Am Begriff Heimat haben sich schon viele gerieben – das Filmfestival in Nürnberg beschäftigt sich mit dem besonderen Blick von Frauen auf das Thema. "Starke Frauen" heißt das Motto, und eine solche hat Donnerstagabend auch das Festival eröffnet: Doris Dörrie, die wohl erfolgreichste deutsche Regisseurin unserer Zeit. Und sie ist weit mehr – Autorin, Dozentin an der Filmhochschule – und vor allem eine Frau, die etwas zu sagen hat.
"Für mich selbst ist es immer wieder wichtig, in der Fremde auch zu sein und immer wieder zu gucken, was bedeutet es für mich, fremd zu sein, was bedeutet es für mich, mich heimisch zu fühlen", erklärt die Regisseurin. Und daraus auch abzuleiten, nicht andere zu Fremden zu machen, sondern immer wieder schauen, was sie selbst tun könne, dass andere sich nicht fremd fühlen.
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Historische Fotos von Dinkelsbühl wieder aufgetaucht
Wieder ein ganz anderer Blick auf Heimat liefert die Künstlerin Agnes Varda, eine Ikone des französischen Films. Sie gilt als Pionierin der sogenannten Nouvelle Vague. Lange Zeit vergessen – ihre Fotos. Eine Serie von 1960 zeigt das mittelfränkische Dinkelsbühl, durch das Auge der französischen Künstlerin. Die Bilder setzte sie 1960 für eine französische Zeitschrift um. Dafür suchte sie ganz gezielt nach einer typischen, deutschen Kleinstadt – und fand diese in Dinkelsbühl. Fast vergessen und jetzt wiederentdeckt.
"Die waren so bezaubernd, dass wir gesagt haben, die müssen wir nach Nürnberg holen", Christiane Schleindl, Leiterin des Nürnberger Filmhauses
Die passten bestens zum Festival, das sei ein Blick von außen, zwar ein entfernter Blick aus dem Jahre 1960. "Aber trotzdem haben diese Fotos eine Strahlkraft bis heute, die haben keine Patina angesetzt", davon ist die Filmexpertin überzeugt.
Der Begriff "Heimat" vom Faschismus "kontaminiert"
Ein Filmfestival zum Thema "Heimat" ist nach wie vor wichtig, glaubt die Wahlmünchnerin Doris Dörrie. "Ich scheue mich so ein bisschen, das Wort Heimat wirklich zu verwenden, weil das so kontaminiert ist durch den Faschismus. Aber sich heimisch zu fühlen miteinander, ohne dass andere ausgegrenzt werden, ohne dass diskriminiert wird, ohne dass man anderen wieder diesen Fremdheitsbegriff zudiktiert, was im Moment stark durch rechte Stimmen passiert. Also da immer wieder dafür zu sorgen, dass wir uns miteinander heimische fühlen, das ist mir wichtig."
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Komödien und Kurzfilme
Am Wochenende besucht Gisela Schneeberger das Filmfest in Nürnberg, zeigt Episoden der Serie "Schleudergang" und stellt sich den Fragen des Publikums zum Kultfilm "Man spricht Deutsch", den sie zusammen mit Gerhard Polt drehte. Auch junge Talente bekommen eine Chance. Die aus Nürnberg stammende Regisseurin Sophie Linnenbaum präsentiert den Spielfilm "The Ordinaries", ihr Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg, der unter anderem den "First Step Award" gewann, den Nachwuchspreis der deutschsprachigen Filmhochschulen. Abgerundet wird das Festival mit Kurzfilmen junger Talente aus der Region.
Das Festival geht noch bis zum Sonntag, den 21.01.2024.
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