Der KI Podcast: "Werde ich mit KI reich?"
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Der KI Podcast: "Werde ich mit KI reich?"

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Warum ChatGPT manche Nutzer reich machen könnte, aber nicht alle

Mächtige KI-Modelle passen dank Chatbots heute in jede Hosentasche. Nun versuchen immer mehr Menschen, mithilfe der Tipps eines Chatbots Geld zu verdienen – zum Beispiel durch KI-generierte Anlagetipps. Kann das wirklich funktionieren?

Es war ein eindrucksvolles Experiment: Nur wenige Wochen, nachdem das Start-up OpenAI sein bisher bestes KI-Modell GPT-4 vorgestellt hatte, wollte Unternehmer Jackson Fall unter Beweis stellen, was dieser KI-Chatbot alles leisten kann: "Ich habe GPT-4 ein Budget von 100 Dollar gegeben", schrieb er auf Twitter, "und gesagt, es solle so viel Geld wie möglich daraus machen. Ich werde als menschliches Bindeglied fungieren und alles tun, was es mir sagt."

Ein KI-gegründetes Start-up?

Schnell entstand ein kleiner Twitter-Hype um das KI-gestützte Start-up. Jackson Fall dokumentierte, wie GPT-4 ihm empfahl, eine Marketingwebsite für nachhaltige Produkte zu starten, wie es sich einen Namen aussuchte (Green Gadget Guru) und wie sogar erste Investitionen in das virtuelle Start-up einflossen. Manche Twitter-User waren begeistert – entstand hier eine völlig neue Form der Unternehmensgründung?

Doch der Hype um Green Gadget Guru hatte ein Ende. Wann genau, lässt sich kaum sagen. Irgendwann in den letzten Wochen wurde die Domain von Green Gadget Guru jedenfalls offline genommen. Das Experiment ist wohl gescheitert.

Macht mich KI reich? Oder wenigstens im Alltag produktiver? Antworten auf diese Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem neuen Podcast von BR24 und SWR.

Warum ist ChatGPT kein guter Ideengeber?

GPT-4, welches in der Bezahl-Variante von ChatGPT genutzt werden kann, ist zwar ein mächtiges KI-Modell. Doch als Ideengeber funktioniert es eher schlecht – was auch das Beispiel von Jackson Falls Misserfolg zeigt. Die KI speist sich aus gigantischen Datenmengen und lernt in einem komplexen Datenverarbeitungsprozess, wie verschiedene Wörter in Verbindung stehen. So ist sie in der Lage, Antworten auf Fragen zu geben, die mit großer Wahrscheinlichkeit richtig sind.

Allerdings findet ChatGPT diese Antworten vor allem in der Vergangenheit – dort hat es schließlich seine Daten her. Wenn ChatGPT nun vorschlägt, eine Marketing-Website für nachhaltige Produkte zu starten, könnte das daran liegen, dass einige solcher Seiten in der Vergangenheit erfolgreich waren. Das Problem damit: Da bereits so viele damit erfolgreich waren, war die Konkurrenz entsprechend groß. Denn eine wirklich neue Idee hatte ChatGPT nicht entdeckt.

Aktientipps mit ChatGPT?

Ähnliche Probleme ergeben sich, wenn man ChatGPT nach Aktientipps fragt. In den meisten Versuchen gibt ChatGPT dabei eine Liste großer Tech-Konzerne ab: Dabei sind Namen wie Tesla, Amazon und Microsoft. Zur Begründung nennt ChatGPT die starke Marktmacht der Unternehmen.

Nur ist das keine innovative Erkenntnis. Da die Marktmacht dieser Unternehmen allgemein bekannt ist, gehören sie bereits heute zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Entsprechend hoch ist der Preis, den man für die Aktien zahlt. Und entsprechend unsicher die Information darüber, ob die Aktien sich auch in Zukunft weiter so entwickeln werden.

ChatGPT kann doch Aktienanalyse

Und dennoch: Fragt man ChatGPT nicht einfach nur nach Ideen für Firmengründungen oder Aktienkäufe, sondern nutzt die KI etwas tiefgehender, zeigen sich doch neue Möglichkeiten. Forscher der University of Florida versuchten im Frühjahr 2023, ChatGPT zum Aktienhändler zu machen – und zwar anhand von Nachrichtenmeldungen.

Das Konzept: ChatGPT wurde mit zahlreichen Wirtschaftsnachrichten zwischen Ende 2021 und Anfang 2023 gefüttert und nach jeder Nachricht gefragt, ob es auf der Basis dieser Nachricht eher auf steigende oder auf fallende Aktienkurse setzen würde. Dann wurde das Experiment exemplarisch bis zum Tag der Untersuchung durchgerechnet.

Das Ergebnis: Hätte ChatGPT tatsächlich jedes Mal direkt nach Erscheinen der Nachricht Aktien gekauft oder verkauft, hätte es eine Rendite von 400 Prozent erzielen können. Dabei handelt es sich aber nur um einen theoretischen Versuch – ob das Experiment auch im realen Leben so funktionieren würde, ist zweifelhaft.

Maschinelles Lernen in der Finanzbranche

Dennoch: Ganz überraschend sind ChatGPTs Analysekünste nicht. Schon seit Jahrzehnten nutzen Hedgefonds, Investmentbanken und andere Unternehmen im Finanzmarkt künstliche Intelligenz, um bei Anlageentscheidungen zu helfen.

Auch viele Privatanleger profitieren indirekt von der Technologie, ohne es zu merken – beispielsweise wenn der Anbieter eines Indexfonds maschinelles Lernen nutzt, um diesen am Markt zu orientieren.

Was passiert nun?

Bislang lagen komplexe KI-Modelle und Algorithmen vor allem in den Händen großer Tech- und Finanz-Unternehmen. Die Veröffentlichung von KI-Sprachmodellen könnte das teilweise ändern – theoretisch kann sich jeder zuhause einen KI-Aktien-Bot zusammenbauen.

Ob sich die Serverkosten dafür jedoch lohnen, und ob die Rendite wirklich so läuft wie erhofft, das ist eine andere Frage. Außerdem: Sollten Aktienhändler, die Modelle wie GPT-4 nutzen, wirklich funktionieren, dürften sie schon sehr bald überall auf der Welt im Einsatz sein. Und das würde bedeuten: Der individuelle Anleger hätte kaum noch einen Vorteil.

Dieser Artikel ist erstmals am 31. August 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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