Masha Gessen, russisch-amerikanische Journalistin, spricht auf der Leipziger Buchmesse im März 2019.
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Masha Gessen, russisch-amerikanische Journalistin, spricht auf der Leipziger Buchmesse im März 2019.

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Wirbel um Hannah-Arendt-Preis: "Kommunikation verweigert"

Masha Gessen hat den Hannah-Arendt-Preis zuerkannt bekommen. Aber um die Preisverleihung gibt es viel Wirbel – nach einem umstrittenen Ghetto-Vergleich der Autorin mit Blick auf den Gaza-Streifen. Die Heinrich-Böll-Stiftung verteidigt ihre Absage.

Die Heinrich-Böll-Stiftung Bremen hat ihr Vorgehen im Zusammenhang mit der geplanten Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken an die US-Publizistin Masha Gessen verteidigt. "Die Absage des Festaktes für Masha Gessen war eine gemeinsame Entscheidung aller drei preisstiftenden Institutionen", teilte die den Grünen nahestehende Organisation am Freitagabend mit.

Der Trägerverein hält nach eigenen Angaben dagegen an der viel kritisierten Veranstaltung fest und hat sie für diesen Samstag in kleinerem Rahmen angekündigt. Ins Leere liefen demnach Versuche, die ursprünglich für diesen Freitag geplante gemeinsame Veranstaltung zu retten. Eigentlich sollte es eine Veranstaltung sein von Bremer Senat, den Böll-Stiftungen des Landes und Bundes als preisstiftende Institutionen und dem Hannah-Arendt-Verein, der die Jury nominiert.

"Keine Verständigung möglich" – Preisgeld bleibt

"Leider hat der Hannah-Arendt-Verein seit dem Erscheinen von Gessens Artikel im 'New Yorker' die Kommunikation mit uns verweigert", hieß es laut Mitteilung. So sei keine Verständigung über eine mögliche Modifizierung des Festaktes "zu Gunsten eines faktisch kontroversen Formats" möglich gewesen.

Preis wie auch Preisgeld würden aber verliehen, auch wenn die preisstiftenden Institutionen nicht mehr dabei sind, erläuterte Henning Bleyl von der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen. Der Preis wurde Masha Gessen schon im Sommer zuerkannt. "Wir können also nur noch die Preisvergabe, diesen feierlichen Rahmen, absagen. Wir können nicht die Preisvergabe rückabwickeln."

Lage in Gaza: Kritik an Gessens Ghetto-Vergleich

Masha Gessen schreibt über politische Strömungen und Konflikte in der US-amerikanischen und der russischen Gesellschaft. Kritisiert werden Äußerungen in einem Artikel im US-amerikanischen Magazin "The New Yorker", mit denen Gessen die Situation in Gaza mit den jüdischen Ghettos im besetzten Europa verglichen haben soll.

Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1994 gestiftet. Damit werden Menschen geehrt, die in der Tradition der jüdischen deutsch-US-amerikanischen Theoretikerin zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird von der Böll-Stiftung und der Stadt Bremen gestiftet.

Mit Informationen von dpa

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