Ein ohrenbetäubender Knall, eine Druckwelle, die den Körper mit voller Wucht trifft, die Erde bebt und tausend grelle Feuerlichter leuchten. Das muss ein riesiger Schock für die Menschen gewesen sein, vor mehr als 500 Jahren.
Die "Nürnberger Chronik" gibt genau Auskunft über den Meteoriteneinschlag vom 7. November 1492 bei Ensisheim im Elsass. Es ist das erste Mal, dass so ein Vorfall ausführlich dokumentiert wurde.
Künstler Lukas Kindermann hat in seiner Arbeit jetzt zahlreiche solcher Fälle aus den vergangenen Jahrhunderten gesammelt. "Es gibt mehrere Theorien und Belege, dass Dürer sich zu dieser Zeit, als der Einschlag stattfand, in Basel aufhielt", sagt Kindermann. Und weil Ensisheim nur knapp 30 Autominuten von Basel entfernt liege, könne man aufgrund der Größe des Einschlags und der daraus resultierenden Druckwelle relativ sicher davon ausgehen, "dass der Einschlag in Basel zu sehen und auch zu hören war".
Dürers berühmter Kupferstich "Melancholia I"
Und Dürer hält das Ereignis fest. In seinem berühmten Kupferstich "Melancholia I" von 1514 zuckt links oben im Hintergrund ein Lichtblitz durch das Bild. Das Werk ist in der Ausstellung "Messengers From Above: Meteoriten - mysteriöse Boten aus dem All" in der Eres-Stiftung in München zu sehen und die Forschung ist sich einig: Das ist der Meteorit von Ensisheim, in dem Dürers Zeitgenossen einen Vorboten der Apokalypse sahen. Und die hat auch heute wieder Hochkonjunktur, sagt die Ausstellungskuratorin Sabine Adler: "Wenn man sich mit dieser Geschichte der Meteoritenbetrachtung beschäftigt, dann sieht man, dass das etwas urmenschliches ist, dass wir uns immer mit solchen Fragestellungen beschäftigen mussten."
Und so beschäftigt sich die Ausstellung auch mit der Frage, wie die Menschheit sich retten könnte, wenn die Erde dereinst von einem Meteoriten bedroht wird. So zeigt die Arbeit der israelischen Künstlerin Yael Bartana ein sogenanntes "Generationenraumschiff". Eine solche futuristische Arche könnte die Menschheit von der Katastrophe retten und in die Weiten des Universums hinausführen.
Das macht einerseits Hoffnung, andererseits wirkt so ein "Spaceship" nicht nur ganz schön größenwahnsinnig, sondern auch sehr trostlos. Denn selbst in den kärgsten Gegenden unseres Planeten steckt mehr Leben als in der unendlich schwarzen Leere über uns. Das macht die Videoinstallation "Eye of Silence" von Charles Stankievech akustisch deutlich.
Nachdenken über menschengemachte Katastrophen
Überhaupt kam das Leben, kamen Aminosäuren und Wasser auch über Meteoriten auf die Erde, das ist wissenschaftlicher Konsens. Und so kann man in der Ausstellung auch einfach mal innehalten und einen Meteoriten betrachten – oder mit Handschuhen Meteoritenbrocken berühren. Die Schau ist eine unterhaltsame Space Odyssey, die uns über Ursprung und Ende des Lebens genauso nachdenken lässt wie über menschengemachte und schicksalhafte Katastrophen. Sicher ist nur: Irgendwann wird es uns treffen.
Die Ausstellung "Messengers from above. Meteoriten – mysteriöse Boten aus dem All" ist von 5. Dezember 2024 bis 11. Mai 2025 in der Eres-Stiftung in München zu sehen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!