Seit Elon Musk am 28. Oktober Twitter übernommen hat, geht es bei dem Kurznachrichtendienst drunter und drüber. Auch personell: Elon Musk hat mehr als die Hälfte der ursprünglichen Belegschaft von 7.500 Menschen gekündigt oder zur Kündigung veranlasst.
Kündigungen vor allem im Software-Bereich von Twitter
Auch ein Großteil der rund 30 Beschäftigten von Twitter in Deutschland hat Kündigungen erhalten. Vor allem ist der Bereich der Software-Entwicklung ist betroffen. "Es ist kaum noch einer da", sagt Tom, der anders heißt und anonym bleiben möchte, zur Gewerkschaft Verdi.
Tom war bis zum 4. November im Softwarebereich bei Twitter tätig. An diesem Tag erhielt er - wie Tausende andere Twitter-Mitarbeiter auf der ganzen Welt - eine Mail, dass auch seine "Rolle eventuell betroffen sei". Zwei Wochen später kam dann die Kündigung zum 31.12. per Post - ohne Begründung, wie Tom dem NDR-Medienmagazin ZAPP sagte.
Deutsche Twitter-Mitarbeiter erheben Kündigungsschutzklage
Gefallen lassen will sich das der Software-Entwickler nicht: Im November sind er und andere gekündigte Twitter-Mitarbeitende bei Verdi eingetreten und haben eine Kündigungsschutzklage gegen Twitter erhoben. Bei Kündigungsschutzklagen kommt es entweder zu einem Güteverfahren, das mit einem Vergleich, sprich einer Abfindung endet. Oder zu einer Gerichtsverhandlung, bei der über die Rechtmäßigkeit der Kündigung entschieden wird.
Außerdem sind die Gekündigten dabei, einen Betriebsrat für Twitter Deutschland zu gründen. Gegen die Kündigung wird das vermutlich nicht helfen, es geht aber darum, ein Zeichen zu setzen. Selbst, wenn am Ende nicht alle Gekündigten im Unternehmen verbleiben sollten, "sollen wenigstens ihre Kolleg*innen, die bleiben werden, in Zukunft besser gegen weitere Schnellschüsse von Elon Musk geschützt sein", heißt es in einer Verdi-Mitteilung.
- Zum Artikel: Entlassungen und Chaos: Die Zerreißprobe für Twitter
Auch Twitter-Beschäftigte in den USA klagen gegen Kündigung
Im Oktober hatte Verdi auch die Gründung eines Betriebsrats bei TikTok Germany unterstützt. Gewerkschaftssekretär Hikmal El-Hammouri, der in beiden Fällen beteiligt war, glaubt sogar, dass die Gründung von Betriebsräten in Social-Media- und Start-Up-Unternehmen Schule machen werde. Bislang sind Betriebsräte in der deutschen IT-Branche eine Seltenheit.
In den USA haben Twitter-Angestellte eine Sammelklage gegen ihre Kündigungen eingereicht. Sie werfen dem Unternehmen vor, gesetzliche Vorgaben missachtet zu haben – so sieht ein Arbeitsrecht-Gesetz vor, dass Massenentlassungen 60 Tage im Voraus angekündigt werden müssen. Twitter drohen deshalb Strafen in Höhe von bis zu 30.000 US-Dollar für jede fehlende Warnung. Der Ausgang des Verfahrens ist offen.
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