Chloe Sherman, Kindred Spirits, 1994 Fotografie aus der Serie/photographs from the series RENEGADES. San Francisco: Queer Life in the 1990s
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Chloe Sherman, Kindred Spirits, 1994 - Fotografie aus der Serie/photographs from the series RENEGADES. San Francisco: Queer Life in the 1990s

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Von den 80ern bis heute: Queere Gegenwartskunst in Nürnberg

Es ist eine besondere Premiere: Erstmals in Deutschland präsentiert eine Ausstellung die gesellschaftliche Entwicklung queerer Gegenwartskunst. Internationale Künstler thematisieren Aspekte des queeren Lebens in Kunsthalle und Kunsthaus Nürnberg.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Wort "queer" kommt aus ursprünglich aus dem Englischen und steht für Dinge oder Personen, die von der Norm abweichen. Wörtlich übersetzt heißt er soviel wie "seltsam" oder "sonderbar". Früher ein abwertender Begriff für Personen, die dem vorherrschenden Bild von Mann und Frau nicht entsprachen. Heute ist "queer" ein Sammelbegriff u.a. für die schwule, lesbische, bisexuelle und transgender Community.

Große Bandbreite queerer Kunst

Wie unterschiedlich queere Kunst war und ist zeigen Kunsthaus und Kunsthalle in Nürnberg: Zu sehen sind Werke von 30 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Darunter Fotos von Selbstinszenierungen des schrillen Performance-Künstlers Otakar Skala, der sich in 20 Zentimeter hohen Plateaustiefeln bekleidet nur mit Strass- und Perlenschmuck in Szene setzt. Sie bilden einen interessanten Gegensatz zu schwarz-weiß Porträtaufnahmen von Chloe Sherman. Sie fotografierte bereits in den 1990er Jahren die queere Community in San Fransisco.

Für den Ausstellungstitel "Who’s Afraid Of Stardust?" stand David Bowies legendäre Kunstfigur Ziggy Stardust Pate: Kurze feuerrote Haare, ein experimentelles Make-up, hohe Schuhe und sexuell aufgeladene Bühnenshows: Mit dem Außerirdischen Ziggy Stardust schuf David Bowie 1972 eine weltberühmte genderfluide Figur, die mit Geschlechterrollen und sexueller Identität spielte.

Spiel mit Geschlechter-Identitäten

Das Foto eines heterosexuellen Mannes als männliche Geisha oder die Verwandlung des berühmten homosexuellen Künstlers Andy Warhol zur Diva. Das alles ist queere Kunst und ihre Dokumentation in Bild und Video.

Eine Entdeckung in der Kunsthalle sind die Werke der 80-jährigen Künstlerin Katherine Bradford: Ihre eindrucksvollen Gemälde sind leuchtende, üppige Kompositionen. Ihre Figuren zeigen keine individuellen Merkmale und sind weder männlich noch weiblich. Sie bleiben vage – scheinen fast zu schweben. Zu sehen sind Paare, die sich küssen und berühren - weder eindeutig männlich oder weiblich.

Ausstellung Mulitmedial entdecken

Wie stark der Einfluss queerer Künstler ist, zeigen die Arbeiten des australischen Performancer Leigh Bowery. Er zählte in den 1980er und 1990er Jahren zu den inspirierenden Personen der Londoner und New Yorker Mode- und Nachtclubszene. Seine extravaganten und skurrilen Kostümierungen beeinflussten Modedesigner wie Jan Paul Gautier und Vivienne Westwood. Seine Fantasie war grenzenlos: so kombinierte er afrikanische Masken mit Hausfrauenkitteln oder Sado-Maso-Mode mit Plüschtierfell. Wie Leigh Bowery in den Straßen von New York in den 1980er Jahre performte, zeigen Videos im Kunsthaus. Und genau das zeichnet die Ausstellung aus - Besucher erfahren multimedial, was queere Kunst ausmacht.

Aktionsplan für Queerness

Um die Belange der LGBTIQ*-Szene besser zu berücksichtigen, hat die Stadt Nürnberg im Februar 2022 als erste bayerische Kommune einen Aktionsplan beschlossen. Seit dieser Zeit gibt es viele Angebote für die queere Community wie queere Jugendveranstaltungen oder auch Seniorentreffs. Nürnberg als Stadt der Menschenrechte hofft, dass jetzt die Gemeinschaftsausstellung von Kunsthalle und Kunsthaus queere Gegenwartskunst mehr in den Fokus rückt.

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