Monatelang wurde spekuliert, jetzt ist es offiziell: OpenAI, die KI-Firma hinter dem KI-Programm ChatGPT, will Tech-Gigant Google nun auch im Suchmaschinengeschäft Konkurrenz machen.
Am Donnerstag kündigte das Unternehmen eine neue KI-gestützte Suchmaschine namens SearchGPT an. Bisher greifen die KI-Chatbots des Unternehmens für ihre Antworten nur punktuell auf Quellen aus dem Internet zu. Mit SearchGPT will das Unternehmen erstmals eine klassische Websuche anbieten, bei der die Suchergebnisse im Vordergrund stehen und durch ein KI-Sprachmodell in einem Fließtext zusammengefasst werden.
Funktion ist noch nicht öffentlich verfügbar
Noch ist die neue Funktion nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Zuerst soll diese als Prototyp von einer kleinen Nutzergruppe getestet werden. Die Suchfunktion soll in Zukunft kein eigenständiges Produkt sein, sondern zu einem Feature von ChatGPT werden, dem bekanntesten KI-Chatbot von OpenAI.
Experten halten das Potenzial von KI-gestützter Internetsuche für hoch. SearchGPT dürfte ähnlich funktionieren wie etwa die KI-Suchmaschine Perplexity, die statt einer Linkliste eine KI-generierte Textzusammenfassung der Suchergebnisse mit weiterführenden Links erstellt. Auch klassische Suchmaschinen wie Google oder Ecosia experimentieren mit KI-Funktionen in ihrer Suche.
KI-Suchmaschinen immer noch fehleranfällig
Allerdings geht bislang noch nicht alles rund. Generative KI ist weiterhin fehleranfällig und hat Schwierigkeiten, wirklich zuverlässige Informationen anzubieten. Insbesondere bei der Suche nach regionalen Informationen sind die neuen Modelle schlechter als klassische Suchmaschinen. So passierte OpenAI bereits im Präsentationsvideo von SearchGPT ein peinlicher Patzer: Bei der Demonstration einer Suche nach Konzerten in North Carolina machte das Programm fehlerhafte Angaben über Ticketverkauf und Veranstaltungszeitraum eines Musikfestivals.
Der Patzer im offiziellen Promo-Video von OpenAI zeigt, wie schwer falsche Angaben aus KI-Suchmaschinen zu erkennen sind. SearchGPT offenbart hier ähnliche Schwächen wie andere Programme. So liefert eine Suche nach bayerischen Musikfestivals mit der KI-Suchmaschine Perplexity ebenfalls lückenhafte Ergebnisse. Die Suchmaschine behauptet etwa, dass bislang kein Termin für das "Brass Wiesn Festival" in Eching feststeht, obwohl dieser auf der Homepage des Festivals angekündigt ist.
Starke Resonanz in der Tech-Welt
Trotz der Schwächen löste die Ankündigung von OpenAI eine starke Resonanz in der Tech-Welt aus. Die Aktienkurse von Alphabet, dem Mutterkonzern von Google, brachen nach der Ankündigung am Donnerstag kurzzeitig ein. Bislang hat die Firma ein Quasi-Monopol auf dem Suchmaschinenmarkt, über 80 Prozent aller Suchanfragen gehen an sie. Einen Tag vor der OpenAI-Ankündigung veröffentlichte der US-Konzern seine Quartalszahlen, das Geschäft mit der Websuche brummt unverändert.
Dabei ist das Geschäftsmodell der Firma seit Jahren fast unverändert. Der größte Teil des gigantischen Umsatzes von Alphabet kommt durch Werbeanzeigen, die zwischen Suchergebnisse geschaltet werden. Doch seit einiger Zeit mehrt sich die Kritik an der Nutzererfahrung, immer mehr User beklagen eine zunehmende Verschlechterung der Suchergebnisse.
Google selbst hat bisher wenig Glück mit KI
Auch die letzten KI-Experimente der Firma waren nicht von Erfolg geprägt: Als Google im Sommer testweise KI-Zusammenfassungen bei Websuchen amerikanischer Nutzer anbot, verbreiteten sich schnell zahlreiche Screenshots von inkorrekten, geschmacklosen oder unsinnigen Antworten der Google-KI. All dies trägt dazu bei, dass Platzhirsch Google angreifbar scheint gegen neue Konkurrenz im Suchmaschinengeschäft.
Die Ironie an der Geschichte: Ohne Google gäbe es die KI-Technologie, auf der OpenAIs Erfolg aufbaut, vermutlich gar nicht. Das Unternehmen hat die Grundlagenforschung an großen generativen Sprachmodellen in ihren Anfängen wesentlich vorangetrieben. Viele der KI-Forscher, die später KI-Firmen wie OpenAI oder Anthropic aufgebaut haben, haben ihre Karriere bei Google begonnen. Nun greifen sie den Tech-Giganten in seinem eigenen Revier an.
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