"If you want it, do it", schreit ein junger Typ im hellen Dreiteiler auf der Bühne, "and never give up". Die Menge im Dunkeln hält die Handy-Taschenlampen hoch, Jubel und Geschrei. Es ist nur eins von vielen Videos, mit denen die "IM Academy" auf Youtube Werbung macht. Die Online-Plattform wirbt mit dem Versprechen, Laien mit Lehrvideos zu zeigen, wie man mit Trading Geld verdient.
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Riskante Wetten auf Währungskurse
Mitglieder sollen lernen, auf kurzfristige Kursschwankungen zu wetten – zum Beispiel auf Währungs- und Kryptomärkten. Beim sogenannten Forex Trading, kurz für "Foreign Exchange", versucht man vorherzusagen, wie sich Währungskurse entwickeln. Das ist kompliziert und risikoreich, weshalb Privatpersonen selten auf Forex setzen. Es gibt aber Kurse dazu an der "IM Academy". Darauf stößt im Herbst 2020 auch der 23-jährige Josh aus Würzburg.
Tinder-Match führt zur "IM Academy"
Josh lernt damals eine Frau auf Tinder kennen, die auf Fotos mit Luxus-Autos und einem Privatjet posiert. Der Würzburger ist beeindruckt: "Der Wahnsinn, dachte ich mir, ich will das auch." Diese Frau erzählt ihm das erste Mal von der "IM Academy". Von diesem Versprechen, dass auch er das alles erreichen kann. Josh ist sofort dabei. Er muss um die 250 Euro im Monat für die Trading-Ausbildung zahlen, dafür bekommt er Zugänge zu den Lehr-Videos. Und er hört in Video-Calls anderen zu, die es schon geschafft haben.
🎧 "Wild Wild Web"-Podcast: Er hat alles für seinen Traum getan und selbst für die "IM-Academy" geworben. Ein Insider erzählt, wie das System hinter der Online-Akademie funktioniert – und versucht in dieser Folge des BR-Podcasts "Wild Wild Web", einen jungen Mann zum Ausstieg zu bewegen.
Reich werden mit dem richtigen "Mindset"
In so einem Call lernt Josh auch, dass es auf das richtige "Mindset" ankommt. Die wichtigste Regel in der "IM Academy" ist "The Law of Attraction", das Gesetz der Anziehung. Vereinfacht gesagt besagt das, dass er mit der Kraft seiner Gedanken alles steuern kann. Positive Gedanken ziehen positive Dinge an, negative Gedanken negative Dinge. Josh nimmt sich deshalb jeden Tag Zeit für die Affirmationen, eine Art Meditation. "Man lebt eigentlich dauerhaft in einer Traumwelt", sagt Josh dazu heute.
Neue Kunden anwerben bringt Geld
Gegründet wurde die "IM Academy" unter anderem Namen schon 2013. Laut eigenen Angaben hat die Plattform heute mehr als 400.000 Mitglieder, Tendenz steigend. Das liegt auch daran, dass die "IM Academy" ein Strukturvertrieb ist: Wer eine bestimmte Anzahl an neuen Mitgliedern anwirbt, bekommt von der Plattform jeden Monat Geld und profitiert auch, wenn diese Mitglieder wiederum jemanden anwerben.
Auch Josh holte mehrere Bekannte zur "IM Academy", unter anderem auch seinen besten Freund. Doch der Privatjet springt für keinen der Freunde heraus: Von Joshs Bekannten erzielt keiner mithilfe der Online-Finanzakademie nennenswerte Gewinne, Joshs bester Freund verschuldet sich sogar. Auch Josh selbst verliert mehrere tausend Euro durch die Finanzgeschäfte – und leidet anschließend an einem Burnout.
Finanzaufsicht warnt vor Online-Finanzakademien
Während die deutsche Finanzaufsicht (Bafin) nur allgemein vor Online-Finanzakademien warnt, gehen die Behörden in anderen europäischen Ländern bereits restriktiver gegen die "IM Academy" vor. Die belgische Finanzaufsicht etwa stufte die Plattform als illegales Pyramidensystem ein. In Spanien nahm die Polizei letztes Jahr acht führende Köpfe der "IM Academy" fest. Der Vorwurf: Betrug.
Josh ist mittlerweile ausgestiegen: "Ich habe einfach erkannt, wie unglaublich gefährlich so ein System sein kann", sagt er. Er will nun mit seiner Erfahrung andere Menschen vor der "IM Academy" warnen.
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