Nach den Querelen um eine bekannte Marmorstatue eines Diskuswerfers aus der Antike hatte der Kulturminister der italienischen Regierung, Gennaro Sangiuliano, Anfang Dezember nach einem Treffen mit dem deutschen Botschafter Hans-Dieter Lucas bekannt gegeben, dass der sogenannte "Diskobolos Lancellotti" als Eigentum des italienischen Staats im Nationalmuseum von Rom bleiben werde.
Von deutscher Seite wurde bestätigt, dass die Bundesregierung keine Ansprüche auf Rückgabe geltend mache. Gestritten wurde damals um die 1,55 Meter hohe Marmorkopie einer Bronzestatue des altgriechischen Erzgießers Myron, die im 18. Jahrhundert in Rom ausgegraben wurde und dann einer Familie Lancellotti gehörte. Hitler hatte bei einem Besuch in Italien Gefallen an der Statue gefunden, auf Befehl von Benito Mussolini wurde diese dann 1938 an Nazi-Deutschland verkauft und in der Glyptothek in München ausgestellt. Nach dem Krieg ging die Statue 1948 als "Raubkunst" zurück an Italien. Der Sockel befindet sich jedoch noch immer in der Münchner Glyptothek.
Die Sockel-Frage
Das Nationalmuseum in Rom hätte nun auch gern den Sockel zurück. Der Leiter der Glyptothek, Florian Knauß, hatte Anfang des Monats, laut Süddeutscher Zeitung, in einem Brief betont, dass es sich um kein Geschenk Mussolinis an Hitler gehandelt habe, sondern um einen rechtmäßigen Kauf. Kulturminister Sangiuliano erklärte dazu nach dem Treffen mit dem Botschafter: "Mir wurde mitgeteilt, dass die Berliner Regierung keine Restitution fordert." Daher stellt sich bis heute die Frage, was aus dem Sockel werden soll.
Jetzt äußerte sich der Direktor der Uffizien in Florenz Eike Schmidt zu der Sachlage. Schmidt forderte die Glyptothek auf, den Sockel des sogenannten "Diskobolos Lancelloti" an das Nationalmuseum in Rom zurückzugeben. Ohne die Skulptur selbst habe der Sockel keinen historischen oder künstlerischen Wert. Da bisher nur die Statue nach dem Zweiten Weltkrieg an Italien zurückgegeben wurde, bleibt die Debatte um den Sockel bestehen.
Der Leiter der Glyptothek, Florian Knauß, erklärte inzwischen gegenüber dem BR, dass bisher in der Angelegenheit um den Sockel nur ein Briefwechsel zwischen den beiden zuständigen Museumsdirektoren in Rom und München bestehe. Der Gedankenaustausch würde in nächster Zeit in Gesprächen fortgeführt werden. Zweifellos würden dann in beiden Ländern auch weitere staatliche Stellen einbezogen werden müssen, um die bestehenden Fragen zu klären. Die Äußerungen des Direktors der Uffizien in Florenz entbehren, laut Knauß, "jeder genaueren Kenntnis um die Sache". Daher lässt die Antwort auf die Sockel-Frage wohl vorerst auf sich warten.
(dpa)
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