erst recht auf Außerirdische! - völlig absurd wirken: etwa Katzen als Haustiere zu halten, obwohl sie uns nicht sehr wohlgesonnen sind. Oder panisch die Wohnung aufzuräumen, wenn Besuch vor der Tür steht.

In der Serie werden viele dieser Situationen in eine 25 Minuten lange Handlung integriert. Während die Wesen im Comic identisch aussehen, haben sie in der Serie unterschiedliche Persönlichkeiten, Outfits und Jobs, die ihnen ihre Namen geben. Dabei hat jede der neun Folge einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt: Es geht um Fußball, elterlichen Abschiedsschmerz, Lieblingsbands, Haustiere, Teenager-Freundschaften. Kurz: Um die Essenz menschlicher Erfahrungen.

Nicht immer das Niveau der Comic-Strips

Was im Comic so spezifisch und pointiert wirkt, dass man es sofort mit anderen teilen möchte, kommt im Kontext der Serie manchmal etwas beliebig rüber. Schließlich wirken die Situationen im Comic ja deshalb so absurd, weil wir sie isoliert vom Geschehen betrachten. In der Serienhandlung gehen diese Momente leider oft unter.

Umgesetzt hat Comic-Schöpfer Nathan W. Pyle die Serie mit Dan Harmon, dem Erfinder des anarchischen Kult-Cartoons "Rick & Morty". Dennoch kann die Serie nicht über alle Folgen hinweg die hohe Qualität der Comic-Strips halten. Trotzdem: Das Potenzial der Serie und der liebenswerten, überaus niedlichen und schlauen blauen Wesen wird oft genug sichtbar, um gerne weiter zu gucken.

"Strange Planet" die Serie ist seit 9. August bei AppleTV+ abrufbar. Jeden Freitag erscheint eine neue Folge. Die Webcomics über die blauen Wesen und ihren Strange Planet finden Sie – gratis – bei Instagram.

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