Stecken wir mitten in einem Generationenkampf? Wenn sich Nachkriegskinder oder Babyboomer mit Millennials und der Gen Z fetzen, läuft das zwar nicht ab wie in der ZDF-Serie "Generation Z". Die erzählt mit literweise Kunstblut, platzenden Schädeln und umherfliegenden Gedärmen von einer Zombie-Apokalypse, in der die Älteren auf die Jüngeren losgehen.
Und doch steckt ein Funken Wahrheit in der Gesellschaftssatire. Denn die Generationen kämpfen tatsächlich mit harten Bandagen – und Unterstellungen. Den Eindruck gewinnt man jedenfalls beim Blick in Zeitungen und Bestseller-Listen. Dort wird die Gen Z regelmäßig als "faul" oder "arbeitsunfähig" tituliert, während es über Millennials heißt, sie seien in Sorge, dass ihre Boomer-Eltern das Erbe verprassten.
Angst und Neid beim Blick auf die ältere Generation
In einer Mischung aus Angst und Neid blicken auch die Figuren in der Serie "Generation Z" auf ihre Ältesten. Über ihre Schwiegermutter sagt eine Figur: "Ihre Generation hat die beste Zeit dieses Landes erlebt und es versaut – wir sind pleite." Außerdem hätten die Alten für den Brexit gestimmt, wollten nun aber ständig ins Ausland reisen.
Die britische Serie "Generation Z" spielt im englischen Dambury. Eine fiktive Kleinstadt, deren Hauptarbeitgeber eine Militärbasis ist. Das wird zum Problem, als ein Militärtransporter verunglückt, was ein mysteriöses Kampfmittel freisetzt. Eine Art Virus, der als erstes die Bewohner eines wenige Meter entfernten Seniorenheims infiziert. Der Virus macht sie stark, gewalttätig und aggressiv. In anderen Worten: Er verwandelt sie in Zombies. Plötzlich sind alle Zipperlein überwunden: Die Omis und Opis stürmen aus dem Altersheim, tanzen vor Freude über ihre wiedergewonnene Freiheit und Kraft und – sind auf der Suche nach Fleisch.
Wer oder was steckt hinter dem Zombie-Virus?
"Diese Waffe wurde entwickelt, ein Ereignis zu erschaffen, das so abscheulich ist, dass die Gesellschaft ihren Zusammenhalt verliert", erklärt ein grauhaariger Friedensaktivist in der Serie. Die in Zombies verwandelten Alten machen Jagd auf die Jungen. Sie fühlen sich dabei im Recht und erinnern in ihrer Selbstherrlichkeit zumindest an das Klischee unverbesserlicher älterer Generationen, die nicht einsehen wollen, dass ihre Art zu leben, Probleme verursacht hat, die den Jungen die Zukunft klaut. "Ich muss essen, das ist mein Recht", sagt eine Großmutter, während sie mit dem Küchenmesser auf ihre verängstigte Enkelin losgeht. Eine auf die Spitze getriebene Variante von: "Warum soll ich nicht Fleisch essen? Mein Einfamilienhaus mit Gas oder Öl heizen? Einen Benziner fahren? Die x-te Kreuzfahrt machen?"
Manche Rentner plagen Gewissensbisse
In "Generation Z" plagen den einen oder anderen Zombie-Rentner irgendwann doch Gewissensbisse. "Beunruhigt dich nicht, was wir tun?", fragt die eine Seniorin. "Ganz tief in meinem Hinterkopf weiß ich, das ist falsch", antwortet der andere. Nur, um direkt zurückzurudern: "Aber ich kann nicht anders handeln und ich sehe nicht, was daran falsch sein soll." Weiter geht die Suche nach Nahrung, also Menschenfleisch.
Die Serie ist eine Mischung aus blutigem B-Movie, "Shaun of the Dead" und Generationen-Bullshit-Bingo. Eine unterhaltsame Persiflage auf den vermeintlichen Kampf der Generationen. Allerdings: Ihre vielen Plot Twists und unterschwelligen Botschaften fliegen "Generation Z" in den letzten Folgen so sehr um die Ohren wie der von einem Zombie angegriffene Zwergpudel seiner Besitzerin.
Generationenunterschiede sind so fiktiv wie Zombies
Und die Serie hat noch ein Problem. Sie zeigt bis zum Ende unversöhnliche Generationen. Dabei weiß die Forschung, dass Generationenunterschiede genauso fiktiv sind wie Zombies. Es gibt nicht den Burnout-Babyboomer, die faule Gen-Z-lerin. Viel entscheidender ist der Zeitgeist. Das heißt: Egal ob 15 oder 65 Jahre alt – die Work-Life-Balance zum Beispiel ist heute allen wichtiger als noch vor 50 Jahren. Und das ist vielleicht eine gute Nachricht: Denn wenn die Gemeinsamkeiten überwiegen, dann lässt sich die Apokalypse vielleicht doch noch verhindern. Die Klima-Apokalypse. Nicht die mit den Zombies.
Die britische Zombie-Serie "Generation Z" (Drehbuch & Regie Ben Wheatley) ist in der ZDF-Mediathek zu sehen.
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