Szene aus dem Film "The Outrun"
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Visuell experimentelles Drama: "The Outrun" von Nora Fingscheidt

Visuell experimentelles Drama: "The Outrun" von Nora Fingscheidt

Mit ihrem Spielfilmdebüt "Systemsprenger" hat Regisseurin Nora Fingscheidt Publikum und Kritiker gleichermaßen begeistert. Diese Woche kommt ihr neuer Film ins Kino: "The Outrun", ein Suchtdrama über eine junge Alkoholikerin.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Von wegen "Happy Birthday". Die Zeiten, in denen Rona zügellos mit Freunden gefeiert und gesungen hat, gehören schon länger der Vergangenheit an. Rona, Hauptfigur der Bestsellerverfilmung "The Outrun", ist 29, arbeitslos und Alkoholikerin. Ihr Studium in London hat sie geschmissen, Beziehung und Freundschaften sind zerbrochen, ihre Selbstachtung sowieso.

Um sie wiederzufinden, kehrt Rona zurück nach Hause, sucht Seelenheil auf den Orkney-Inseln. Hier, an der stets windumtosten Nordküste Schottlands, ist sie in einem winzigen Küstenort aufgewachsen. Die Natur ist zwar so rau, dass keine Bäume wachsen, die Menschen jedoch sind geerdet und begegnen der suchtkranken Heimkehrerin mit ehrlicher Anteilnahme.

Pendeln zwischen Londoner Exzessen und Inselleben

Was klingt wie ein gängiges Alkoholikerdrama mit "Zurück zur Natur"-Heilansatz, ist auf visueller Ebene herausfordernd experimentell. Denn lange Zeit springt die Kamera scheinbar zusammenhangslos zwischen den Londoner Exzessen und dem abgeschiedenen Inselleben hin und her, sorgt für ein Gefühl der Orientierungslosigkeit.

Entlehnt ist dieses Konzept der Buchvorlage von "The Outrun": einem autobiografischen Roman, der aus assoziativ aneinandergereihten Erinnerungen besteht. Eins zu eins sollte und konnte die Lebens- und Leidensgeschichte der schottischen Journalistin Amy Liptrot jedoch nicht umgesetzt werden. Also nahmen sich Regisseurin Nora Fingscheidt, die am Drehbuch beteiligte Liptrot sowie Produzentin und Hauptdarstellerin Saoirse Ronan einige kreative Freiheiten.

Gleich zu Beginn wird in einer animierten Sequenz von dem schottischen Mythos erzählt, dass Ertrunkene als Seehund wiedergeboren werden und neugierig in Küstennähe verweilen. Und auch die seit knapp zwei Monaten abstinente Rona taucht nach ihrem fatalen letzten Absturz wie aus dem Nichts auf, blickt auf das Treiben der Menschen, bleibt aber auf Distanz.

Saoirse Ronan spielt erneut Oscar-verdächtig

Sie will die Person wiederfinden, die sie einmal war – muss dafür aber durch ein Fegefeuer aus Erinnerungsfetzen: im einen Moment pöbelt Rona in einem Londoner Pub, im nächsten hilft sie ihrem Vater auf seiner Farm, in der einen Szene sind ihre Haare blond, dann plötzlich blau. Die Verwirrung, die durch die Zeitsprünge beim Kinopublikum ausgelöst wird, ist von Fingscheidt gewollt: "Sie ist auf Orkney, aber irgendwie ist sie auch nicht da. Sie ist überall gleichzeitig und relativ konfus und verwirrt. Und je mehr der Film voranschreitet und Rona zur Ruhe kommt – umso mehr kommt auch die Filmerzählung zur Ruhe."

Hundertprozentig geht ihr Plan nicht auf. Auch wenn die erneut oscar-verdächtige Saoirse Ronan wie eine unaufhaltsam heranrollende Naturgewalt agiert – die irritierende Struktur verhindert eine tiefe emotionale Bindung zu ihrer Figur. Anders gesagt: Gleicht Ronans Schauspiel einer sich langsam aufbauenden Welle, dann ist die Erzählstruktur der Fels, an dem sie zerschellt.

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