Die KI-Haushaltshilfe Cassandra, deren Kopf ein Fernseher ist, in dem das Gesicht von Schauspielerin Lavinia Wilson gezeigt wird.
Bildrechte: Sasha Ostrov / Netflix
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Die KI-Haushaltshilfe Cassandra aus der gleichnamigen Netflix-Serie.

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Netflix-Serie "Cassandra": Wenn die KI das Zuhause übernimmt

Netflix-Serie "Cassandra": Wenn die KI das Zuhause übernimmt

In der bald erscheinenden deutschen Miniserie "Cassandra" behandeln die Macher eine drängende Frage: Was ist, wenn wir der Künstlichen Intelligenz in unserem Privatleben zu viel Macht geben?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

"Ich bin Cassandra, freut mich euch kennenzulernen, willkommen in meinem Haus", sagt die digitale KI-Haushaltshilfe und lächelt in Gestalt eines weiblichen Avatars starr von ihrem Bildschirm. Die vierköpfige Familie, die gerade in dieses Haus aus den 70er-Jahren eingezogen ist, staunt darüber. Dass sie damit ein Smart-Home erworben haben, war den Eltern Samira und David nicht klar. Und so beginnt der Anfang einer Mensch-Maschine-Wohngemeinschaft, die nichts Gutes verspricht.

"Cassandra" Eine moderne Frankenstein-Story

Schon bald wird Cassandra die Kontrolle über das Familienleben übernehmen und nicht nur als Avatar auf dem Screen, sondern auch als fahrender Roboter im Haus ihre Regeln durchsetzen. Es ist das alte Science-Fiction-Szenario. Die Frankenstein-Story vom Schöpfer und seiner Schöpfung, die sich bald auf monströse Weise selbstständig macht.

Die deutsche Netflix-Produktion stellt sich damit den drängenden Fragen. Was ist, wenn wir zu viel Kontrolle an die Technik abgeben? Wenn Computer Emotionen und ein Eigenleben entwickeln? Wenn sie sich unserer bemächtigen? Verhandelt werden die Fragen fortschrittskritisch und dystopisch. Die sechsteilige Miniserie betont die Gefahren und die Gegenwärtigkeit des Themas.

Produktion verzichtet auf KI am Set

Die Serienmacher selbst haben dabei auf Künstliche Intelligenz verzichtet. Die gebürtige Münchnerin Lavinia Wilson, die den Avatar Cassandra spielt, wurde nicht etwa nachträglich in die Bildschirme montiert oder ganz computeranimiert. Sie hat stattdessen zeitgleich mit den anderen Schauspielern die Künstliche Intelligenz analog in einem separaten Raum verkörpert, wie sie erklärt: "Ich habe wirklich einen Avatar live im Set in einem Nebenraum animiert – und da war die Schwierigkeit, dass mein Körper sehr starr sein musste, gleichzeitig die Stimme aber die ganze Bandbreite von Cassandras Spiel widerspiegeln musste."

Über Maschinen, die den Menschen ersetzen wollen

Tatsächlich wirkt Cassandra nahbar, fast menschlich, wie ein fünftes Familienmitglied. Dass sie – ohne zu viel zu verraten – dann auch tatsächlich werden will. Die Maschine, die den Menschen zu ersetzen droht. In der Thriller-Serie trifft es Mutter Samira, die sicher nicht zufällig als Künstlerin arbeitet.

KI hält auch in der Kunst, in Film und Fernsehen, Einzug. Hollywood hat 2023 deswegen groß protestiert. Schauspielerin Lavinia Wilson sieht die reale Bedrohung bislang noch als eingrenzbar: "Was macht die KI, was macht ChatGPT, das ist Mustererkennung und Wahrscheinlichkeitsberechnung. Auch wenn ich eine pseudo-mäßige Überraschung mit einbauen kann, das was menschliche Kreativität, Zusammenarbeit, Austausch bedeutet – es ist so ein qualitativer Unterschied. Was spannend ist, ist das Unerwartete. Da sind wir ganz weit davon entfernt, dass so etwas passiert."

KI in Film- und Serienbranche: Eine reale Gefahr

Was in der Film- und Serienbranche aber durchaus passiert, ist, dass KI Komparsen, Synchronsprecherinnen oder Grafikdesignern den Job wegnimmt. Die Gefahr "Cassandra" ist real.

Die neue Netflix-Serie will damit eine Warnung an uns schicken. Frei nach der mythologischen Figur der Kassandra: Sie ist eine Prophetin, die das Unheil kommen sieht, der aber niemand Gehör schenkt. Besser also, wir hören jetzt hin. Ab dem 6. Februar auf Netflix.

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