Der Regisseur und Künstler Rosa von Praunheim verteidigt seine Ausstellung in der Nürnberger Egidienkirche mit dem Titel "Jesus liebt". Er freue sich über die regen Diskussionen, die seine Bilder ausgelöst hätten, auch wenn die Schau nach nur fünf Tagen vorübergehend geschlossen worden sei.
Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagt von Praunheim, es sei von der Kirche sehr mutig gewesen, sich auf die zu erwartenden Reaktionen einzulassen. Er selbst sei begeistert, dass sich die Leute aufregen, denn er wolle zu Diskussionen anregen. Für ihn ist die Ausstellung jetzt schon ein großer Erfolg.
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Strenge katholische Erziehung
"Wir sind seit Jahrhunderten beschallt worden mit den Kitschbildern der Kirche, mit den Helden, den Maria- und Jesus-Kitschbildern. Das ist ja eigentlich eine größere Beleidigung als meine Bilder", so der Künstler. Dennoch könne er nachvollziehen, wenn sich Menschen in ihrem religiösen Empfinden beleidigt fühlten. Er selbst sei streng katholisch erzogen worden. "Ich bin erzogen worden, dass ich als Schwuler Höllenstrafen leiden muss", sagte von Praunheim.
Der 80-Jährige gilt als einer der Wegbereiter der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland. In seinem künstlerischen Schaffen thematisiert er seine katholische Sozialisation und das, wie er es nennt, "Brainwashing" durch die Kirche seit Jahrzehnten. Für seine Bilder in der Nürnberger Egidienkirche hat der Regisseur und Künstler religiöse Kitschmotive aus dem Internet verarbeitet und untertitelt.
Papst Benedikt XVI. von Männern umgeben
Die Ausstellung war vergangene Woche im Rahmen der Nürnberger Pride Weeks eröffnet worden. Unter anderem sind auf den Bildern der frühere Papst Benedikt XVI. umgeben von homosexuellen Männern zu sehen, außerdem eine Jesus-Figur, die diese beim Sex zu segnen scheint. Die Nürnberger Egidienkirche hat die Ausstellung "Jesus liebt" nach Protesten vorläufig geschlossen. Vor allem auf Social Media-Kanälen waren unter Beiträgen zu der Schau Hassbotschaften veröffentlicht worden. Auch in der Kirchengemeinde waren kritische Nachrichten angekommen.
CSD Nürnberg: Schließung "fatales Signal"
Beim Förderverein Christopher Street Day Nürnberg e.V. hoffen die Verantwortlichen, dass die Ausstellung bald wieder geöffnet wird. CSD-Vorstand Bastian Brauwer sagte dem BR, er könne sich Führungen vorstellen, in deren Rahmen die Kunstwerke noch einmal eingeordnet werden. Die Hauptsache sei, dass die Ausstellung nicht endgültig geschlossen werde.
"Das wäre ein fatales Signal", so Brauwer. Er habe Verständnis, dass sich die Kirche nun noch einmal Gedanken machen müsse, wie es weitergehen soll. "Allerdings hätte man sich diese Gedanken vielleicht vorher genauer machen müssen." Nichtsdestotrotz sei der CSD-Verein dankbar, "dass die Ausstellung überhaupt stattfinden kann und die Egidienkirche sich das getraut hat."
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