Auch das bei Kindern beliebte Spiel "Roblox" beinhaltet KI-Assistenten
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KI und Kinder: Wie sieht die Welt der "KI-Natives" aus?

KI und Kinder: Wie sieht die Welt der "KI-Natives" aus?

Künstliche Intelligenz ist überall und verändert die Welt. Was macht das mit Kindern, die in dieser Welt aufwachsen - und was können Erwachsene von ihnen lernen?

Douglas Adams, Autor von "Per Anhalter durch die Galaxis", hat einmal geschrieben, dass wir Menschen auf drei verschiedene Arten auf neue Technologien reagieren. Erstens: Alles, was bei unserer Geburt in der Welt existiert, ist normal und gewöhnlich und einfach ein natürlicher Teil der Funktionsweise der Welt. Zweitens: Alles, was zwischen unserem fünfzehnten und fünfunddreißigsten Lebensjahr erfunden wird, ist neu und aufregend und revolutionär, und man kann wahrscheinlich eine Karriere darin machen. Und schließlich drittens: Alles, was nach unserem fünfunddreißigsten Lebensjahr erfunden wird, widerspricht der natürlichen Ordnung der Dinge.

Wenn wir über die KI-Revolution reden, dann meistens aus der Perspektive der zweiten und der dritten Gruppe, also grob aus der Perspektive der Erwachsenen. Aber wie sieht die KI-Welt eigentlich aus der Sicht derjenigen aus, die von Anfang an in ihr aufwachsen? Damit beschäftigen sich Marie Kilg und Gregor Schmalzried in der aktuellen Folge von "Der KI-Podcast".

KI in immer mehr Produkten für Kinder und Jugendliche

Kaum ein Tag scheint zu vergehen ohne eine neue Schlagzeile über künstliche Intelligenz: KI führt zu Durchbrüchen in der Wissenschaft, bringt Firmen zu Milliarden-Investments, und steckt in immer mehr alltäglichen Produkten. Nicht wenige davon richten sich auch an Kinder, wie etwa das enorm beliebte Roblox, eine Art digitaler Baukasten, mit dem man eigene Computerspiele selbst entwickeln und mit Freunden spielen kann. Das Programm gilt als eine der populärsten Spieleplattformen bei Minderjährigen – und hat seit Kurzem einen KI-Assistent, der Nutzern beim Entwickeln der Spiele mittels simpler Sprachbefehle zur Seite steht.

Auch der bei Jugendlichen stark genutzte Kurznachrichtendienst Snapchat hat schon seit geraumer Zeit einen integrierten KI-Chatbot, mit dem Nutzer auf dieselbe Art chatten können wie mit anderen Menschen. Die Funktion ist bei Jugendlichen beliebt - die oft viel selbstverständlicher mit KI umgehen als ihre Eltern.

KI-Kindervideos werden millionenfach geschaut

Zwar sind integrierte KI-Chatbots in der Regel klar gekennzeichnet – doch die Unterscheidung zwischen menschlichen und künstlich generierten Inhalten wird zunehmend schwerer. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene: Gerade hat eine Studie der Universtität Stanford gezeigt, dass sich KI-generierte Bilder auf Facebook schneller verbreiten als menschliche Inhalte – und dabei von vielen Usern nicht als KI-generiert erkannt werden.

Dass sich viele Erwachsene noch nicht an die generative Technologie gewöhnt haben, wirkt sich wiederum auf die jüngsten Kinder aus, die noch nicht selbstständig in der Medienwelt unterwegs sein können. Auf Youtube zum Beispiel werden KI-generierte "Lernvideos" für Kinder millionenfach geklickt. Was auf den ersten Blick mit einem pädagogisch wertvollen Versprechen lockt – etwa Hilfe beim Lernen von Zahlen oder Tierarten – entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als KI-generierte Unsinn: Papageien mit vier Augen, Katzen, deren Beine sich beim Laufen auf einmal verdoppeln oder ganz verschwinden, und so weiter.

Erwachsene und Jugendliche wissen natürlich, dass normalen Tieren nicht einfach spontan neue Gliedmaßen wachsen. Wie gut Kinder im Vorschulalter das jedoch alles einschätzen und von der Realität unterscheiden können, ist allerdings unklar.

KI immer noch wenig Thema in der Schule

Höchste Zeit also für KI-Unterricht in der Schule? Möchte man meinen, aber wie auch schon bei vergangenen technologischen Veränderungen tun sich Schulen und Kultusministerien schwer, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. Zwar sind sich inzwischen die meisten Entscheidungsträger einig, dass der Umgang mit KI so schnell wie möglich an Schulen thematisiert werden muss. Doch an vielen ohnehin überlasteten Schulen ist davon noch nicht viel zu spüren. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap unter 1500 Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren gaben knapp 40% an, dass die Nutzung von KI an ihrer Schule "noch gar kein Thema" sei. Nur bei 17% gab es klare Regeln zur Nutzung von KI in der Schule.

KI ist für alle Neuland – und das kann auch gut sein

Dabei könnte gerade in dem Fakt, dass künstliche Intelligenz gerade für alle Altersgruppen gleichermaßen neu ist, auch Potenzial liegen. Das ist zumindest die Ansicht der Psychologin Verena Friederike Hasel: "Eigentlich ist das eine einzigartige Chance für Lehrer, Lehrerinnen und Kinder und Eltern mit ihren Kindern. Weil normalerweise bringt man den Kindern etwas bei und man ist nicht auf Augenhöhe mit ihnen. Und mit einem Mal sind wir in einer Situation, da gibt es etwas, das ist für uns alle neu."

Hier wiederum könnten Erwachsene durchaus vom Blick der jungen "KI-Natives" profitieren, die sich oft viel natürlicher und spielerischer in neue Technologien einfinden. Denn genauso wie bei früheren technologischen und kulturellen Veränderungen dürfte auch diesmal kein Weg zurück führen. Und auch in der Vergangenheit haben sich viele Vorbehalte älterer Generationen gegenüber neuer Technologie am Ende als unbegründet erwiesen.

Douglas Adams formulierte das obige Bonmot übrigens in einem Aufsatz, den er im Jahr 1999 schrieb. Damals gab es viele Bedenken rund um eine andere sehr neue Technologie. Adams, der Science Fiction Autor, sah in dieser viele Herausforderungen, aber auch großes Potenzial. Der Titel seines Essays: "Wie man aufhört, sich Sorgen zu machen und lernt, das Internet zu lieben."

🎧Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.

Thema des KI-Podcasts am 2.4.2024: "Kinder und KI: Was wird aus der Generation ChatGPT?"

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