Am Wochenende wird das Informationszentrum im Kloster Ebrach eröffnet und das Europäische Kultur-Siegel bekommt seinen Platz in der Orangerie. Ein umfangreiches Programm ist dazu geplant und der Landkreis veranstaltet dort seinen Genusstag. Bereits im April erfolgten in Antwerpen die Prämierung des Projekts "Cisterscapes" und die Siegel-Verleihung. Die EU-Kommission hat mit der Auszeichnung die Rolle der Zisterzienser für die europäische Integration hervorgehoben. Es geht darum, die Klosterlandschaften, die technischen und handwerklichen Leistungen der Mönche zu bewahren, aber auch bekannt zu machen.
Vom Wanderweg bis zu Sehenswürdigkeiten
Schon seit 2019 arbeiten die 17 europäischen Zisterzienserklöster eng in dem Netzwerk Cisterscapes zusammen. Manche davon werden noch aktiv von Mönchen der Primarabtei Morimond betrieben, einige davon sind in kommunaler Hand. 2022 eröffneten sie gemeinsam einen 6.400 Kilometer langen Kulturwanderweg, der durch sechs europäische Länder führt und die Klosterlandschaften des Cisterscapes-Netzwerkes verbindet. Eine Art Jakobsweg, der den Wanderern unberührte Gebiete in Deutschland, Polen, Tschechien, Slowenien, Österreich und Frankreich zeigt, aber auch, wie die Arbeit der Mönche die Landschaft geprägt hat. Der Weg ist nach Citeaux im Burgund, der Wiege des Ordens, ausgerichtet. Dort treffen sich auch jährlich die Äbte zum Generalkapitel. Durch die Klosterlandschaft Ebrach verläuft der Zisterzienserweg auf insgesamt 130 Kilometern. Ausgehend von der Zisterze Ebrach zu den Amtshöfen in Oberschwappach und Sulzheim, führt er nach Mainstockheim bei Kitzingen. Auch hier befinden sich entlang der Strecke zahlreiche Natur- und Kulturschätze, die auf die Ebracher Mönche zurückgehen.
Arbeit der "weißen Mönche" prägte Kulturlandschaft
Zu den Klöstern des Cisterscapes Netzwerkes gehören auch die deutschen Abteien in Ebrach (Landkreis Bamberg), Bronnbach (Tauberfranken), Maulbronn (Baden-Württemberg), Waldsassen (Oberpfalz), Langheim (Landkreis Lichtenfels), Altenberg (Hessen), Pforte (Sachsen-Anhalt) und Loccum (Niedersachsen).
Ebrach ist nicht nur das älteste rechtsrheinische Kloster, sondern auch das einstmals wohlhabendste in Franken. Die Abtei betrieb hier früher Wein- und Waldbau sowie Fischzucht. Die Arbeit der "weißen" Mönche prägte die Kulturlandschaft. Sie bauten den Steigerwald zu einem Buchen- und Eichenwald um. Im 12. Jahrhundert wurde Kloster Ebrach gegründet, 1803 verließ der letzte Mönch die Abtei. Große Teile der Anlage werden heute als Jugendstrafanstalt betrieben.
Brücken, Teiche und eine ausgefeilte Wassertechnik
Charakteristisch für die Zisterzienser ist ihr schwarz-weißes Ordensgewand. Sie waren benediktinische Mönche und lebten nach den Regeln des heiligen Benedikt. Das bedeutete: Erwerb des Lebensunterhaltes durch eigene Arbeit. Das war damals nicht üblich. So wurden die Mönche zu Meistern des Wasserbaus und der Landwirtschaft. Davon zeugen noch heute die Fischhofbrücke am Waldsassener Kloster, eine der schönsten Steinquaderbrücken in Bayern und auch die Teichwirtschaft bei Tirschenreuth. Über 4.700 Fischteiche gibt es dort noch immer.
In Ebrach sorgten die Mönche durch einen Kanal dafür, dass kein Hochwasser den Ort überfluten kann, bis heute. "Die Zisterzienser siedelten bewusst an besonders wasserreichen Orten. Sie waren Vorreiter der Wasserbaukunst, die sich mit ihnen durch Europa verbreitete. Sie meisterten Kanalsysteme, Hochwasserschutz, Teichbau, Fischzucht und Mühlwerke", heißt es auf der Cicsterscapes-Seite. Durch sie sind einzigartige Landschaften entstanden, die davon zeugen, wie sie in einem Fünf-Fasten-Jahreslauf lebten, sich ernährten und wirtschafteten. Sie betrieben Obst- und Hopfenbau oder auch Stadthöfe als Vermarktungsorte für die Überschüsse. Das Projekt Cisterscapes kann durchwandert oder mit dem Rad entdeckt werden. Überall werden Führungen angeboten und vor allem in Österreich gibt es noch viele Zisterzienserabteien, wie zum Beispiel in Rein, wo noch immer Mönche leben, die das Kloster betreiben.
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