KI-Texte bleiben eine Herausforderung für Universitäten und Schulen. Während die einen auf technische Lösungen zur Erkennung setzen, plädieren andere für einen offeneren Umgang mit der neuen Technologie. Eine aktuelle Studie zeigt nun, die Erkennung von KI-generierten Texten ist praktisch unmöglich.
KI schreibt bessere Hausarbeiten als Menschen
Denn: In einem wissenschaftlichen Experiment an der University of Reading (externer Link) wurden 94 Prozent der von Künstlicher Intelligenz geschriebenen Prüfungsantworten nicht als solche erkannt. Tatsächlich erzielten die KI-Antworten im Durchschnitt sogar bessere Noten als die der echten Studierenden.
Das Forscherteam um Peter Scarfe führte hierbei eine "blinde Studie" durch: Die Wissenschaftler schleusten KI-geschriebene Antworten in das Prüfungssystem von fünf verschiedenen Undergraduate-Modulen eines Psychologie-Studiengangs ein. Die Prüfer wussten nichts von dem Experiment - und vergaben an die künstlich erzeugten Texte Noten, die durchschnittlich eine halbe Note besser waren als die der echten Studierenden.
Bei den Aufgaben handelte es sich sowohl um "Kurzantwortfragen", auf die die Studenten mit maximal 200 Wörtern antworten mussten, als auch um "aufsatzbasierte Fragen", bei denen ein Essay mit 1.500-Wörtern gefragt war.
Technische Lösungen versagen
Tatsächlich gibt es aktuell keine verlässliche Methode, maschinelle Texte als solche zu identifizieren. Programme wie "GPTZero" oder das deutsche Start-up "Genaios" versprechen zwar, KI-generierte Inhalte aufspüren zu können. Doch wie sich zeigt, lassen sich diese Detektoren leicht austricksen. "Es wird nie eine Erkennungs-KI geben, die zu 100 Prozent akkurat ist", räumt selbst Genaios-CEO Khaleeq Aziz ein.
Im Test des BR24-Podcast "Der KI-Podcast" konnten sämtliche gängigen Erkennungstools mit einfachen Anpassungen überlistet werden. Besonders problematisch: Die Programme schlagen manchmal auch bei menschlichen Texten fälschlicherweise Alarm.
Neue Wege in der Lehre
Angesichts dieser Entwicklung plädieren einige Dozenten für einen pragmatischeren Umgang mit KI. Till Krause, Professor an der Hochschule Landshut, verfolgt einen anderen Ansatz: "Ich versuche den Studierenden beizubringen, KI letztlich so zu benutzen wie eine wissenschaftliche Quelle", erklärt er im tagesschau-Podcast "11KM". KI ist nicht verboten, seine Studenten sollen aber genau dokumentieren, welches KI-Modell sie mit welchem Prompt zu welcher Zeit genutzt haben.
Krause setzt zudem verstärkt auf mündliche Prüfungen: "Man merkt relativ schnell, ob die sich damit auseinandergesetzt haben oder nicht." In der direkten Befragung würden Studenten, die sich nur auf KI-generierte Texte verlassen haben, schnell ins Straucheln geraten.
Neue Normalität KI
Die Forscher der University of Reading ziehen aus ihrer Studie drastische Schlussfolgerungen: "Wir müssen akzeptieren, dass wir uns auf dem Weg in eine 'neue Normalität' befinden, in der die Nutzung von KI unvermeidlich ist", heißt es in ihrer Veröffentlichung. Statt die KI als Bedrohung zu sehen, sollte der Fokus darauf gelegt werden, wie man sie zur Verbesserung der Bildung einsetzen kann.
Allerdings warnen die Wissenschaftler auch vor den Grenzen der Technologie: KI-Systeme können "halluzinieren", also falsche Fakten präsentieren oder unlogische Argumentationen aufbauen. Die Herausforderung für Bildungseinrichtungen müsse es deshalb sein, dass Studenten die KI kritisch und verantwortungsvoll zu nutzen lernen.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in "Der KI-Podcast"– dem Podcast von BR24 und SWR.
Dieser Artikel ist erstmals am 6. Dezember 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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