Ein Fairphone 5
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Fairphone 5

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Murena Fairphone: Das politisch korrekte Smartphone?

Smartphones stehen im Ruf, nicht besonders ressourcenschonend und schwer zu reparieren zu sein. Zugleich gelten sie als Datenschleudern persönlicher Nutzerdaten. Das Murena-Fairphone erhebt den Anspruch, das alles besser zu machen. Ein Test.

Viele handelsübliche Smartphone-Geräte sollen schon bei der Fertigung mit Ressourcen nicht gerade schonend umgehen. Auch der Vorwurf von Kinderarbeit ist schon erhoben worden. Wenn dann mal etwas kaputt geht, ist es vielfach schwierig und deswegen teuer, Komponenten wie Bildschirm oder Akku auszutauschen, weil alles fest verklebt ist.

Datenschleuder Smartphone

Zudem stehen die beiden Hauptbetriebssysteme für Smartphones, Android und iOS, in der Kritik, weil laut Datenschützern viele persönliche Nutzerdaten an die Betriebssystemhersteller Apple und Google sowie andere Firmen im Hintergrund abfließen.

Murena-Fairphone echte Alternative?

Doch mit dem Murena-Fairphone ist eine Geräte-Betriebssystem-Kombination auf dem Markt, die zum einen für sich in Anspruch nimmt, ressourcenschonend produziert zu sein und durch leichte Reparaturmöglichkeiten eine lange und günstige Lebensdauer zu haben. Zugleich hat es mit der Murena-Variante eine spezielle Version des Android-Betriebssystems installiert, das die Gier von Google und anderen nach privaten Daten aus unseren Smartphones wirksam eindämmen soll.

Test: Gutes Ergebnis

Ein Test der Computerzeitschrift CT bestätigt das in weiten Teilen. Dem Fairphone 5 attestieren die Tester dabei, es sei einfach reparierbar und die spezielle Version des Android-Betriebssystems sei von Google in weiten Teilen entkoppelt und erhalte bis zu acht Jahre lang Sicherheitsupdates.

Bauweise: Module, die gesteckt oder verschraubt sind

Dass das Fairphone so leicht zu reparieren ist, erklärt CT-Redakteur Robin Brand damit, dass die einzelnen Bestandteile des Smartphones als Module verbaut sind, die untereinander gesteckt oder verschraubt, aber nicht miteinander verklebt sind. Das reduziert die Reparaturkosten beim Fairphone enorm. So kann man den Akku ohne Werkzeug auswechseln – die hintere Abdeckung ist geklippt und der Akku ist wie eine flache Batterie in ein Fach gesteckt.

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Ohne Werkzeug zu wechseln: Fairphone-Akku

Fairphone ist nicht wasserdicht

Auch um andere Teile wie beispielsweise den Bildschirm oder die Kamera auszuwechseln benötigt man nur einen kleinen Schraubenzieher. Der Nachteil: Das Fairphone ist zwar wasserabweisend, aber nicht wasserdicht. Verklebte Smartphone verzeihen es meist, wenn sie kurzzeitig im Wasser landen – das Fairphone nicht.

Akkulaufzeit könnte besser sein

Die eingebauten Komponenten verorten die Tester dabei in einem guten Mittelfeld. Es gäbe zum Beispiel in anderen Smartphones bessere Kameras, aber das OLED-Display sei lichtstark und stromsparend. Das ist hier auch wichtig, denn mit einer Akku-Laufzeit von rund sieben Stunden schwächelt das Fairphone ein wenig.

Schneller Akku-Wechsel nicht komfortabel

Nachdem aber der Akku einfach zu wechseln ist, würde es sich anbieten, einen Ersatz-Akku außerhalb des Geräts zu laden und ihn schnell zu wechseln. Das ist aber nicht sehr komfortabel: Im Handel ist derzeit keine Ladestation zu finden, mit der man den ausgebauten Akku aufladen könnte – man müsste den Ersatz-Akku also vorher im Gerät selbst laden.

"Ent-googelte" Android-Version

Beim Betriebssystem "Murena /e/OS" handelt es sich um eine Variante des Google-Betriebssystems Android, das aber "ent-googelt", also um die Google-Dienste bereinigt wurde. Das heißt: Viele Komponenten wurden durch Open-Source Elemente ersetzt und der Datenaustausch mit Google gestoppt. "Murena selbst hat eine Cloud mit Servern in der EU über die verschiedenen Cloud-Services zur Verfügung gestellt werden", sagt CT-Redakteur Brand. "Open-Source-Apps für Mail, Termine, Aufgaben und Backups, Fotos et cetera ist alles ab Werk eingerichtet." Man müsse sich um die Komfortfeatures nicht groß kümmern, weil Morena das im Hintergrund erledige, so Brand.

Bewusste Entscheidung: Daten gegen Komfort

Das macht das Betriebssystem recht alltagstauglich. Und zusätzlich gibt es die Möglichkeit, trotz der Google-Entkoppelung Android-Apps über die Murena-Plattform zu nutzen. Zwar kann es dann passieren, dass eine Verbindung zu Google-Servern hergestellt werden muss, um bestimmte Funktionalitäten zu gewährleisten. Aber das Betriebssystem warnt einen, dass und welche Daten für welchen Dienst abfließen sollen und man kann sehr gezielt entscheiden, ob man Komfort und Nutzbarkeit gegen seine Daten tauschen will, oder nicht.

Im Vergleich: Murena-Fairphone politisch korrekter

Letztlich ist das Murena-Fairphone auf dem Weg zum politisch korrekten Handy anderen Smartphones einige Schritte voraus. Es verwendet bei der Produktion weniger Rohstoffe, ist leichter zu recyceln, einfacher zu reparieren, hat eine lange Lebensdauer und gut nutzbare Komponenten. Das Betriebssystem ist in der Basisversion unabhängig von Google, bietet aber die Möglichkeit für bestimmte Apps bewusst Daten freizugeben. Insgesamt ein alltagstauglicher Kompromiss für Menschen, denen ein ökologischer Ansatz und datenbewusstes Verhalten bei gleichzeitig guter Nutzbarkeit rund 750 Euro wert ist.

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