Während der Corona-Pandemie hat der 32-jährige Philipp Schwab ganz klein angefangen: Im Keller seines Wohnhauses in Langfurth im Landkreis Anbsach hat er seine beiden Leidenschaften Holz und Musik vereint. Dort richtete er sich eine kleine Werkstatt ein und baute selbst Trommeln. Während die Holzinstrumente anfangs vor allem von Blas-und Volksmusikgruppen verwendet wurden, hat er nun sogar das zweitgrößte Opern- und Konzertorchester Bayerns als Kunde – die Nürnberger Staatsphilharmonie.
Keine klassische Blasmusik-Trommel
"Das ist jetzt das erste Mal, dass ich die bei so einer großen Probe sehe", sagt Philipp Schwab und blickt aufgeregt Richtung Bühne. Hier in der Nürnberger Meistersingerhalle wird der Prototyp seiner Trommel heute das erste Mal zusammen mit dem großen Orchester erklingen. Für ihn war der Bau eines Instruments für dieses Genre eine echte Umstellung: "Eine klassische symphonische Trommel muss etwas anders klingen als eine böhmische Blasmusik-Trommel, die darf etwas verwischen und verscheppern." Doch bei der symphonischen Trommel müsse man ganz feine Töne erreichen. "Das war ein bisschen mein Bammel: Was muss ich da verändern, dass das dann am Ende so klingt?"
Trommel aus regionalem Birnbaum
Entwickelt hat er die Trommel aus Birnbaumholz zusammen mit Christian Wissel, Schlagzeuger bei der Staatsphilharmonie Nürnberg und Professor für Schlagzeug an der Hochschule für Musik in München. "Diese Trommel, die wir jetzt hier haben, die ist aus einer regionalen Birne gebaut worden. Und das ist einfach klasse, wenn man merkt, wie das alles zusammenwächst und zusammenpasst", schwärmt der Schlagzeuger begeistert. Doch wie sie klingt, das wird auch er gleich zum ersten Mal hören: Die Trommel hat bei der Probe in der Nürnberger Meistersingerhalle ein Solo am Anfang eines Satzes des ungarischen Komponisten Béla Bartók.
Daumen hoch für die neue Trommel
Auf der Bühne der Meistersingerhalle steht nun der große Moment an: Schlagzeuger Christian Wissler spielt mit den Sticks den Solo-Part. Es sind nur gut zehn Sekunden, dann kommen die anderen Instrumente hinzu und Christian Wissler zwinkert seinem Kollegen Philipp Schwab zu. Unauffällig hebt der Schlagzeuger den Daumen nach oben. Trommelbauer Philipp Schwab lächelt erleichtert.
Kleinigkeiten müssen noch angepasst werden
Während drinnen die Probe weitergeht, erzählt Trommelbauer Philipp Schwab draußen: "Es hat sich gelohnt, der ganz Aufwand und das ganz Kopfzerbrechen. Ein paar Sachen gibt es noch, wo ich gedacht habe: 'Okay, da müssen wir noch was ändern, aber das sind Kleinigkeiten." Im Januar 2023 haben er und Christian Wissler angefangen an der Konzerttrommel zu arbeiten. Nun hat sie die erste Probe im Orchester hinter sich, ein gutes Gefühl für alle Beteiligten.
Umzug aus Keller in eigene Werkstatt
Für Zimmerer Philipp Schwab war es vor zwei Jahren noch undenkbar, dass eine seiner Trommeln mal Teil des berühmten Orchesters werden würde. Doch vor allem im letzten Jahr hat sich bei dem Vater von zwei kleinen Söhnen viel getan: Endlich hat er eine eigene Werkstatt in einem nahen Ort, vorbei die Zeiten, in denen er nur im Keller gewerkelt hat.
Außerdem, so erzählt er, hat er auch eine eigene Beckenserie entwickelt, eine Kooperation mit einer Firma aus Istanbul. Kaum ein Tag in der Woche sei frei, die Arbeit gehe immer vor. Dass er alles unter einen Hut bekommt, das verdanke er auch seiner Frau, so Schwab, die ihm mit seiner Leidenschaft stets den Rücken gestärkt habe.
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