Jerry Yue vom US-Technologieunternehmen Brain Technologies präsentiert den Prototypen eines KI-Smartphones der Deutschen Telekom.
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Jerry Yue vom US-Technologieunternehmen Brain Technologies präsentiert den Prototypen eines KI-Smartphones der Deutschen Telekom.

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Smartphone: In Zukunft ohne Apps?

Auf dem Mobile World Congress hat die Telekom einen Smartphone-Prototyp vorgestellt, der ohne Apps auskommt. Gesteuert wird es per Sprachbefehl. Die Entwickler sind überzeugt, dass dem KI-Assistenten die Zukunft gehört. Es gibt aber auch Zweifel.

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Wer ein Smartphone nutzt, wechselt häufig von einer App zur nächsten. Das kann nerven und man kann schon mal den Überblick verlieren, vor allem, wenn man Dutzende Apps installiert hat. Dass es auch anders geht, demonstriert die Deutsche Telekom: Auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentierte sie zwei Smartphones, bei der die Apps fehlen. Ersetzt werden sie von einem auf KI basierenden Assistenten.

KI-Assistent kann auch zusammenhängende Aufgaben erledigen

Der Nutzer sagt dem "KI-Phone" per Sprachbefehl, was er will: eine Mail schreiben, etwas einkaufen oder ein Foto bearbeiten. Der Assistent - die Telekom nennt ihn "Concierge" - wählt je nach Kontext die passenden Anwendungen aus und erledigt die Aufgabe.

Auch zusammenhängende Aufgaben kann der KI-Assistent übernehmen - zum Beispiel das Buchen einer Reise. Die Anweisung an die KI könnte dann so lauten: "Ich möchte nach Barcelona zum Mobile World Congress. Buche mir bitte einen Flug, ein Hotel und gute Restaurants."

Entwickler: Die Zukunft wird frei von Apps sein

"Unsere Vision ist ein magenta Concierge für ein App-freies Smartphone. Ein echter Begleiter im Alltag, der Bedürfnisse erfüllt und das digitale Leben vereinfacht", schreibt Jon Abrahamson, Chief Product & Digital Officer bei der Telekom auf der Website des Unternehmens.

Jerry Yue, Gründer und Chef von Brain Technologies, die den KI-Assistenten entwickelt hat, sagte in Barcelona: "Die Zukunft wird frei von Apps sein." Yue präsentierte das KI-Phone auf dem Mobile World Congress. Der KI-Assistent lieferte Geschenkvorschläge für Yues Großmutter.

KI-Assistent läuft in der Cloud - oder auf dem Smartphone direkt

In Barcelona demonstrierte die Telekom zwei Varianten des "KI-Phones": Bei der Cloud-Version greift die Telekom auf ihr bereits existierendes Mittelklasse-Gerät T-Phone zurück, das mit dem Google-Betriebssystem Android läuft.

Daneben gibt es noch ein leistungsstarkes Smartphone, bei dem ein Großteil der KI-Verarbeitung auf dem Gerät selbst stattfindet. Der dafür nötige spezielle Prozessor kommt vom US-Chiphersteller Qualcomm, dem dritten Projektpartner neben Telekom und Brain Technologies. Wenn KI lokal auf einem Gerät läuft, spricht man von Edge AI.

"KI-Phone" gibt es noch nicht zu kaufen

Bei beiden Varianten handelt es sich noch um Prototypen. "Bis die Kundinnen und Kunden sie im Shop kaufen können, wird es noch etwas dauern", schreibt die Telekom auf ihrem Blog.

Aus Sicht von Branchenexperten könnte das Projekt aber der Anfang eines neuen Trends sein: Apps verlieren an Einfluss und die Smartphone-Nutzung ändert sich radikal.

Bestehende Geschäftsmodelle werden durch KI-Assistenten in Frage gestellt

Auf der anderen Seite muss sich erst noch zeigen, ob die Mehrheit der Smartphone-Nutzende ihre Apps aufgeben und alles einer KI überlassen will. Apps hat man ja bewusst installiert, weil man ihnen vertraut und vom Nutzen überzeugt ist. Wenn es keine Apps mehr gibt, sondern der KI-Assistent Aufgaben erledigt, übernimmt er auch die (Vor-)Entscheidung, welche Quellen und Dienste er dafür verwendet. Und das sind möglicherweise andere, als der Smartphone-Nutzer ausgewählt hätte.

Auch Marken hätten es auf einem KI-Phone schwerer, von potenziellen Kunden gesehen zu werden und ihre Produkte zu verkaufen. Dieser Wandel werde aber nicht nur die digitalen Geschäftsmodelle der Medien infrage stellen, sondern auch die demokratischen Prozesse stören, befürchtet die Süddeutsche Zeitung (kostenpflichtiger Inhalt). Denn die funktionierten nur mit einer informierten, aufgeklärten Öffentlichkeit.

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