Mit dem AR-Headset Vision Pro, das auf den ersten Blick einer Skibrille ähnelt, sollen Nutzerinnen und Nutzer virtuelle Welten auf einem hochauflösenden Bildschirm direkt vor ihren Augen erleben können. Integrierte Kameras im Apple-Gerät ermöglichen es, den Grad der Verschmelzung mit der realen Welt einzustellen. Je nach Situation können einem Außenstehende in die Augen schauen, denn die Brille kann die Augen der Trägerin oder des Trägers nach außen darstellen.
- Zum Artikel: Laptop ohne Bildschirm: Arbeiten wir so in Zukunft?
Kritische Fragen: Preis und Akkulaufzeit der Vision Pro
Nach der anfänglichen Aufregung um die Produkteinführung, die sich über die letzten drei Jahre hingezogen hat, stellt sich jedoch eine wesentliche Frage: Warum sollte man sich dafür entscheiden, einen Computer im Gesicht zu tragen, dessen Batterien gerade mal eine ausgiebige Spielfilmlänge, nämlich zwei Stunden, halten? Welche Vorteile bietet die Vision Pro gegenüber der Nutzung eines Smartphones, Tablets, Laptops oder einer Fernbedienung?
Auch der Preis der Vision Pro, die Anfang nächsten Jahres für 3.499 US-Dollar (ca. 3.265 Euro) auf den Markt kommen soll, wirft Fragen auf.
Vergleich mit anderen VR-Produkten
Frühere Hightech-Brillen oder Headsets wie Google Glass, Magic Leap, Microsofts HoloLens und Metas Quest Pro waren entweder kommerziell gescheitert oder nur mäßig erfolgreich. Gleichzeitig gibt es derzeit aber kein anderes Unternehmen auf der Welt, dem man eine erfolgreiche Markteinführung zutrauen würde, als eben Apple. Weil so viele andere Unternehmen zuvor gescheitert sind, könnte Apple den Geräten und Anwendungen zu größerer Popularität verhelfen. Bei den Tablet-Computern ist dies den Kaliforniern in der Vergangenheit hervorragend gelungen. Schade nur, dass die Präsentation des Unternehmens kaum neue Anwendungsfälle für diese Technologie lieferte, die man nicht schon gesehen hätte.
Apples Antwort auf Kritik und die Positionierung
Apples Antwort auf die Frage nach dem Nutzen von Vision Pro scheint zu lauten: Das Gerät bietet Augmented Reality, kein seelenloses "Metaverse". Das Werbevideo zeigt Menschen, die das Gerät zu Hause benutzen, damit im Büro herumlaufen, im Bett liegen und die Sterne beobachten oder eine neue Art von "räumlichen Fotos" von spielenden Kindern machen.
Spatial Computing: Konzept gegen das "Metaverse"?
Apple hat den Begriff "Metaverse", der mit Meta's "Quest Headsets" assoziiert wird, vermieden und seine Technologie als "Spatial Computing" bezeichnet, um zu betonen, dass sie die Welt ergänzt, anstatt den Nutzer ausschließlich in eine virtuelle Welt zu versetzen.
Dieses Argument setzt jedoch voraus, dass Apple einige große Herausforderungen wie Komfort, Bewegungsfreiheit und Mensch-Computer-Schnittstelle überwunden hat. Diese Faktoren haben es bisher schwierig gemacht, solche Geräte länger als nur kurzzeitig zu nutzen.
Fokus auf Arbeit und Unterhaltung
Apple legte in seiner Präsentation besonderen Wert auf zwei Anwendungsfälle für Vision Pro: Arbeit und Unterhaltung. Die Konzentration auf den Arbeitsbereich war für ein Unternehmen, das in erster Linie auf den Konsumentenmarkt ausgerichtet ist, etwas überraschend. Ein Grund dafür könnte der hohe Preis sein, der das Headset für viele Familien unerschwinglich macht.
Das Bedienkonzept ist von allen bisher vorgestellten VR- und AR-Headsets das schlüssigste. Alles andere wäre – offen gestanden - von dem kalifornischen Unternehmen enttäuschend gewesen. Mit der Vision Pro-Brille kann sich der Nutzer mit Apps umgeben, die mit der Hand bedient werden, seinen Mac-Bildschirm projizieren und FaceTime-Anrufe mit einem kleinen Avatar von sich selbst annehmen. Die Navigation durch die Apps erfolgt mit den Händen - ein Fingerschnippen genügt, um nach oben zu scrollen, mit Daumen und Zeigefinger können Apps aufgerufen und geschlossen werden. Apple betont, dass diese Gesten intuitiv und natürlich sind.
Partnerschaften mit Film- und Spielestudios
Für die Unterhaltung stellte Apple seine Partnerschaften mit Film- und Spielestudios vor - unter anderem ist Disney mit dabei. Dennoch bleibt derzeit die Frage unbeantwortet, ob die Kombination aus hohem Preis und Hürden bei der alltäglichen Nutzung eine breite Akzeptanz des Produktes bei der breiten Masse verhindern wird.
Reaktion des Marktes
Apple setzt große Erwartungen in sein neues Produkt. Man darf gespannt sein, ob das Experiment gelingt und ob der Markt und die Konsumenten diese Erwartungen teilen.
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels haben wir unter anderem Microsofts Hololens und Googles Glass Brille unter VR-Brillen subsummiert. Das ist nicht richig. Wir haben das im Artikel korrigiert. Ebenso präzisiert haben wir, wie die Augen des Trägers auf der Außenoberfläche dargestellt werden können. Danke für Eure Hinweise!
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!