Angesicht der aktuell hohen Ausgaben des Staates steht der lange geplante und vermutlich mindestens eine Milliarde Euro teure Münchner Konzertsaal zur Disposition. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte der "Süddeutschen Zeitung" darüber: "Ich finde: Wir sollten diesbezüglich innehalten und uns selbst eine Denkpause geben."
In den vergangenen zwei Jahren habe sich viel verändert, meinte der CSU-Chef. Der Staat sei durch die Corona- und die Ukraine-Krise massiv gefordert. "Wir können nicht alles unendlich finanzieren", meinte Söder.
Kunstminister Blume: Baubeginn 2025 "ambitioniert"
Zuvor hatte schon der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU) Verzögerungen beim Bau des Konzertsaals angedeutet. "Die Planungen laufen unvermindert weiter, klar ist aber auch: Es geht nicht alles auf einmal. Wir werden insgesamt priorisieren, über Zeitachsen reden müssen. Bestehendes erhalten und gleichzeitig neue Akzente setzen", sagte er dem "Münchner Merkur". Ein Baubeginn im Jahr 2025 erscheine ihm "angesichts der aktuellen Weltlage ambitioniert".
Söder: Baukosten steigen überall immens
Der Freistaat Bayern plant das Konzerthaus im Münchner Werksviertel für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Anfangs war von bis zu 400 Millionen Euro Kosten die Rede, mittlerweile standen aber schon Größenordnungen bis zu einer Milliarde Euro im Raum.
Söder verwies darauf, es gebe in der Landeshauptstadt auch noch den Herkulessaal, die Isarphilharmonie und das Kulturzentrum Gasteig. "Also vier Konzertsäle für zwei Orchester. Da ist die Frage naheliegend: Lohnt es sich nicht, besser eine gemeinsame Bespielung zu entwickeln?" Die Milliardenschätzung nannte Söder realistisch. "Die Baukosten steigen überall immens an", betonte er.
Am Samstagabend sprach Söder in BR24 TV vor diesem Hintergrund von einer Einladung zum Nachdenken. Die Planungen gingen weiter, man müsse aber mit der Stadt München besprechen, ob es einen weiteren Konzertsaal brauche, betonte er erneut. Wegen der hohen Baukosten, will Söder überlegen, ob die Balance zwischen der Investition in Steine und in Herzen stimme.
Habenschaden: Schmerzhafte Entscheidungen notwendig
"Dem Konzertsaal im Werksviertel droht ein Sterben auf Raten mit Finale vermutlich nach der Landtagswahl im Herbst 2023", hatte Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) bereits zuvor kommentiert. Auch sie verwies auf die belasteten staatlichen Haushalte. In dieser Situation sei es notwendig, auch schmerzhafte Entscheidungen zu treffen.
BR-Intendantin Wildermuth: Konzept kein Tempel aus Steinen
BR-Intendantin Katja Wildermuth betonte in einer Stellungnahme, man sei nicht der Bauherr des Konzerthauses, habe das Konzept aber nie als "Tempel" aus "Steinen" verstanden, sondern als höchst lebendigen Ort. Die Musikstadt München und die Leuchtkraft Bayerns wolle der BR mit seinem Weltklasse-Ensemble inspirieren und bereichern. Wildermuth sieht in dem neuen Konzerthaus weiter eine nachhaltige Investition in die Zukunft.
(mit Material von dpa)
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